Ludwigshafen Soulman aus dem Schwarzwald

Der Mann kommt aus dem Wald, dem Schwarzwald. Von dort hat er es geschafft zum am härtesten arbeitenden Mann im deutschen Soul und R′n′B zu werden: Max Mutzke brachte den großen Saal im Kulturzentrum Das Haus zum Kochen. Von dem schüchternen Auftreten der frühen Jahre ist nichts mehr zu merken. Zusammen mit dem fantastischen Trio Monopunk lieferte er eine mitreißende Show.

„Wenn die Stimmung nicht besser wird, werde ich mich nach diesem Song verabschieden“ sagte Max Mutzke. Das war natürlich nicht ernst gemeint, denn da standen längst schon alle Leute – trotz der Bestuhlung des Saals. Aber die mitreißende Musik machte es auch schwer, ruhig sitzen zu bleiben. Nicht viel reden, sondern singen, ist Mutzkes Motto, und so macht er erst mal ordentlich Dampf, bevor er ein paar Worte sagt. Nahtlos gehen die Stücke ineinander. Jedes Mal hat man den Eindruck, dass Sänger und Begleiter noch mal eine Schippe drauflegen. Ganz wesentlich für die stetig steigende Stimmung ist die Band. Bassist Danny Samar macht enormen Druck. Er spielt ziemlich viel, aber das auch sehr präzise und mit viel Groove. Sein Bass-Stil wurzelt in den 1970er-Jahren, nimmt aber auch moderne Einflüsse auf, wie etwa die virtuosen Linien eines Jaco Pastorius. Schlagzeuger Tobias Held spielt genau das Nötige, was es braucht, um zusammen mit dem Bass zu grooven. Das Zusammenspiel der beiden ist wunderbar eng verzahnt. Keyboarder Maik Schott bringt klassische Sounds wie Hammondorgel und E-Piano. Weil das schon die ganze Band ist, klingt das alles transparent, fetzt aber trotzdem wie verrückt. Der Gesamtklang lässt Max Mutzke viel Raum. Er kann sich so richtig austoben – und das macht er auch immer mehr im Verlauf des Abends. Dass Max Mutzke den Weg aus dem Schwarzwald auf große Bühnen gefunden hat, ist mit das Verdienst von einem Freund und von Stefan Raab. Der Freund habe Mutzke nämlich bei Raabs alternativer Casting-Show angemeldet. Mutzke selbst interessierte sich damals nicht für populäre TV-Castingshows wie „Deutschland sucht den Superstar“. 2004 gewann Max Mutzke den Wettbewerb „Stefan sucht den Super Grand Prix Star“. So wurde Mutzke der deutsche Kandidat beim Eurovision Songcontest in Istanbul und belegte mit „Can’t wait until tonight“ den achten Platz. Bis dahin hatte der Künstler aber schon viele Jahre Musik gemacht. 1981 wurde er als Maximilian Nepomuk Mutzke in Kenkungen geboren. Sein Vater spielt begeistert Schlagzeug und nahm den kleinen Max öfter zu seinen Bandproben mit. So lag es nahe, dass der Junior das Schlagzeug auch mal probierte. Selbst als seine Gesangskarriere schon angelaufen war, spielte Mutzke immer noch Drums in einer Band. Sein Gesangstalent wurde zu Hause beim Mitsingen von Radiosongs offenbar. Funk, Soul und R′n′B verinnerlichte Mutzke durch intensives Plattenhören. Der „Godfather of Soul“, James Brown, ist ein großer Einfluss. Das hörte man auch beim Konzert in Ludwigshafen. Da hat sich Mutzke schon ordentlich warm gemacht und auch dem Publikum eingeheizt, als er den brodelnden Funk und die aus der Kehle kommenden heiseren Anfeuerungsrufe loslässt. Während das Programm mit ein paar rockigeren Sachen anfängt, geht die Stimmung dann immer mehr zu Funk und Soul. Die Ballade zwischendurch „Me and Mrs. Jones“ ist da nur eine Verschnaufpause. Es wirkt überzeugend und ehrlich, wenn Max Mutzke den Soulman gibt. Verzierung und Phrasierung des Gesangs sind nicht übertrieben. Gerade bei amerikanischen R′n′B-Sängern wirkt das endlos gezogene „ohu-wohu-yea-yea uuuuuh“ ziemlich aufgesetzt. Max Mutzke vermittelt glaubhaft, dass sein Gesang von innen kommt und dass seine lauten und expressiven Höhenflüge auch gefühlt sind. Als er in Ludwigshafen bei dieser Phase angelangt war, machte das Publikum schon längst mit. Die Zuhörer ließen sangen – und wenn gefordert – brüllten, tanzten, jubelten und ließen den ausverkauften Saal so richtig toben.

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