Ludwigshafen Wie sich die Kitz Theaterkumpanei in Ruanda engagiert

Peer Damminger und Bärbel Maier
Peer Damminger und Bärbel Maier

Zum zweiten Mal in diesem Jahr ist die Ludwigshafener Kitz Theaterkumpanei nach Ruanda gereist. Ziel ist es, in dem afrikanischen Partnerland von Rheinland-Pfalz die Kindertheaterszene zu stärken.

Auch Tage nach der Rückkehr ist Peer Damminger immer noch tief beeindruckt. Beeindruckt von der Begegnung mit vielen tollen Menschen und von den Einblicken, die seine Partnerin Bärbel Maier und er in die ruandische Kultur bekommen haben. Zwei Wochen lang waren sie in Ruanda unterwegs. Zwischen dem ostafrikanischen Land und Rheinland-Pfalz besteht seit 1982 eine Partnerschaft, die immer noch sehr aktiv und den Menschen dort sehr präsent sei, sagt Damminger.

Was das Ludwigshafener Kindertheater Kitz Theaterkumpanei dort vorhat, ist ebenfalls ein langfristiges Projekt. „Wir haben jetzt einen ersten kleinen Hebel bewegt“, sagt Damminger, „und im besten Fall wird etwas Großes daraus.“ Geplant ist nicht weniger als das Bewahren eines Schatzes. „In der ruandischen Kultur sind die meisten Geschichten mündlich überliefert“, sagt Damminger. „Aber die Tradition, in den Hütten abends bei Dunkelheit zu erzählen und alte Geschichten weiterzugeben, nimmt ab.“ Schriftlich dokumentiert seien nur wenige Geschichten, und es gebe keine mit der in Deutschland oder anderen Ländern vergleichbaren Struktur mit Verlagen, Kindertheatern und Bibliotheken.

„Nicht mit der weißen Brille“

Damit sich das ändert, arbeiten Damminger und Maier mit Künstlern, Autoren und Verlagen in Ruanda zusammen und bereiten ein Projekt zur Stärkung der Kinderliteratur vor. Das ist für Damminger ganz wichtig: nicht mit der „weißen Brille“ durch das Land zu fahren – in der, überspitzt gesagt, kolonialistischen Tradition. „Wir brauchen die Geschichten der Menschen dort“, sagt er. „Im besten Fall entsteht ein Wettbewerb der Kreativität, wenn Autoren die Möglichkeit bekommen, etwas zu veröffentlichen.“ Für Oktober 2024 ist in Kooperation mit dem Goethe-Institut ein Workshop mit Autoren, Illustratoren, Theaterleuten und Publizisten in der Hauptstadt Kigali geplant. Junge Menschen, hat Damminger schon in Ludwigshafen erfahren, erreicht man am besten über Schulen. Zu einer Privatschule, der Ecole San Marco, gab es bei der Reise bereits Kontakt. „Dort fand eine wunderbare Lesung statt“, erzählt Damminger.

Bei ihm, der viel Erfahrung mit internationalen Projekten hat, hat die Reise auch ganz persönlich großen Eindruck hinterlassen: „Weil der abstrakte Begriff Kulturensterben auf einmal sehr konkret geworden ist.“

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