Ludwigshafen Von der Wunderuhr bis zum Brettspiel

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Liebes gutes Christkind,

schon wieder ist ein Jahr vergangen und freue mich schon sehr auf das neue Jahr. Und ich freue mich fast noch mehr, dass Du vorher wieder nach Ludwigshafen kommst – in meine Stadt am Rhein, in das Kraftzentrum von Rheinland-Pfalz. Ich bin jetzt die wichtigste Oberbürgermeisterin von ganz Deutschland. Denn ich bin Präsidentin des Deutschen Städtetags. Und deshalb wünsche ich mir von Dir, liebes, gutes Christkind, eine Spezialuhr, mit der ich mehr Zeit habe. Denn ich muss jetzt ständig zwischen meiner Heimatstadt und Berlin hin und her fliegen. Ich werde mittlerweile sogar ins Kanzleramt zu Angela Merkel eingeladen. Die ganzen Termine sind aber nicht einfach unter einen Hut zu bringen. Deswegen bin ich schon nicht mehr Vorsitzende des Verbands Region Rhein-Neckar. Es ist mir nicht leichtgefallen, auf dieses Amt zu verzichten, denn ich habe die Region gerne repräsentiert. Ich bräuchte einfach mehr Zeit. Leider hat sich kein Double für mich gefunden – das hatte ich mir ja vergangenes Jahr gewünscht. Deswegen wünsche ich mir eine Wunderuhr, die mir mehr als 24 Stunden Zeit am Tag gibt. Wenn das Teil auch schick aussehen würde, hätte ich nichts dagegen. Herzlichst Deine Eva L. Glückauf, Genosse Christkind, ich habe Dir letztes Jahr eine E-Mail von meinen total praktischen Smartphone geschickt, aber mein Weihnachtswunsch hat sich anscheinend in den himmlischen Weiten verirrt und ist verloren gegangen. Meine Genossen haben mir deshalb geraten, wieder einen traditionellen Weihnachtswunschzettel zu schreiben. Ist schon ein bisschen antiquiert in Zeiten von Facebook, aber was soll’s. Ich bin eben pragmatischer Realist – Hauptsache, mein Wunsch geht in Erfüllung. Und da sind wir ja jetzt schon mitten im Thema: Ich wünsche mir von Dir einen Trockenschwimmkurs. Denn unser Freibad am Willersinnweiher wird wohl nie fertig saniert. Entweder geht ’ne Baufirma pleite oder die Technik muckt. Wenn ich als Bürgermeister dieser Stadt trockenschwimmen könnte, würde ich in unserer Volkshochschule einen entsprechenden Kurs anbieten. Und unsere Bürger könnten im Sommer wenigstens so tun, als ob sie schwimmen könnten. In diesem Sinne Wolfgang van V. Noch mal Glückauf, Christkind, ich bin auch Genosse und würde gerne noch Bürgermeister werden – vielleicht auch Oberbürgermeister. Ich muss mich den ganzen Tag mit Zahlen beschäftigen und den Rotstift schwingen, um das strukturelle Defizit im Ludwigshafener Haushalt auszugleichen. Das macht keinen Spaß. Deshalb wünsche ich mir von Dir ein Füllhorn. Falls dass nicht geht, hätte ich noch eine Wunschalternative: Schenk’ meiner Chefin Eva L. ein Ministeramt oder so etwas in der Art. Wenn sie nämlich bei der OB-Wahl 2017 nicht mehr antreten würde, bräuchte die SPD nicht eine Frau als Gegenkandidatin aufzustellen. Und ich käme ins Spiel. Ich kann das. Ich bin gelernter Verwaltungsfachmann, kann perfekt mit Zahlen jonglieren und wäre ein guter OB. Dein Dieter F., Kämmerer Verehrtes Christkind, gute Fachkräfte sind mittlerweile am Arbeitsmarkt hart umkämpft. Die Arbeitsbedingungen wandeln sich, und junge Arbeitnehmer stellen im Hinblick auf Flexibilität andere Ansprüche als frühere Generationen. Ich weiß, wovon ich spreche, schließlich bin ja selbst in diesem Jahr Vater geworden. Umso glücklicher kann sich meine Partei schätzen, dass ich jetzt ihr Fraktionsvorsitzender im Stadtrat geworden bin. Mit mir hat die CDU eine Verjüngungskur vollzogen – jedenfalls in der Fraktion. Und damit ich auch nichts falsch mache, passen meine älteren Parteifreunde wie der Heiner oder der Ernst auf mich auf. Wir Christdemokraten sind eben eine große Familie. Ich wünsche mir von Dir eine ordentliche Portion Altersweisheit, dann können die älteren Parteifreunde ihren wohlverdienten Ruhestand genießen. Dein Torbjörn K. Liebes Christkind, der Blickwinkel auf das, was wir tun, ist entscheidend. Der Blick, wie wir es tun, macht oft den Unterschied. Und den Blickwinkel manchmal zu ändern, um das Positive zu sehen und das Veränderbare zu erkennen, ist die Voraussetzung, etwas in Bewegung bringen zu können. Daran zu glauben, dass wir etwas verändern können, ist die Motivation für unser Tun. Ich persönlich bin wunschlos glücklich. Aber vielleicht könntest Du den Blickwinkel der „Motzköpfe“ in Ludwigshafen auf ihre Stadt verändern. Ich bin jedenfalls total motiviert als Stadtmarketingchef und „Mr. Ludwigshafen“. Gemeinsam können wir alles schaffen, liebes Christkind. Dein Michael C. Servus Christkindl, Himml Herrgott – Saggaremennt. Jetzt habe ich so lange auf den Engel Aloisius gewartet, bis mir der Kragen geplatzt ist. Wahrscheinlich sitzt der Bazi immer noch im Hofbräuhaus, denn im Rathaus hat’s keine göttliche Eingebung in Sachen Parkinsel gegeben. Also habe ich mein brachliegendes Hafengelände als Bauplatz für ein neues Polizeipräsidium ins Gespräch gebracht. Schlau, gell? Jetzt müssen nur noch die ganz gscheiten Politiker in Mainz zustimmen, dann hammas gepackt. Die göttlichen Eingebungen könnten die in Ludwigshafen aber in Zukunft schon noch gebrauchen – auch wenn ich noch ein paar andere Ideen in petto hätte. Als wachechter Münchner setzte ich weiterhin auf himmlischen Beistand. Pfüati! FJR, Hafendirektor Sehr geehrtes Christkind, als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Vorderpfalz habe ich ein hartes Jahr hinter mir. Die Niedrigzinsphase belastet unser Geschäftsmodell. Als ob das nicht genug wäre, musste ich mich noch mit einem Vorstandskollegen auseinandersetzen, der unser in einem schwierigen Umfeld verdientes Geld an minderjährige Teenager verliehen hat. Dabei lernt bei uns schon jeder Azubi, dass dies gar nicht ohne Einwilligung des Vormundschaftsgerichts geht. Der Kollege verlässt uns jetzt Ende des Jahres. Und mit seiner Abfindung hat er sich auch verzockt. Apropos: Ich wünsche mir von Dir zu Weihnachten das Gesellschaftsspiel „Mensch ärgere dich nicht“ – in der Sparkassenedition für drei statt sechs Mitspieler. In meinem Vorstand wird sich ziemlich sicher die Zahl der Mitspieler in absehbarer Zeit weiter reduzieren. Hochachtungsvoll Rüdiger L., Sparkassenchef

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