Ludwigshafen Unter Hochspannung

Zum Ausklang der Saison eine tönende Botschaft aus Osteuropa. Im letzten Konzert der „Kammermusik in den Reiss-Engelhorn-Museen“ haben das Szymanowski Quartett und Pianist Igor Tschetujew anregende Akzente gesetzt. Sie spielten Stücken von Dvorak, Schostakowitsch und dem Namensgeber des Quartetts, Karol Szymanowski.

Seit zwei Jahrzehnten konzertiert das 1995 gegründete, vielfach preisgekrönte Ensemble in den wichtigen Musikzentren Europas und Nordamerikas mit Werken sowohl des klassisch-romantischen als auch des zeitgenössischen Repertoires. Seinen Ruf als erstklassiger Vertreter der kammermusikalischen Gattung bestätigte es jetzt in Mannheim. Das begann bei der individuellen Bravour. Die beiden Geiger Agata Szymczewska und Grzegorz Kotów, Cellist Marcin Sieniawski und Bratschist Vladimir Mykytka – ukrainischer Partner der drei Polen – sind absolut überlegene Virtuosen. Sie bewältigten noch so knifflige Stellen mit selbstverständlicher Leichtigkeit. Auch das Zusammenspiel der Vier war sehr genau, bei stets nahtlosen Übergängen, die Tonbalance stimmte, das Klangbild blieb durchsichtig. Gespielt wurde mit leidenschaftlichem Nachdruck, akzent- und kontrastfreudig. Ausdruck und Intensität der Klangrede standen durchweg im Vordergrund. Alle Stücke standen unter kontinuierlicher Hochspannung. So wurden zu Beginn des Programms die stellenweise gefühlig schmachtenden Kantilenen wie auch die beschwingt-flotten Tongesten von Szymanowskis Nocturne und Tarantella (op. 28) mit bedingungsloser Hingabe musiziert. Plastisches Profil erhielten anschließend die feinen Lyrismen und die lichten, mitunter folkloristisch angehauchten Themen von Dvoraks As-Dur-Quartett (op. 105). Schließlich Schostakowitsch, sein Klavierquintett in g-Moll (op. 57) nach der Pause: Dessen Wiedergabe wurde jedem noch so strengen Maßstab gerecht. Die Huldigung des ersten Satzpaars – Präludium und Fuge – an Bachs „Wohltemperiertes Klavier“ präsentierten das Szymanowski Quartett und Igor Tschetujew am Flügel mit feinen Antennen für die düster meditative Stimmung der Einleitung. Bei der Fuge fesselten die Klarheit der musikalischen Architektur, die souveräne Art, mit der das Ensemble die mehrstimmigen Strukturen freilegte. Das Scherzo offenbarte seinen hintergründigen Sarkasmus, und der vierte Satz blieb an poetischen Stimmungen und vitalem Elan nichts schuldig. Begeisterte Ovationen zum Schluss und eine beschwingte Schostakowitsch-Zugabe: der Walzer aus seiner zweiten Jazz Suite.

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