Neustadt Die Preise am Käthe-Kollwitz-Gymnasium gibt es nach der Krise

Ein leerer Saal: Schulalltag im März 2020.
Ein leerer Saal: Schulalltag im März 2020.

Beim Käthe-Kollwitz-Gymnasium planten die Schüler, beim „Abi-Ball“ unter dem Motto „Bohemian RhabsABI – we want to break free“ das Tanzbein zu schwingen. Doch jetzt gab es die Zeugnisse per Post, die Ehrungen werden noch nicht bekanntgegeben.

Oberstufenleiterin Ute Clemens erklärt dazu: „Die Preisverleihung soll nach der Krise nachgeholt werden.“ Von 64 Prüflingen bestanden 62 Absolventen, zwei Schüler erhielten die Note 1,0, insgesamt elf Schüler bestanden mit einer Eins vor dem Komma. Die mündliche Prüfung sei entsprechend den Vorgaben des Landes mit großem räumlichen Abstand durchgeführt worden, so Clemens. Es waren jeweils nur die unmittelbar an der Prüfung beteiligten Personen im Raum. Mit Desinfektionsmitteln wurden Hände, Stühle, Tische und andere Oberflächen ständig desinfiziert.

Die 18-jährige Teresa Dietrich, die in Lindenberg wohnt, entschied sich für das KKG, weil die meisten Klassenkameraden aus der Grundschule an dieses Gymnasium wechselten. Ab der elften Klassenstufe waren es allerdings nur noch 64 Schüler. 20 Mitschüler verließen die Schule, um die Oberstufe auf anderen Gymnasien mit anderen Leistungskursen zu absolvieren. Dietrich: „Das war schon ein Nachteil für uns, es gab weniger Leistungskurse, ein abgespecktes Angebot mangels Masse. Erst in diesem Schuljahr gab es einen Sport-Leistungskurs. Das war auch bei uns der Grund, warum so viele Schüler wechselten.“

Sprachen in den Randstunden

Kritisch sei für einige gewesen, dass der Unterricht in der Oberstufe oft noch bis zur 9. und 10. Stunde stattfand und erst um 17.10 Uhr endete. So lagen auch ihre Grundkurse Spanisch und Französisch in diesen Randstunden. Dietrich: „Das ist widersprüchlich, wenn man doch Sprachen fördern will.“ Sie betont, dass mit der Schülervertretung und der Schulleitung nach Lösungen gesucht, aber keine Alternativen gefunden wurden.

Was Dietrich nach der Schule machen wird, steht für sie „in den Sternen“. Der Coronavirus hat alle Pläne durchkreuzt, etwa mit einem Interrail-Ticket nach Skandinavien reisen und vorher in einem Altenheim ehrenamtlich helfen. „Vielleicht“, überlegt sie, „folgt ein Politik-Studium oder Jura.“ Zwar freut sie sich über ein Abitur mit der Abschlussnote 1,0, doch jetzt sei sie total ratlos und in einer Metamorphose stecken geblieben. „Ich denke noch immer, ich müsste morgen in die Schule. Wir können nicht richtig mit der Schule abschließen. Alle Menschen leiden jetzt extrem“, betont Dietrich. Das einzige, was sie jetzt mache, ist für andere Menschen einzukaufen und dort Hilfe anzubieten, wo sie helfen könne. „Alles ist auf Eis, ich kann nicht mal arbeiten gehen“, bedauert sie.

Termindruck bei der Abi-Zeitung

Ihr Mitschüler Bastian Aumer hat konkrete Pläne für die Zeit nach dem Abitur. Er plant ein Mechatronik-Studium. Vorher würde der 18-jährige Mußbacher gerne eine Reise nach Kuba antreten. „Und vielleicht ein Praktikum fürs Studium machen“, betont er.

Seine Entscheidung für die Schule orientierte sich auch an seinen Grundschulkollegen. Und wichtig war für ihn, „kein Latein in der Schule“. Dafür war die gute Erreichbarkeit ein Argument für das KKG. Gelernt habe er viel soziale Kompetenzen, beispielsweise über die Big Band. „Besonders der Bigband-Leiter Pascal Koppenhöfer hat dazu viel beigetragen“, so Aumer. In seinen Leistungskursen Geschichte, Biologie und Englisch ging es auch um Zusammenarbeit und Gruppenarbeit.

Auch die Planung der Abschlussaktivitäten, die komplett in der Hand der Schüler lag, forderte ihn. So kümmerte er sich mit weiteren Stufenkollegen um die Abi-Zeitung. „Es herrschte Termindruck, nicht alle konnten die Abgabetermine einhalten, wir mussten die Deadline verschieben“, erzählt er.

Umso härter trifft auch ihn die Absage der Abifeier im Saalbau. 20 Schüler waren im Abi-Komitee mit den Vorbereitungen beschäftigt. Jetzt gibt es das Angebot der TKS, vielleicht im Juni den Abi-Ball nachzuholen, falls sich die Corona-Krise bis dahin gelegt hat.

„Durch Musik geprägt“

Schulleiter Mervyn Whittaker: „Die Schulzeit dieses Jahrgangs deckt sich weitgehend mit meiner Dienstzeit am Käthe. Jetzt verlassen die Schüler die Schule gerade vier Monate vor meiner Pensionierung. Es war der erste Jahrgang mit Bläserklasse.“ So habe die Musik den Jahrgang geprägt. Außerdem sage man dieser Unterrichtsform nach, dass die Musiker nicht nur als solche ein Ensemble bilden, sondern auch als Klassengemeinschaft. Davon habe er sich als Englischlehrer überzeugen können. Die Musik habe den Jahrgang geprägt. Whittaker bedauert, dass diese Absolventen jetzt in die Geschichte eingehen, „als Abi in der Zeit des Coronavirus“.

Einwurf: Wochen des Zusammenhalts

Die letzten vier Wochen vor dem mündlichen Abitur und den geplanten Abitur-Feiern verliefen für die Schüler äußerst dramatisch. Für die Absolventen haben sich die Werte stark verschoben. War vor einigen Tagen der Frust über die Absage der Abifeiern noch riesig, überwiegt jetzt die Sorge um Angehörige, Freunde und die weltweit angespannte Lage. Die Freude über die erbrachte Leistung wird gedämpft durch die Unsicherheit, auch bei den künftigen Berufsaussichten. Doch die Absolventen haben ein dickes Plus: Durchhaltevermögen und ein großer Zusammenhalt in ihrer Schulgemeinschaft sind Eigenschaften, die ihnen auch nach Corona helfen mögen.

Teresa Dietrich.
Teresa Dietrich.
Bastian Aumer.
Bastian Aumer.
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