Ludwigshafen Zwölf Zimmer als Zuflucht

Rund 50 Anfragen von Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, hat das Frauenhaus jeden Monat. Die zwölf Zimmer sind immer bel
Rund 50 Anfragen von Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, hat das Frauenhaus jeden Monat. Die zwölf Zimmer sind immer belegt.

17 Frauenhäuser gibt es in Rheinland-Pfalz, das Ludwigshafener ist das größte. Schon seit 1982 ist es ein Schutz und Zufluchtsraum für Frauen – und ihre Kinder. „Der Bedarf an einer sicheren Unterbringung ist sehr hoch“, sagt Gudrun Brendel-Utzinger, die Vorsitzende des Trägervereins. Über zwölf Zimmer verfügt das Haus, und alle sind derzeit belegt. Ein einfach ausgestattetes Zimmer steht außerdem für Notfälle bereit. Außerdem wohnen noch 17 vorwiegend kleinere Kinder dort. Die Jüngeren werden von einer Erzieherin betreut, so dass sich die Mütter um eine Neuausrichtung ihres Lebens kümmern können. „Wir haben schon seit der Eröffnung einen Kinderbereich. Das haben nicht viele Frauenhäuser“, betont Brendel-Utzinger. Gerade der Blick auf die Kinder sei sehr wichtig, denn sie seien von häuslicher Gewalt immer betroffen, auch wenn sie nicht selbst Opfer von Misshandlungen geworden sind. Die Nachfrage nach einem Platz im Frauenhaus ist hoch: „Wir haben im Monat im Durchschnitt 40 bis 50 Anfragen. Im April waren es sogar 70“, berichtet die Vereinsvorsitzende. Das Frauenhaus sei eigentlich als eine Übergangslösung gedacht. Maximal sollten die Frauen hier sechs Monate wohnen. „Momentan bleiben die Frauen allerdings oft länger bei uns, weil die Lage auf dem Wohnungsmarkt schlecht ist“, sagt Brendel-Utzinger. Es sei für sie nicht einfach, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Die Bewohnerinnen haben physische und psychische Gewalt erlebt, sind oft Opfer von Zwangsprostitution oder Zwangsheirat. „Unsere Bewohnerinnen kommen aus allen sozialen Schichten“, sagt Brendel-Utzinger. Unverändert seien Frauen und Kinder die schwächsten Glieder der Gesellschaft. Viele belastende Biografien hat Gudrun Brendel-Utzinger schon gehört. „Es ist immer wieder erschreckend, was sich Frauen gefallen lassen – und was sie aushalten, oft zum vermeintlichen Schutz der Kinder“, sagt sie. Die physische und psychische Gewalt habe zugenommen. Um den Frauen den Ausweg aus dem Teufelskreis der Gewalt zu ermöglichen, engagiert sie sich zusammen mit dem sechsköpfigen Vorstand, sechs Haupt- und zwölf Ehrenamtlichen mit sehr viel Herzblut für das Frauenhaus. Auch wenn ihre Arbeit sehr zeitintensiv und manchmal emotional belastend ist, macht sie sie doch sehr gerne. „Frauen und Kinder liegen mir am Herzen und man bekommt viel zurück“, sagt sie. Über das Auto, das sie nun von Zonta bekommen, freuen sich alle Mitarbeiterinnen. Denn es wird ihre Arbeit sehr erleichtern. Bislang haben die Haupt- und Ehrenamtlichen alle Wege mit ihren privaten Fahrzeugen erledigt – sei es für Besorgungen, die Begleitung von Frauen und Kindern zu Ämtern und Ärzten oder auch, wenn eine Frau in einer Notsituation in ein anderes Frauenhaus gebracht werden muss. „All das können wir jetzt mit dem neuen Wagen machen“, freut sich Brendel-Utzinger. Das Frauenhaus wird von 13 Frauenverbänden getragen. Diese haben sich zu einem Trägerverein zusammengeschlossen, die Stadt stellt mietfrei ein Haus zur Verfügung. Das Frauenhaus bekommt zwar Zuschüsse von der Stadt und dem Land. Doch reicht das Geld hinten und vorne nicht. „Wir können in manchen Jahren gerade so die Gehälter zahlen“, beschreibt die Vorsitzenden die prekäre Lage. So sind Spenden willkommen, um zum Beispiel Verschleißartikel wie Fahrräder und Buggys zu erneuern, die Zimmer zu streichen oder – wie aktuell gerade – nach und nach die Duschen zu sanieren. „Schön wäre es, wenn sich auch der Rhein-Pfalz-Kreis an der Finanzierung beteiligen würde“, wünscht sich Brendel-Utzinger, denn das Frauenhaus nimmt auch Frauen aus dem Kreis auf. Das zweite Standbein ist die Frauenhausstube im Hemshof. In der Fachberatungsstelle in der Blücherstube 3 können sich Frauen zu allen Fragen rund um Trennung, Scheidung und Häusliche Gewalt beraten lassen. Kontakt Frauenhaus Ludwigshafen, Telefon 0621/521969, Spendenkonto: Frauenhaus Ludwigshafen e.V., Sparkasse Vorderpfalz, IBAN: DE45 5455 0010 0191 4594 45

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