Neustadt Kabarettist Detlev Schönauer in Haßloch: „Frauen verstehen, das kann man lernen“

In seinem neuen Programm „Doppelhirn“, das Detlev Schönauer am 28. Dezember im „Kulturviereck“ präsentiert, bekommt sein Alter E
In seinem neuen Programm »Doppelhirn«, das Detlev Schönauer am 28. Dezember im »Kulturviereck« präsentiert, bekommt sein Alter Ego Jacques noch einen bislang unbekannten Zwillingsbruder verpasst.

Mit „Doppelhirn“ als Kabarettist auf der Bühne, Diplom-Physiker im echten Leben und Biologielehrer in der Bütt: Am 28. Dezember kommt Detlev Schönauer alias der im Saarland lebende, französische Kneipenwirt Jacques zum Gastspiel ins Haßlocher „Kulturviereck“. Stephanie Becker sprach vorab mit dem Mann, den nichts mehr aus der Ruhe bringt, über physikalische Phänomene, nach der Geburt getrennte Zwillinge, Lehrer, Frauenverstehen und die Sache mit der rasenden Zeit.

Herr Schönauer, braucht man als Doppelhirn eigentlich auch eine ordentliche Portion Doppelherz?

Ja, das hängt schon irgendwie zusammen. Eigentlich rührt das mit dem Doppelhirn aber daher, dass Jacques` Frau bei der Fernsehfastnacht „Mainz bleibt Mainz“ den Lehrer Jakob entdeckt, der ihrem Jacques doch sehr ähnlich sieht. Und als die Recherchen dann noch ergeben, dass beide Männer am selben Tag Geburtstag haben, ist klar: Zwillinge! Nach der Geburt getrennt. Und jetzt treffen sie sich in Jacques’ Bistro wieder. Ein Doppelleben haben Sie dabei also auch – oder sogar mehrere. Wie kriegt man den Kabarettisten, den Diplom-Physiker, den Musiker und Sänger Detlev Schönauer jeden Tag ohne Gehirnknoten auf die Kette? Stimmt schon, aber das klappt immer irgendwie. Man lebt doch nur einmal, und der Tag ist gleich deutlich weniger lang, wenn man viel damit macht. Eine Riesenverwandtschaft hält auf Trab. Freut sich Jacques` Schwager Winfried, ein pensionierter Mathelehrer mit Schülerallergie, denn schon auf Biolehrer Jakob aus der Bütt? Also da legt der Jacques ja großen Wert drauf, dass der Winfried in die Verwandtschaft seiner Frau gehört, nicht in seine. In Mainz steht kein Franzos` oder Saarländer in der Bütt, sondern ein echter Mainzer. Und das bin ich von Geburt. Lehrer ist Jakob, weil mir das Thema Bildung wichtig ist. Da liegt der Lehrer als Figur nahe. Wir hatten schon Angst, dass die Zwei so einen dubiosen DNA-Test aus der Fernsehwerbung gemacht haben. Warum ist Jakob Biolehrer und nicht Physiker wie Sie? Schon bei meinem Programm „Geist ist geil“ habe ich gemerkt, dass Bio den Leuten einfach näher ist als Physik oder Mathe, weil damit in der Praxis jeder was anfangen kann. Einen DNA-Test brauchen die Brüder nicht mehr. Die Frau vom Jacques hat das allein enthüllt. Und was schenken die wiedergefundenen Brüder sich zu Weihnachten? Das ist eine Überlegung wert! Bei Jacques wird sicherlich leckeres Essen aus Frankreich eine Rolle spielen. Jakob bringt garantiert guten Wein mit. Natürlich geht da nur einer aus der Pfalz. Sie müssen immer das Besondere an jedem Ort finden. Wie ist das mit Haßloch, wo sie schon mehrmals waren? Kann Sie da noch irgendwas schocken oder überraschen? Mich kann, glaube ich, gar nichts mehr schocken. Klar sagt immer mal wer aus dem Publikum: „Des heest bei uns awwer so unn so.“ Eine Erinnerung stammt zwar aus der näheren Umgebung und nicht aus Haßloch, aber so etwas liebt das Publikum: Einmal habe ich mein Kirchenkabarett gespielt. Jedenfalls kummt do eener nochem anner zu spät noi. Unn isch denk` mir: Was is` donn do los? Zum Letzten sag` ich also völlig fertig: „Wu kummschd du jetzt her?“ Er sagt: „Abendmesse.“ Dem habe ich den Tipp zugerufen, dass er nach der Kommunion halt immer als Erster abhauen soll. Seine Antwort: „Bin doch der Pfarrer.“ Haßloch hat viele Vereine. Über 120. Aber Sie haben die Mensa-Mitgliedschaft: Sozusagen ein ganz besonderer Verein für Hochintelligente, für den man über 130 Punkte braucht. Wie trainieren Sie das Doppelhirn? Eigentlich wollte meine Frau, dass wir den Test machen. Jetzt sind wir beide dabei. Aber egal. Intelligenz ist eine Sache, die man mitbringt, aber Bildung ist dann das, was man daraus macht. Darum setze ich mich dafür ein und hoffe, dass ich den ein oder anderen Denkanstoß geben kann. Wenn ich die Jugend sehe, die nur noch über Smartphone kommuniziert, denke ich: Die werden in 10 oder 20 Jahren unsere Politiker sein. Da muss man was machen! Was Ihnen auch viel bedeutet, ist der gesamte Mensch – und somit das Thema Organspendeausweis. Sie werben für ihn. Wie klappt das gerade im Hinblick auf die Widerspruchslösung? Da gibt es den Verein „Niere Saar“, der vor einigen Jahren auf mich zukam, ob ich eine Stimme für ihn sein könnte. Seitdem mache ich das. Natürlich habe ich auch selbst einen Ausweis. Eine Widerspruchslösung fände ich gut, weil ich denke: Wenn ich mal als Patient da liege und gern ein Organ hätte, muss ich auch bereit sein, selbst eins zu geben. Wieder zurück zur Anatomie. Wichtigstes Organ: Humor. Wo sitzt der eigentlich im Körper? Im Gehirn (lacht). Und ein bisschen auch im Herzen. Auf jeden Fall bedeutet er für einen Kabarettisten immer Arbeit, Handwerk und viel Erfahrung. Und welches Thema geht Ihnen noch besonders an die Nieren? Wenn ich physikalische Phänomene unterbringen kann, freu` ich mich. Zeitdilatation zum Beispiel, wenn die Zeit langsamer vergeht, je schneller man sich bewegt. Und nächstes Jahr will ich den Leuten erklären, dass Frauen gar nicht kompliziert sind. Man muss nur richtig mit ihnen umgehen! Der Arbeitstitel lautet „Frauen verstehen in 100 Minuten“, das kann man lernen. Wenn Sie jetzt das Doppelhirn im Urlaub vor Weihnachten und ihrem Besuch in Haßloch noch mal kurz abschalten, funktioniert das bei so einem Vieldenker überhaupt? Jedes Jahr im Dezember geht es für mich eine Woche auf die Kanaren. Ich brauch` die Sonne. In diesem Jahr wäre Wegfahren aus Deutschland also fast gar nicht nötig gewesen. Aber seit dem grauen Wetter mit Regen: Bäh. Im Januar und Februar habe ich keine Zeit mehr, die verbringe ich komplett mit Schreiben. Termin Detlev Schönauer kommt mit seinem neuen Programm „Doppelhirn“ am Freitag, 28. Dezember, um 20 Uhr ins „Kulturviereck“, Gillergasse 14, in Haßloch. Karten (24,44 Euro) unter www.reservix.de und allen bekannten Vorverkaufsstellen.

x