Ludwigshafen Vier Jahrzehnte Rock aus der Südstadt

91-91216831.jpg

Gleich an zwei Abenden gastierte Wolfgang Niedecken mit seiner Band BAP im BASF-Feierabendhaus. „Wie heimkommen“ sei das hier, sagte der Bandgründer am ersten Abend im ausverkauften Haus. Niedecken eröffnete mit einem Gedenken an die Opfer der Explosionskatastrophe im Oktober. Dann gab es ordentlich Rock ’n’ Roll für die Fans.

Alleine, nur mit Gitarre, betrat Niedecken die Bühne. Nicht einfach über die Katastrophe weggehen, wolle er und verlas die Namen der Verunglückten. Dann stimmte er „Ahn ’ner Leitplank“ an. Der Song schildert die Gedanken eines Autofahrers, der an einer Unfallstelle vorbeikommt. Er denkt darüber nach, wie plötzlich und zufällig das Leben vorbei sein kann. Und der Verkehr fließt weiter, wie eben auch für alle anderen das Leben weiter geht. Die Geste, die mit dem Veranstalter abgestimmt war, kam im Publikum gut an. Es gab einen Moment des Innehaltens. Anschließend es gelang Niedecken und seiner Band, schnell ins Konzert zu finden. „Frau ich freu’ mich“ war das erste Stück. Es ist eines der bekannteren aus der nun 40 Jahre währenden Bandgeschichte. Niedecken selbst nennt das Programm „die beliebtesten Lieder“. Er fände es blöd, da von „größten Hits“ oder „best of“ zu sprechen. Und ob die beliebtesten Lieder auch die besten seien – wer könne das sagen. Daneben gab es auch Stücke neuerer Zeit, die sich nahtlos ins Programm einfügen. BAP, das war immer ein Gesamtpaket aus solidem Rock, politischer Haltung und gefühlvoller Innenwelt Niedeckens. „Verdamp lang her“ ist immer noch der größte Hit, die meisten im Publikum haben den Song noch während ihrer Schul- oder Lehrzeit gehört. Das war 1982, und für BAP der endgültige Durchbruch. Inzwischen sitzt mit Söhnke Reich ein Absolvent der Popakademie am Schlagzeug, der jünger ist als dieser Song. Aber der Refrain hat immer noch diesen unwiderstehlichen Anreiz zum Mitsingen wie viele andere Stücke auch. Die Texte sind oft eine Art Sprechgesang, in denen Niedecken eine Menge Inhalt in Kölscher Mundart abspult. Rein nach Gehör sind die Texte für einen Nicht-Kölner aber kaum zu knacken. Sie übersetzt nachzulesen lohnt sich. Zum Beispiel „Kristallnaach“ hat schon 1982 eine diffus fremdenfeindliche Stimmung aufgezeigt. Die Zeile „wenn die Volksseele wütet und schreit“ ist von der Wirklichkeit längst eingeholt. Da hilft nur „Arsch huh, Zäng ussenanner“, was ein anderes Lied empfiehlt. Trotz Sprachprobleme ist BAP eine der erfolgreichsten deutschen Rockbands. Von 23 Alben erreichten 19 die Top Ten, elf landeten auf Platz 1. Nun ist es 40 Jahre her, dass ein paar Jungs sich in der Kölner Südstadt trafen, um Musik der Rolling Stones, der Kinks und von Bob Dylan nachzuspielen. Von damals ist nur noch Niedecken übrig geblieben, der Dienstälteste auf der Bühne ist ansonsten Bassist Werner Kopal, der seit 1996 dabei ist. Ulrich Rohde spielt seit zwei Jahren Lead-Gitarre. Anne de Wolf mischt die Sounds von Geige, Vibraphon und Posaune dazwischen. Und so rumpelt BAP immer weiter, und keine Ende ist abzusehen.

x