Ludwigshafen „Uns hat der Schlag getroffen“

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Donald Trump wird der 45. Präsident der USA. Der Sieg über Hillary Clinton hat fast alle überrascht – auch die meisten Politiker in Ludwigshafen. Einige sind entsetzt, andere interpretieren das Ergebnis mit Blick auf die Erfolge von Populisten ganz nüchtern als Warnschuss für Deutschland und Europa.

„Uns hat der Schlag getroffen.“ So schildert Bundestagsabgeordnete Doris Barnett (SPD) den Moment, als sie und ihr Mann Paul – ein Kalifornier, der Clinton gewählt hat – von Trumps Triumph erfahren haben. „Das hat uns total überrascht. Wir haben die Meinungsumfragen monatelang verfolgt und waren überzeugt, dass Hillary gewinnt.“ Ein mulmiges Gefühl beschlich die Oggersheimerin dennoch. Nachts habe sie Alpträume gehabt. In der Außenpolitik traut sie dem 70-Jährigen nicht über den Weg. Ihr Fazit: „Man muss jetzt abwarten, wie er sich positioniert. Deutschland hat traditionell ein gutes Verhältnis zu den USA. Es wäre töricht, das jetzt aufs Spiel zu setzen.“ SPD-Parteichef David Schneider sagt: „Diese Wahl sollte auch Warnung für uns in Deutschland sein. Wir müssen die Sorgen der Menschen, insbesondere die Sorge vor sozialem Abstieg, ernstnehmen, damit Populisten keine Chance haben.“ Trumps Hauptaufgabe sei es jetzt, dafür zu sorgen, dass sich die gesellschaftliche Spaltung in den USA nicht vertiefe. „Das ist ein Ergebnis, mit dem ich nicht gerechnet habe“, räumt Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) ein. Die wenigsten Deutschen hätten sich dieses Resultat gewünscht. „Aber es ist trotzdem das Ergebnis einer demokratischen Wahl. Damit müssen wir jetzt leben und umgehen.“ Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den USA müsse irgendwie weitergehen. „Man kann nur hoffen, dass Trump als Präsident nicht so agiert, wie er es als Wahlkämpfer getan hat.“ Gute Politik müsse unterschiedliche Interessen berücksichtigen und tragfähige Kompromisse erarbeiten. Lohse: „Das ist ein mühsames Geschäft. Trump muss erst noch beweisen, ob er dazu in der Lage ist.“ „Ein sehr ungutes Gefühl im Bauch“ hat CDU-Fraktionschef Torbjörn Kartes nach Trumps Erfolg. „Für mich ist nicht absehbar, wohin uns das global führen wird.“ „Enttäuscht und ratlos“ hinterlässt Grünen-Fraktionschef Hans-Uwe Daumann das Votum: „Ein Rechtspopulist an den Schalthebeln der Macht in Washington – das heißt nicht nur politischer, sozialer, wirtschaftlicher Rückschritt in den USA, das wird auch die Weltpolitik negativ prägen.“ Für Europa und Deutschland sei das Wahlergebnis ein deutliches Signal. „Wir müssen uns verstärkt darum kümmern, demokratie- und menschenfeindlichen Parolen populistischer Kräfte wirksam etwas entgegenzusetzen.“ Das treibt auch Liborio Ciccarello (Die Linke) um: „Wir erleben weltweit einen Rechtsruck. In unsicheren Zeiten suchen Menschen Zuflucht in einfachen Rezepten und zu autoritären Persönlichkeiten. Vor diesem Hintergrund erinnert mich die Wahl Trumps an eine dunkle Seite unserer Geschichte.“ Nicht überrascht hat Trumps Sieg Thomas Schell (FDP): „Ich habe enge Kontakte zu einigen Amerikanern. Die haben gesagt, wir haben die Wahl zwischen Pest und Cholera und haben sich fürs kleinere Übel entschieden – für die meisten war das Trump.“ Erschüttert hat den Liberalen der Wahlkampf: „Das war eine Schlammschlacht ohne Ende.“ AfD-Chef Timo Böhme meint: „Für mich ist es bedeutend, dass die konservativen Kräfte in den USA einen überragenden Sieg eingefahren haben, unabhängig von einem Donald Trump, den ich als Person nicht einschätzen kann. In seinem Programm hat er ja wenig klare Aussagen gemacht.“

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