Ludwigshafen Spürbare Musikbegeisterung

Das erste Konzert im Jahr 2019 in der Ludwigshafener Friedenskirche hat die reizvolle Begegnung mit der Jungen Südwestdeutschen Philharmonie gebracht. Deren Programm hätte man sich schwer ambitionierter vorstellen können.

Unter Stabführung ihres Leiters Fritz Burkhardt stellte sie zwei unvollendete Gipfelwerke vor, die auch in ihrer Torsogestalt zu den Repertoiresäulen der sinfonischen Literatur zählen: Schuberts Siebte in h-Moll und Bruckners Neunte in d-Moll. In der aus dem Jugendsinfonieorchester Neustadt hervorgegangenen, 2016 von früheren und gegenwärtigen Mitgliedern des Landesjugendorchesters Rheinland-Pfalz und des Bundesjugendorchesters gegründeten Philharmonie fanden Musikstudenten, Studierende anderer Fachrichtungen und Schüler zusammen. Künstlerisch verantwortlich ist von Anfang an Fritz Burkhardt. Der offenbar sehr vielseitige Musiker, Pädagoge und Verfechter der historisch informierten Aufführungspraxis, steht auch dem Neustadter Figuralchor vor, dirigiert das „ensemble 1800“, ist Konzertberater der Stadt Neustadt und leitet in Ludwigshafen das Theodor-Heuss-Gymnasium. Das Ergebnis seiner Arbeit mit der Jungen Südwestdeutschen Philharmonie heischt vorbehaltlosen Respekt: Er hat sie zu einem mit sehr beherztem Zugriff agierenden, kompakten, konzentriert und gepflegt spielenden, auch technisch versierten Orchester geformt. Stets spürbare Musikbegeisterung, Nachdruck der Formulierungen und vorwärts drängender Impuls der Klangrede überraschen freilich nicht bei einem Jugendorchester. Um so mehr beeindruckten dafür die Genauigkeit des Zusammenspiels, die Deutlichkeit der stets störungsfreien musikalischen Abläufe, die kompakte Kraft des – das soll nicht verschwiegen bleiben – zumindest bei Schubert oft etwas bläserlastigen und bei den Streichern mitunter basslastigen Klangs. Das Ereignis des Abends aber war die Aufführung von Bruckners neunter Sinfonie, bei der die Junge Deutsche Philharmonie zu Hochform auflief. Da wurde bei den monumentalen Steigerungen und Gipfelungen ein überaus bemerkenswertes Maß an sinfonischen Energien freigesetzt, die gigantische Partitur konsequent durchleuchtet, die Spannung ausladender Melodiebögen über weite Strecken geschürt. Die kolossal erweiterten formalen Dimensionen des Werks präsentierten Burkhardt und die jungen Philharmoniker durchweg einleuchtend, kompakt, ohne Leerläufe, bei in keinem Moment nachlassender Intensität. Ähnliches galt für Bruckners sangliche, weit phrasierte, im Tonfall Schuberts Melodik verwandte Lyrismen, die diesmal sehr einfühlsam musiziert wurden – sie zeigen übrigens auch mit Mahlers Gestus Gemeinsamkeiten. Eine insgesamt ansprechende, expressive, kontrastreiche und dramatisch geprägte Wiedergabe erfuhr auch Schuberts „Unvollendete“ im ersten Teil des Konzerts. Wobei über gelegentliche Unebenheiten hinweggehört werden konnte.

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