Ludwigshafen/Mannheim Wirtschaft fordert ausgebaute Wasserstraßen

Die Häfen in Mannheim und Ludwigshafen schlagen jährlich 13 Millionen Tonnen Güter um.
Die Häfen in Mannheim und Ludwigshafen schlagen jährlich 13 Millionen Tonnen Güter um.

Die Häfen in Ludwigshafen und Mannheim sind ein wichtiger Standortvorteil für die Industrie in der Metropolregion Rhein-Neckar. Welche Entwicklungsmöglichkeiten die Häfen noch bieten, darum ging es beim Hafenforum der Industrie- und Handelskammern (IHK) Pfalz und Rhein-Neckar

Mehr als 13 Millionen Tonnen Güter wurden im Vorjahr in Ludwigshafen und Mannheim umgeschlagen. Die Häfen sind für die Industrie der Region beim Export das „Tor zur Welt“. Auch für die Versorgung von Unternehmen sowie der Region mit Rohstoffen und Energie spielen die Häfen eine wichtige Rolle. So werden beispielsweise von einem Tanklager in Ludwigshafen aus Tankstellen in der ganzen Region mit Kraftstoffen versorgt. Auch das Großkraftwerk Mannheim (GKM) wird mit Steinkohle auf dem Schiffsweg beliefert. In beiden Häfen werden Container für Übersee umgeschlagen, die über den Rhein zu den Seehäfen an die Nordsee transportiert werden.

Wie die Häfen weiter entwickelt werden können, war eine Leitfrage beim Hafenforum. Rund 100 Gäste aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft waren der Einladung der Industrie- und Handelskammern ins BASF-Feierabendhaus gefolgt. „Die Häfen sind zentrale Verkehrsknotenpunkte für den Gütertransport in und aus unserer Region. Sie sind auch ein wichtiger Teil der ökologischen Transformation“, sagte Manfred Schnabel, Präsident der IHK Rhein-Neckar. Er verwies auf die Bedeutung von Wasserstraßen als umweltfreundliche Alternative zum Straßenverkehr: Ein Binnenschiff kann bis zu 200 Lastwagen ersetzen. Zudem seien die Binnenhäfen für Lieferketten wichtig. Durch die Anbindung an das Schienen- und Straßennetz seien die Logistiker sehr flexibel. „Fehlen Kapazitäten auf der Wasserstraße, steht die Schiene zur Verfügung, und umgekehrt“, führte der IHK-Präsident aus.

Abstand zu Wohngebieten

Die Herausforderungen für die beiden Häfen seien enorm. Schnabel kritisierte die Bundesregierung: „Im Haushalt für 2023 wurden die Mittel für Wasserstraßen um 350 Millionen Euro gekürzt. Das passt nicht zum erklärten Ziel der Ampel, den Anteil des Binnenschiffs am Transportaufkommen zu erhöhen! Unser Wirtschaftsstandort braucht eine leistungsfähige Wasserstraße und entsprechende Mittel für den Ausbau.“

An die Kommunen appellierte Schnabel, bei der Entwicklung neuer Wohnquartiere auf die Hafenwirtschaft Rücksicht zu nehmen und bei Ausweisung neuer Wohngebiete auf Abstand zu achten, da sonst Konflikte programmiert seien. Ein deutlicher Hinweis an die Stadtspitze in Ludwigshafen, die auf einer seit einem Lagerhallenbrand brachliegenden Fläche am Luitpoldhafen gerne Wohnungen bauen würde. Die Hafenbetriebe hingegen wollen dort eine gewerbliche Nutzung. Der Rechtsstreit tobt seit zehn Jahren.

Vertiefung des Rheins an Engstellen

Uwe Liebelt, Vizepräsident der IHK Pfalz und Leiter des BASF-Stammwerks Ludwigshafen, wies auf die Bedeutung der Logistik für die Industrie hin: „In der Chemieindustrie müssen wir unsere Rohstoff- und Energiebasis in den kommenden 20 Jahren grundlegend umstellen. Trotz großer Anstrengungen dieses Transformationsprozesses muss die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte erhalten bleiben. Vor diesem Hintergrund ist eine hervorragende logistische Anbindung für uns ein wichtiger Erfolgsfaktor.“ Die Binnenschifffahrt leiste einen wesentlichen Beitrag für die deutsche Industrie und trage zur Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland bei. Die eingeschränkte Befahrbarkeit des Rheins in Niedrigwasserphasen wirke sich auf die Versorgung der am Fluss gelegenen Produktionsstätten aus. Dies könne negative Auswirkungen auf die Liefersicherheit für Kunden haben. Die BASF hat deshalb niedrigwassergängige Schiffe angeschafft. Liebelt forderte, dass Engpässe am Mittel- und Niedrigrhein schnellstmöglich beseitigt werden müssten, damit der Schifffahrt mehr Wassertiefe zur Verfügung stehe. Dies leiste einen großen Beitrag „zur Liefersicherheit deutscher Unternehmen und damit zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts“.

Unterstützung sicherte die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) zu, die sich ebenfalls für einen Ausbau der Wasserstraße Rhein aussprach. Auch der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) betonte: „Der Bund, der für die Flüsse als Bundeswasserstraßen zuständig ist, muss die Wasserwege und damit die Binnenschifffahrt endlich fit für die Zukunft machen.“

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