Ludwigshafen Vom Verlierer zum Sieger

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Ludwigshafen. „Ich wollte unbedingt A-Jugend-Bundesliga spielen und habe nur noch in dieser Saison die Gelegenheit dazu.“ Simon Schleidweiler, 18 Jahre alter Handballer aus Dudenhofen, gehört seit Juni 2015 der Nachwuchsmannschaft des Zweitligisten TSG Friesenheim an und belegt mit dem Team aktuell den dritten Platz in der Bundesliga-Staffel Ost.

Noch bevor Schleidweiler dem kleineren Leder nachjagte, standen in Dudenhofen, wo er seit 2002 lebt, Fußball und die leichtathletischen Disziplinen 50-Meter-Lauf, Weitsprung, Ball- und Speerwerfen auf der sportlichen Agenda. Aber 2007 war damit Schluss. Denn im Jahr zuvor hatte er das Handballspiel für sich entdeckt – wohl genetisch bedingt. Denn Mama Gudrun lief unter anderem beim TSV Speyer in der Regionalliga auf. Seine Geschwister, die Zwillinge Lena und Aaron (17) sowie Bastian (14), spielen in den Oberliga-Mannschaften der HSG Dudenhofen/Schifferstadt. Mit Aaron hat er in Dudenhofen im entsprechenden Jugendjahrgang jeweils ein Jahr zusammengespielt, was für die Familie immer etwas Besonderes war. Ohne die Eltern, die ihre Kinder als Zuschauer und Fahrer unterstützen, wäre der Aufwand nicht zu schaffen. 2014 zog es den ehrgeizigen Rückraumspieler, der früher auch auf der rechten Aufbauposition zum Einsatz kam und der den tschechischen Ex-Welt-Handballer Filip Jicha (FC Barcelona) als Vorbild nennt, in die Fremde. Nach einer Spielzeit bei der TSG Haßloch in der Oberliga wechselte Schleidweiler im März 2015 für zwei Spiele zu den VTV Mundenheim. Mit den VTV bestritt er die Vor-Qualifikationsspiele zur A-Jugend-Bundesliga. Mundenheim scheiterte, obwohl Schleidweiler 21 Tore in beiden Begegnungen erzielte – gegen die TSG Ludwigshafen. Aber er hatte Eindruck hinterlassen. „Die Trainer von Mundenheim und Friesenheim haben sich abgestimmt und mir die Möglichkeit eines Wechsels zur TSG gegeben.“ „Das war für mich nach der erst sehr kurzen Zeit in Mundenheim zunächst überraschend. Aber ich habe das Angebot sehr gerne angenommen“, beschreibt Schleidweiler, wie er seinen Traum auf Umwegen doch noch verwirklichte. Viermal pro Woche Training mit höherer Intensität und mehr Varianten als früher, dazu am Samstag manchmal eine zusätzliche Einheit und weite Auswärtsfahrten nach Aue, Eisenach oder Leipzig nehmen viel Zeit in Anspruch. Im Januar staden am Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasium in Speyer die schriftlichen Abiturprüfungen in den Leistungsfächern Sport, Biologie und Deutsch an. „Die Schule steht an erster Stelle. Das sieht auch unser Trainer Thorsten Schmid so. An manchen Tagen geht es direkt von der Schule ins Training. Aber bisher gab es noch keine Probleme“, berichtet das Talent. Er bereut den Schritt trotz der hohen Belastung nicht: „Yannick Muth, der mit mir von Mundenheim gewechselt ist, und ich wurden gut aufgenommen.“ Auch sportlich stimmt die Zwischenbilanz. Das Mindestziel Platz sechs und die damit verbundene Qualifikation für die nächste A-Jugend-Bundesliga-Saison sind aktuell erreicht. Schleidweiler ist viertbester Werfer der Liga, findet aber, erst in zwei oder drei Partien seine Möglichkeiten den eigenen Ansprüchen genügend ausgeschöpft zu haben und folglich noch über weiteres Potenzial zu verfügen. Zuletzt aber trumpfte er auf. Im Spiel gegen Wiesbaden Ende Januar war Schleidweiler mit elf Toren top. Seit Mitte Dezember trainieren Schleidweiler und sein Mitspieler Tim Götz einmal pro Woche auch beim Friesenheimer Zweitliga-Kader von Coach Ben Matschke mit. Am 18. Juni 2016 wird er 19 und will in seiner ersten Saison bei den Aktiven mindestens in der Oberliga spielen. Und beruflich? „Ich habe noch keine genaue Vorstellung. Der Sport sollte möglichst im Vordergrund stehen.“

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