Neustadt Abenteuer Museum

Gut Ding will Weile haben. Seit 25 Jahren kämpft Gerd Häßel für ein Rhönradmuseum in Reichenbach-Steegen. Nun ist er seinem Ziel einen entscheidenden Schritt näher gekommen: Heute findet die Gründungssitzung eines Fördervereins statt. Er soll das Projekt auf den Weg bringen.

Immer wieder ist Gerd Häßel auf taube Ohren gestoßen. Umso größer ist die Freude, dass „der Haupt- und Finanzausschuss im Rahmen der Anerkennung Reichenbach-Steegens als Schwerpunktgemeinde Dorferneuerung jetzt das Rhönradmuseum unterstützt“, sagt der 65-Jährige, der sich seit Anfang der 1980er Jahre brennend für das Rad interessiert: „Ich hatte damals in einer Zeitung gelesen, dass der Erfinder des Rhönrads in Reichenbach gebürtig ist. Das war mir, wie den meisten im Ort, bis dahin nicht bekannt gewesen.“ Häßel will mehr über diesen Mann namens Otto Feick erfahren. Er recherchiert im Geburtenregister, stöbert in Antiquariaten und auf Flohmärkten. Über die Jahre trägt er Informationen zusammen, die das Bild rund machen. 1890 geboren, geht Otto Feick in Kaiserslautern zur Schule, lernt Schlosser und fängt bei der Deutschen Reichsbahn in Ludwigshafen an zu arbeiten. Dort engagiert er sich für die Arbeiterschaft, sympathisiert mit der Gewerkschaftsbewegung und ist politisch aktiv. Allerdings nicht im Sinne der französischen Besatzung. Das bringt ihn ins Gefängnis. Dort erinnert er sich an ein Experiment in seiner Kindheit, als er zwei Eisenreifen miteinander verband und mit ihnen einen Hang hinunterrollte. Diese Idee lässt ihn auch nach seiner Entlassung nicht mehr los. Sie begleitet ihn in die Rhön, in die er mit Frau und Kind zieht, um weiteren Sanktionen der Besatzer zu entgehen. In Schönau an der Brend gründet er seine eigene Metallwerkstatt, konzipiert und baut das Rhönrad, das er in 20 Ländern patentieren lässt. Ein Exemplar ersteht Häßel, als er 1989 auf Feicks Spuren in der Rhön wandelt. Mittlerweile ist seine Sammlung auf 20 Räder angewachsen. Das kleinste hat einen Durchmesser von 110 Zentimetern, das größte bringt es auf 2,40 Meter. „Eines steht im Technikmuseum Speyer, eines im Pfälzischen Sportmuseum Hauenstein, die anderen bewahre ich in einem Lager auf.“ Wenn sich sein Wunsch erfüllt, werden sie künftig in einem eigenen Museum zu sehen sein. Zusammen mit all den Dokumenten, Fotos und Gegenständen, die der Sammler zusammengetragen hat. Noch steht nicht fest, wo das Rhönradmuseum in Reichenbach-Steegen sein wird. „Drei Möglichkeiten sind angedacht: die alte Schule in Nachbarschaft von Feicks Geburtshaus, das frühere Raiffeisengebäude und das ehemalige Feuerwehrgerätehaus.“ Doch zuerst steht die Gründung des „Vereins Rhönradmuseum“ an. Er soll nicht nur Träger des Museums, sondern auch für die Organisation zuständig sein. Von der Gestaltung der Ausstellung bis zu Führungen und Veranstaltungen. Denn der Fundus an Sehenswertem sei groß. „Wir wollen den Lebenslauf und die Erfindungen von Otto Feick zeigen, dazu Patente, Modelle und vieles andere rund ums Rhönrad. Außerdem haben wir noch ein paar Überraschungen in petto.“ Mindestens sieben Mitglieder braucht der Verein zur Gründung. Gerd Häßel ist zuversichtlich, dass sich genug Interessierte finden.

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