Ludwigshafen Warme Worte im Treibhaus: „Klima-Joe“ geht

Auf dem Absprung: Joachim Alexander am Freitag im ehemaligen Hallenbad Nord.
Auf dem Absprung: Joachim Alexander am Freitag im ehemaligen Hallenbad Nord.

Niemals geht man so ganz … das gilt auch für Joachim Alexander. Nach über 40 Jahren im Öffentlichen Dienst, 20 davon in der Ludwigshafener Stadtverwaltung, tritt der 67-Jährige am 31. Oktober zwar offiziell seinen Ruhestand an. Aber wenn Bau- und Umweltdezernent Alexander Thewalt (parteilos) sagt, „wir brauchen dich noch“, dann weiß jeder, der den umtriebigen Professor kennt, dass er nicht Nein sagen wird.

Die Kompetenz des Klimaschutzbeauftragten (seit 2008) ist also weiter gefragt – dann eben auf Honorarbasis. Etwa beim Ausbau der Wasserstoffproduktion, an der das Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk (GML), die Technischen Werke (TWL) und die Stadt gemeinsam tüfteln. Immerhin soll im Herbst 2022 das erste mit Wasserstoff betriebene Müllfahrzeug auf den Straßen unterwegs sein.

Beigeordneter zeigt die „Rote Karte“

Doch am Freitag stand erst mal Alexander im Fokus – im seit 20 Jahren geschlossenen Hallenbad Nord, das die GML GmbH seit 2013 für ihr Löschwasserbecken, für Kulturevents (Lucation) und als Infozentrum nutzt. Rund 40 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft – alle Duz-Freunde von Alexander, wie er mehrfach betonte – bereiteten dem in Dillingen geborenen Saarländer einen entspannten und amüsanten Abschied in einem dem Anlass sehr angemessenen Ambiente. Denn die Laudatio Thewalts auf den Klimaexperten fand direkt neben dem GML-„Treibhaus“ statt. Und dann zückte der Beigeordnete, der Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) vertrat, auch noch symbolträchtig die „Rote Karte“.

„Ein super Fachmann“

Doch nicht etwa, um Alexander damit aus dem Spiel zu nehmen. Vielmehr sollte der farbige Karton aus Dänemark zweierlei zeigen: Dass Natur und Umwelt in dem nördlichen Nachbarland einen ganz anderen Stellenwert genießen. Und dass es, wie der Stellung der Uhrzeiger über dem Löschwasserbecken zu entnehmen, Fünf vor Zwölf ist beim Klimaschutz.

Ein Hauptverdienst Alexanders sei es gewesen, das Thema Klimaschutz mit Nachdruck in der Stadt platziert zu haben, würdigte ihn Thewalt. „Merci für das gute Miteinander. Sie bleiben uns in guter Erinnerung“, ließ die OB ausrichten. War der in Rheingönheim lebende Vater zweier erwachsener Kinder (20 und 23) doch auch lange Jahre Chef des Fachbereichs Stadtvermessung und -erneuerung. 2006 wurde er zum Stadtverwaltungsdirektor ernannt. „Du hast deinen Bereich gut im Griff gehabt und bist mit Herzblut deiner Arbeit nachgegangen. Bleib, wie du bist, und bleib vor allem gesund“, sagte Personalratsvorsitzender Stefan Limburg an die Adresse Alexanders gerichtet.

„Ich gehe, wenn es am Schönsten ist“

Auch abseits der offiziellen Reden fielen viele wertschätzende und warme Worte: „Er ist sehr unkompliziert und sehr engagiert. Für ihn war immer entscheidend, was hinten raus kommt. Es hat viel Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten“, sagte Rainer Ritthaler als Leiter des städtischen Umweltbereichs. Gemeinsam mit Alexander brachte er 1999 das erste Klimagutachten für die Stadt auf den Weg. „Für damalige Verhältnisse war das sehr fortschrittlich“, betonte Ritthaler. GML-Geschäftsführer Thomas Grommes sagte über Alexander: „Er ist ein ganz lieber Mensch, sehr empathisch, sehr sozial und ein super Fachmann.“

Von Grommes, Thewalt und dem früheren Stadtmarketingchef Michael Cordier gab es dann auch ein besonderes Geschenk für „Klima-Joe“: ein kleines Treibhaus für den Garten, aus dem ihm die Weggefährten in einer Fotocollage als Salatköpfe zulächeln.

„20 Jahre bei der Stadt – das ist schon ein Ding. Ich gehe, wenn es am Schönsten ist. Es hat mir eine Menge Spaß gemacht, es war eine tolle Zeit. Ich bin jeden Tag mit Freude zur Arbeit gegangen“, sagte Alexander, der in Freiburg promoviert und in Trier habilitiert hat, wo der Geograf sieben Jahre lehrte, bevor er 2001 zur Ludwigshafener Stadtverwaltung kam.

„Überraschen wir unsere Leber“

Alexander bedankte sich bei seinen Abteilungsleitern und vor allem bei Martina Gittel, seiner rechten Hand im Sekretariat, die ihn seit seinem Einstieg in die Verwaltung begleitet, unterstützt und auch vor Fehlern bewahrt habe. Im Anschluss bat er die Gäste in seiner typisch augenzwinkernden Art einen Stock tiefer am Rande des Beckens zu einem kleinen Umtrunk samt Imbiss. „Kommt, gehen wir runter, kaltes Wasser trinken – überraschen wir unsere Leber.“

Den nächsten Grund zum Anstoßen hat Alexander übrigens eine Woche vor dem Ende seiner Beamtenlaufbahn: Am 23. Oktober wird er 68.

Witziges Geschenk von drei Weggefährten: ein kleines Treibhaus für den heimischen Garten.
Witziges Geschenk von drei Weggefährten: ein kleines Treibhaus für den heimischen Garten.
Fährt natürlich ein E-Auto: Joachim Alexander, scheidender Klimaschutzbeauftragter.
Fährt natürlich ein E-Auto: Joachim Alexander, scheidender Klimaschutzbeauftragter.
Umtrunk und Imbiss am Löschwasserbecken.
Umtrunk und Imbiss am Löschwasserbecken.
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