Ludwigshafen Wie einst die Knef

Vor 50 Jahren verstarb Cole Porter, Grund genug für die Big Band Kicks’n’Sticks, an diesen originellen und einflussreichen Jazz-Komponisten mit einem eigenen Abend zu erinnern. Als Gast war die Sängerin Sarah Lipfert mit dabei, die über die richtige Stimme für die Porter-Songs verfügt und auch über das Gespür für deren Witz und Emotion.

In Mannheim hat Sarah Lipfert ihr Studium absolviert, inzwischen ist die Sängerin in Karlsruhe zu Hause. Flott swingend, im Arrangement von Bandleader Martin Sebastian Schmitt ging’s los mit „It’s alright with me“. Zündende Bläserakzente bildeten einen trefflichen Kontrast zu der samtig-warmen Stimme der Sängerin. Und zum folgenden „My heart belongs to daddy“ passte diese schmiegsame, sinnlich vibrierende Stimme gleichfalls wunderbar. Hildegard Knef hat Porter-Songs hierzulande bekannt gemacht durch ihre Interpretationen in deutscher Übersetzung. Auf diese griff auch Sarah Lipfert zurück. „Allzeit bereit“ heißt entsprechend zweideutig die deutsche Übertragung von „Love for Sale“. Mit viel Eleganz erfüllte Sarah Lipfert die Verruchtheit des Songs. Dass die Sängerin vor ihrem Jazzstudium eine klassische Gesangsausbildung erhalten hat, macht sich bezahlt: Blitzsauber ist ihre Intonation, auch dann, wenn sie zu scatten beginnt und ihre Vokalisen in große Höhen schraubt. In diese textlosen Improvisationen legte sie immer wieder einen Drive, der einfach mitreißt. So auch bei „Night and Day“, das sie mit kleiner Combobegleitung federleicht swingen ließ. Sebastian Böhlen steuerte hier ein herrlich entspanntes Gitarrensolo bei. „Du hast mich ganz in der Hand“ hieß die Knef-Version von „You got me under my skin“. Wunderbar swingende Phrasierung, schmiegsame Farben, Leichtigkeit und hymnische Emphase wechselten sich hier vortrefflich ab. „Sei mal verliebt“ heißt jetzt der große Porter-Hit „Let’s do it“. Im Knef-Stil gab ihm Sarah Lipfert zu Beginn mit sanftem Understatement eine kühle Reserviertheit, bevor sie mit raffiniertem Scatting die Sache gemeinsam mit der Big Band in Fahrt brachte. Betörende Töne ließ die Sängerin in „Too darn hot“ aufglühen. Große Interpretationskunst zeigte sie mit genüsslichen Verzögerungen und brachte viel rhythmische Beweglichkeit in die Songs. Auch die Band ließ ihre Lust auf Cole Porter in ihren Arrangements hören, entwickelte Virtuosität und kraftvolle Klangfarben wie bei „So in Love“, wozu Florian Wehse ein großes Flügelhornsolo beisteuerte. Beste Eindrücke hinterließ Pianist Stephan Pfalzgraf in einem Frank-Runhof-Arrangement von „Easy to Love“. Die gut gelaunte Seele von Porter sprach aus den lässig entspannten Swingmelodien des Klaviers. Die Altsaxophonisten Tim Hurley und Fabian Schöne ließen mit starken Soli aufhorchen.

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