Ludwigshafen Zipfelmützen am Stiefelabsatz

Erwachsene sagen ja, Reisen bildet. Da haben sie – ausnahmsweise – mal recht, wie ich zuletzt festgestellt habe. Zu Ferienbeginn war ich nämlich für zwei Wochen in der Region Apulien. Die liegt im Südosten von Italien, knapp zwei Flugstunden von Frankfurt am Main entfernt – am Absatz des Stiefels, dessen markante Form das sonnige Land hat.

Die Halbinsel Salento im Süden Apuliens bildet eben jenen Stiefelabsatz. Schaut mal in den Atlas, darin könnt ihr das gut erkennen. Gelernt habe ich zudem, dass Apulien mit etwas über vier Millionen Einwohnern fast exakt so viele hat wie Rheinland-Pfalz. Und weil sich Apulien entlang zweier Meere – das Adriatische und das Ionische – erstreckt, hat es eine unglaublich lange (und bildschöne) Küste mit ganz vielen Stränden. Zugleich ist die Gegend die flachste Italiens. Über die Hälfte der Landschaft ist ebenerdig. Apuliens Hauptstadt ist Bari. Dort leben 320.000 Menschen, fast doppelt so viele wie in Ludwigshafen. Besucht habe ich auch die Stadt Lecce. Sie liegt auf der Halbinsel Salento, hat 95.000 Einwohner, eine hübsche Innenstadt und sogar einen Dom – also eine sehr bedeutende Kirche. Wegen seiner tollen Bauwerke wird Lecce auch „Florenz des Südens“ genannt. Florenz ist eine der bekanntesten Städte Italiens und liegt in der Region Toskana. Inmitten Lecces kann man auch Ausgrabungen von uralten Siedlungen bestaunen. Daneben ist Lecce, das man Ledsche ausspricht, für Heiligen-Skulpturen bekannt, die aus Draht, Stroh und Papier gefertigt werden. „Nur wenige beherrschen noch diese alte Handwerkskunst“, hat mir ein kundiger Stadtführer erzählt. Faszinierend ist auch Alberobello – wegen der zahlreichen Zipfelmützen-Häuser, die Trulli (Einzahl: Trullo) genannt werden. Sie sind ein Markenzeichen Apuliens. Trulli sind runde, weiß gestrichene Bauten mit Kegeldächern aus Kalkstein. Nirgendwo kommen sie so geballt vor wie in der Kleinstadt, weshalb man dort viele Touristen trifft. Die Trulli-Dichte vor Ort hat der Legende nach ein Graf zu verantworten. Er wollte damit vor langer Zeit ein Gesetz umgehen, demzufolge es verboten war, neue Ortschaften ohne Erlaubnis zu gründen. Diese kostete Geld. Neuen Siedlern schrieb er daher vor, Trulli zu bauen, weil sie schnell zu demontieren und wieder aufzubauen waren. Kündigte sich eine kaiserliche Kontrolle an, wurden die Dächer fix abgenommen, um den Geldeintreibern statt einer Siedlung eine armselige Ansammlung von halben Wänden vorzugaukeln. Und wieder was gelernt.

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