Ludwigshafen „Von Beruf Ändertäner“

Christian „Chako“ Habekost beschließt die Tournee mit seinem Soloprogramm „Der Palatinator“ nach anderthalb Jahren und über 50.000 Zuschauern morgen mit der hundertsten Show vor der Kulisse der Klosterruine Limburg in Bad Dürkheim. Am Veranstaltungsort mit Blick über seinen Wohnort hat der 53-Jährige über den Pfälzer Dialekt, seine bevorzugte Berufsbezeichnung, die Fortsetzung des „Elwenfels“-Krimis und die Chance auf ein Comeback des Rächers der Unterdrückten geplaudert.

Haben Sie einen Lieblingsplatz in Bad Dürkheim?

Die Limburg, das klingt klischeehaft, aber so etwas in einer Stadt zu haben, das ist echt grandios, ein echter Schatz. Wie ist es für Sie, in so einer Kulisse aufzutreten? Das ist wirklich etwas ganz Besonderes. Das sage ich auch überall. Egal, ob ich im Badischen bin oder sonstwo, ich weise immer auf die Limburg hin. Selbst wenn ich auf der Seebühne im Luisenpark in Mannheim auftrete, wo es ja auch sehr schön ist, sage ich immer: Der schönste Platz, um unter freiem Himmel zu spielen, ist die Limburg. Wenn es dunkel wird, kann man die Mauern mit Licht richtig gut in Szene setzen. Leider haben wir die letzten beiden Jahre etwas Pech gehabt mit dem Wetter. Deshalb hoffe ich, dass es zum Abschluss diesmol rischdisch schää wird. Mit welchen Gefühlen blicken Sie nun der Abschlussvorstellung entgegen? Mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Man ist schon traurig, denn das Programm ist sehr gut gelaufen. Ich habe den „Palatinator“ sehr gerne gespielt. Es gibt auch Programme, da spielt man sich etwas ab, und bei manchen Nummern denkt man: alle hopp, desselwe nochemol. Aber bei dieser Show war wirklich keine Nummer dabei, die ich nicht jeden Abend gerne gespielt habe. Ich hätte den „Palatinator“ schon gerne noch etwas länger gespielt, aber irgendwann muss man einen Schnitt machen und was Neues schaffen. „Palatinator“ klingt ein bisschen wie Terminator, der im Juli sein Comeback in den Kinos gefeiert hat. Wird der „Palatinator“ auch wieder zurückkommen? (Lacht) Weiß ich nicht. „Der Palatinator“ ist ja eine Figur, die ich schon in älteren Programmen gespielt habe. Als der Mannheimer Bahnhof vom ICE-Netz abgehängt werden sollte, bin ich als Palatinator zum Mehdorn, einem der erfolgreichsten Runterwirtschaftsmanager Deutschlands, in Berlin ins Büro und habe ihn verdonnert, mit einem Zug zu fahren und damit auf offener Strecke stehenzubleiben – ohne Erklärung. Das ist die Höchststrafe für alle Bahnreisenden. Dafür war „der Palatinator“ die perfekte Figur, quasi der Rächer der Unterdrückten und Entmachteten. Vielleicht kommt er zurück, man soll das nie ausschließen, aber erst einmal muss ich jetzt was anderes machen. Haben Sie schon konkrete Pläne für ein neues Programm, oder machen Sie jetzt erst einmal Pause? Ich werde mich jetzt wohl für ein Jahr zurückziehen. Nur im Dezember spiele ich nochmal für neun Abende das letzte Weihnachtsprogramm. Zur Weihnachtszeit und gegen Jahresende ist es auch gut, mal was zu lachen zu haben. Sonst ist das zu viel Familie und Stress, das kennt man ja aus eigener Erfahrung. Aber sonst bin ich hier in der Region erst mal für ein Weilchen raus. Dann habe ich Zeit, mir was anderes zu überlegen. Die Planungen für das neue Programm laufen prinzipiell ständig. Es gibt Zettelkästen, da kommen die ganzen Zeitungsartikel ’rein, die mir so in die Hände gefallen sind und die ich interessant fand. Dann gibt es Notizen mit Ideen, auf Papier und im Smartphone. Das dauert dann zwei Wochen, bis man alle Schnipsel geordnet hat. Dann bahnt sich vielleicht ein neuer Weg an, eine Richtung, in die man mit einem neuen Programm gehen möchte. Langweilig wird Ihnen so schnell sicher nicht: Sie sind Kartoffelbotschafter, Werbegesicht, Moderator, Kabarettist. Als was würden Sie sich denn bezeichnen? Meine Lieblingsbezeichnung wäre Entertainer. Das ist zwar ein englisches Wort, aber das kommt bestimmt aus dem Pfälzischen und wird mit Ä geschrieben. Ich muss da mal nachforschen (lacht). Heute gibt es kaum noch welche, die der alten amerikanischen Tradition folgen. Harald Juhnke war vielleicht der letzte große Entertainer. Conférencier, Sänger, Schauspieler, Stand-up hat er auch gemacht – so würde ich mich gern sehen. Nur mit weniger Alkohol (lacht). Aktuell drehen Sie die SWR-Comedy „Pfälzisch im Abgang“. Mussten sie Ihren Schauspielkollegen Dialektnachhilfe geben? Sie haben gute Leute gecastet, darunter zwei Exilpfälzer, denen musste ich natürlich keine Nachhilfe geben. Ich habe das Buch ein bissl bearbeiten dürfen, und da gibt man den Kollegen schon ein paar Tipps. Insgesamt ist das ein spannendes Projekt, weil überhaupt mal was in Pfälzisch ins Fernsehen kommt. Pfälzisch landet im Vergleich der Dialekte meist auf den hinteren Plätzen. Warum wirkt Pfälzisch auf andere so unsexy? Das hat nichts mit dem Dialekt und seiner Phonetik zu tun, sondern mit seinen prominenten Sprechern – gewissen Pfälzern, die berühmt geworden sind. Die Sprache wird dann quasi in Sippenhaft genommen. Unsympathisch wird es auch, wenn Pfälzer anfangen, ihren Dialekt zu unterdrücken, weil sie in gewissen hochoffiziellen Situationen denken, es tun zu müssen sollen – dann wird es sehr peinlich. Das würde ein Schwabe oder Bayer nie machen und das macht die authentisch. Die Pfälzer wirken dagegen oft künstlich. Da fehlt uns eine gewisse Selbstbewusst-Losigkeit, wie ich immer sage. In Ihrem Roman „Elwenfels“, den Sie gemeinsam mit Ihrer Frau Britta geschrieben haben, spielt der Dialekt auch eine große Rolle. Wird es davon denn eine Fortsetzung geben? Man wünscht sich immer, dass man eine Reihe machen kann. Wobei wir jetzt auch nicht zu inflationär werden und alle sechs Monate ein Buch veröffentlichen wollen. Das läuft sich dann tot, es soll ja was Besonders sein. Wir haben uns selbst eine Zahl gesetzt, die haben wir jetzt erreicht. Die dritte Auflage wird gedruckt, und wir haben super Reaktionen auf das Buch bekommen. Der Verlag hat angefragt, also haben wir beschlossen eine Fortsetzung zu machen. Meine Frau hat sogar schon die ersten hundert Seiten geschrieben. Wie genau läuft denn die Zusammenarbeit im Hause Habekost ab? Wir plaudern, bei Rieslinglaune, die ganze Nacht lang über Themen, Spannungsverhältnisse und den dramaturgischen Aufbau der Geschichte, und dann bringt Britta die Ideen zu Papier. Geschichtenerzählen ist ihre Stärke. Ich schau mir das Ergebnis an, und gehe die Dialoge durch, lasse die Mundart einfließen. Das ist meine Stärke. So entwickelt sich dann der Roman. Dieses Mal haben wir aber auch auf unserer Facebook-Seite einen Aufruf gestartet. Leute, die „Elwenfels“ lieben, können uns schreiben, was sie im nächsten Buch gerne drin haben möchten: Figuren, Pfälzer Sprüche oder verrückte Wendungen. Wessen Idee im Roman landet, der bekommt dann ein Exemplar geschenkt. Demokratisches Krimischreiben (lacht). Termin Finale von „Der Palatinator“ am Samstag, 22. August, um 20 Uhr auf der Limburg. Es gibt noch Restkarten an der Abendkasse. Da es an der Klosterruine selbst keine Parkplätze gibt, fahren ab 17.45 Uhr Shuttlebusse vom Wurstmarkt Bad Dürkheim hinauf auf die Limburg. Die letzte Abfahrt ist gegen 19.30 Uhr. Nach der Show wird es wieder einen Shuttleservice zurück zum Parkplatz am Wurstmarkt geben.

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