Handball Wie Laura Pavicic in die Nachwuchs-Nationalmannschaft stürmt

Laura Pavicic von der HSG Dudenhofen-Schifferstadt bereitete sich mit Jungs vom HLZ Friesenheim-Hochdorf auf den Nationalmannsch
Laura Pavicic von der HSG Dudenhofen-Schifferstadt bereitete sich mit Jungs vom HLZ Friesenheim-Hochdorf auf den Nationalmannschaftslehrgang in Warendorf vor.

Jule Polsz (HSV Solingen-Gräfrath) und Marc Riffelmacher (Rhein-Neckar Löwen) spielen schon in der Jugend-Handball-Nationalmannschaft. Nun steht eine weitere Spielerin vor dem Sprung in die deutsche Eliteauswahl, die von der HSG Dudenhofen-Schifferstadt kommt. Laura Pavicic wurde zu einem Sichtungslehrgang der U16 eingeladen.

Sie konnte es zunächst nicht fassen. Als sie von der Einladung zum Sichtungslehrgang der U16-Nationalmannschaft erfuhr, musste Laura Pavicic bei ihrer Trainerin Christiane Scheib gleich zweimal nachfragen. Denn sie zweifelte erst einmal. Ohne Spielpraxis eine Einladung des Deutschen Handball-Bundes (DHB) zu erhalten? Wie geht das? Doch in der Zeit der Pandemie musste auch der DHB andere Wege gehen, um den Nachwuchs zu sichten. Das 14 alte Talent aus Schifferstadt wurde als einzige Spielerin des Pfälzischen Handballverbandes (PfHV) zum Lehrgang in die Sportschule Warendorf mit Bundestrainer Carsten Klavehn (Leutershausen) eingeladen.

Die Auswahl erfolgte unorthodox. Anhand von mehreren Videoauswertungen, die Landestrainer Jan Ludwig (Mainz) eingereicht hatte, entschied der DHB, ob Pavicic nominiert wird oder nicht. „Ich habe mich sehr über diese Einladung gefreut, denn die Sehnsucht, mal wieder in einer Mannschaft Handball zu spielen, war bei mir sehr groß“, erzählte die Schülerin. Gerade in der Pandemie war alles anders als sonst. Pavicic hielt sich mit Laufen fit. Doch irgendwann wird das zu eintönig.

Das hat sich dann schnell geändert. Als Landestrainer Ludwig, Pavicics Heimtrainerin Christiane Scheib signalisierte, dass ihre Spielerin für die U16-Sichtung vorgesehen sei, wurde plötzlich rotiert. Scheib, die C-Lizenztrainerin, die die weibliche B-Jugend der HSG Dudenhofen-Schifferstadt betreut, ließ keine Möglichkeit aus, setzte alle Hebel in Bewegung, um ihrer Spielerin zumindest einige Trainingseinheiten in der Halle zu ermöglichen. Die Hallen in Schifferstadt und Dudenhofen waren aber noch geschlossen. Deshalb musste eine andere Lösung gefunden werden. Steffen Christmann, der hauptamtliche Jugendkoordinator des HLZ Friesenheim-Hochdorf, half. Er ließ Pavicic mit den Jungs des HLZ, die ebenfalls im Kader der Rheinland-Pfalz-Auswahl stehen, mittrainieren. „Anfangs war es schon komisch, denn die Jungs spielen einen stärkeren und aggressiveren Handball. Sie sind schneller und die Aktionen sind körperbetonter. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt“, sagt Pavicic. Sie war um jede Möglichkeit des Trainings dankbar. „Ich denke schon, dass es mich nach vorne gebracht hat, schon allein durch diese intensivere Art des Spiels und der Auseinandersetzung mit dem Gegner“, sagt das Talent.

Pavicic weiß nun, woran sie noch arbeiten muss

Die Einladung zum DHB war für sie der nächste Schritt nach Einsätzen in der Pfalz- und in der Rheinland-Pfalz-Auswahl, wo sie aufgrund ihrer Torgefährlichkeit im linken Rückraum auffiel. Pavicic, die die neunte Klasse am Paul-von-Denis-Gymnasium in Schifferstadt besucht, war beeindruckt von den vier Trainingstagen in Warendorf. „Es hat einen Riesenspaß gemacht. Aber ich habe auch gesehen, wo meine Defizite noch sind“, gab sie zu und präzisierte: „Ich muss körperlich stärker werden, einfach an der Kraft arbeiten.“ Mit ihren 1,78 Meter gehört sie schon zu den Größten, aber mit 58 Kilogramm Körpergewicht muss sie als Rückraumspielerin noch an Körpermasse zulegen. Das hatte auch ihre Trainerin schon festgestellt. Deshalb absolviert Pavicic neben dem dreimal wöchentlich stattfindenden Mannschaftstraining inzwischen auch individuelle Einheiten bei Athletiktrainer Walter Klein in Haßloch. „Wenn ich weiterkommen will, muss ich mehr machen“, sagt sie.

Ihr Vorbild ist die frühere Nationalspielerin Shenia Minveskaja (28), die derzeit bei SCM Rämnicu Välcea in Rumänien am Ball ist. „Ihr Stil, wie sie spielt, gefällt mir ganz besonders“, erzählt Pavicic, die im Trikot des TSV Bayer 04 Leverkusen stets im Training zu sehen ist. „Ein Geschenk von Jule Polsz“, klärt das Talent auf. Der nächste DHB-Lehrgang mit einem Turnier in Zakapone/Polen steht in der zweiten Oktoberwoche auf dem Plan. Da möchte die Schifferstadterin wieder dabei sein.

Leistungssport ist für die erst 14-Jährige, die bei den älteren Jahrgängen im Einsatz ist, kein Zuckerschlecken. Dort lernt sie sich durchzubeißen. Das hat ihr schon ihr Vater mitgegeben, der in Bosnien erfolgreicher Handballer war. „Als meine Eltern mir den Rat gegeben haben, es mit Handball zu probieren, war ich begeistert. Das ist bis heute so geblieben“, erinnert sich Pavicic an ihre Anfänge mit fünf Jahren. „Jetzt will ich mich bei den U16 etablieren. Ich bin bereit für den Leistungshandball, auch wenn der Weg nicht einfach ist“, bringt sie es auf den Punkt. Ihre anfängliche Zurückhaltung ist verflogen, das harte Training scheint sie zu beflügeln.

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