Ludwigshafen Von der Qual und Lust des Filmemachens: Mannheimer Seminar über Jean-Luc Godard

In den Straßen von Paris gedreht: „Außer Atem“ mit Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg.
In den Straßen von Paris gedreht: »Außer Atem« mit Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg. Foto: Jean-Luc Godard

Die Sessel sind neu, bequem, und man kann von jedem Platz aus die Leinwand inklusive Untertitel überblicken: Die neuen Räume des Cinema Quadrat in K1,2 sind perfekt für mehrtägige Filmseminare geeignet. Von Freitag bis Sonntag, 24. bis 26. Januar, werden Psychoanalytiker, Filmwissenschaftler und Kinogänger das Werk des einflussreichen Autorenfilmers Jean-Luc Godard analysieren.

Der heute 89-jährige Regisseur von „Außer Atem“, „Elf Uhr nachts“ („Pierrot le fou“) oder „Weekend“ war nicht nur der intellektuelle Wortführer der französischen Nouvelle Vague. Er war – und ist in gewissem Maße noch immer – ein Erneuerer des Kinos und ein Vordenker dessen, was Kino und Film sind, was sie sein sollten und was sie vermögen. Sein Lebenswerk umfasst mehrere unterschiedliche Schaffensperioden: von den 1950er-Jahren an als Filmkritiker bei den bis heute bestehenden „Cahiers du cinéma“, als erfolgreicher Autorenfilmer und als so gesellschaftskritischer wie anti-kommerzieller Videofilmer. Seit etwa zwei Jahrzehnten gestaltet er sein Spätwerk fast ausschließlich am Schneidetisch mit der Montage vorhandenen Materials und essayistischer Texte.

Ein Labyrinth aus Anspielungen

Im Filmprogramm des Seminars laufen neben Godards Debüt „Außer Atem“ – vor 60 Jahren auf den Straßen von Paris gedreht –, „Die Verachtung“ mit Brigitte Bardot und Michel Piccoli und der schwarzweiße Science-Fiction-Film „Lemmy Caution gegen Alpha 60“, den man besser unter seinem Originaltitel „Alphaville“ kennt. Gezeigt wird „Vorname Carmen“, eigentümlicherweise mit Musik von Beethoven und kaum aus Georges Bizets Oper, und es laufen „Detektive“ von 1985, ein Labyrinth literarischer und filmhistorischer Anspielungen, sowie Godards jüngster Essayfilm „Bildbuch“ (2018), zu dem der französisch-schweizerische Regisseur, der am Genfer See lebt, selbst den deutschen Kommentar eingesprochen hat. Neben den eher klassischen Werken werden auch seltener gezeigte Filme Anstöße für die Auseinandersetzung bieten, die in sechs Vorträgen und drei Diskussionsrunden stattfinden wird.

Zeitlos bezaubernd

Der ehemalige WDR-Filmredakteur Wilfried Reichart will auch über persönliche Begegnungen mit Godard berichten. In „60 atemlose Jahre“ wird der Psychoanalytiker Andreas Hamburger darlegen, weshalb Godards früher Gangsterfilm „Außer Atem“ mit Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg so einflussreich, so zeitlos und immer noch bezaubernd ist. Sein Tübinger Kollege Joachim Dankwardt nimmt sich dagegen Godards jüngsten und schwer zugänglichen Essay „Bildbuch“ vor. Die Münchener Psychoanalytikerin Katharina Leube-Sonnleitner möchte über Schönheit, Kunst und Geld sprechen beziehungsweise über Godards Qual und Lust, Filme zu machen. Der Berliner Filmwissenschaftler Andreas Jacke, der zuletzt ein Buch über Rainer Werner Fassbinder veröffentlichte, wird sich an einer Entschlüsselung von „Alphaville“ versuchen, während der Filmkritiker Gerhard Midding sich Godards Arbeiten aus den 1980er-Jahren annehmen wird. Es gibt noch Restkarten an der Abendkasse. Informationen unter www.cinema-quadrat.de/filmseminar.

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