Ludwigshafen Show als Gottesdienst

„Bring It On!“ war die jüngste Show der Harlem Gospel Singers überschrieben. Im Mannheimer Rosengarten begeisterte die Gesangsshow um Queen Esther Marrow wieder einmal ihr Publikum. Moderner Gospel, Spirituals, Soul und Rhythm and Blues wurden von der Truppe wohltönend vereint.

Mitreißender Rhythmus und hymnische Gesänge, musikalische Begeisterung und religiöse Freude – der Mozartsaal war voll davon. Lange schon ist die Eigenproduktion von BB-Promotion Mannheim eine der künstlerisch bedeutendsten und erfolgreichsten Gospel-Shows, die Jahr für Jahr starke afroamerikanische Gesangstalente mit auf eine Tournee durch Deutschland bringt. Die acht Sängerinnen und Sänger brachten zur Begleitung ihrer Band nicht nur höchste musikalische Qualität, sondern auch eine Stimmung in den Saal, die das Publikum von den Stühlen hob. Im Zentrum der Show steht Queen Esther Marrow. Ihren bürgerlichen Taufnamen Queen Esther trägt die Sängerin sehr zu recht. Sie ist eine wahre Königin des Gospelgesangs, eine große Künstlerpersönlichkeit, deren eindringliche Gesänge immer wieder für bewegende Momente sorgten. Auch dem kürzlich verstorbenen Joe Cocker erwies Queen Esther ihre Reverenz. Dessen „You Are So Beautiful“ sang sie mit großer Inbrunst. Starke Wirkung hatte ihre Interpretation von „Elijah Rock“, das cool und jazzy mit fingerschnipsenden Offbeats schwang, während die Sängerin mit den Saxophonlinien von Marquis Sayles in einen Frage-und-Antwort-Dialog trat. Eine gewaltige Stimme entlud sie dabei, mächtig wie die Posaunen von Jericho, eine große, dunkle und beschwörende Stimme von großer Eindringlichkeit und visionärer Kraft. Auch Hymnisches ließ Queen Esther Marrow mit ihrem achtköpfigen Chor ertönen. Ihre Sänger nennt sie ihre Babies, denn sie seien wie eine große Familie. Auch diese Familie ist mit begnadeten Stimmen gesegnet, Susu Bobien vor allem. Die füllige Lady raffte ihre Baptistenkutte, warf den Kopf weit zurück und entlud immer wieder ekstatische Gospelglut aus ihrer Stimme. Keesha Gumbs ließ ihre große Stimme reich mäandern, schwang ihre Gesänge in höchste Höhen hinauf. Und auch die Herren begeisterten ihr Publikum solistisch, mit balsamischen, samtigen Bariton-Stimmen und inbrünstigen Gesängen. Zu dem Quintett „Canton Spirituals“ schlossen sich die Männer zusammen, vereinten wunderbaren Satzgesang mit gutklingenden Harmonien. Im zweiten Teil der Show wurden die Baptistenkutten abgelegt, und die Sängerinnen und Sänger kamen in farbenfroh schicken Straßenkleidern wieder, um den modernen Teil der Show einzuläuten. Vitale Musical-Atmosphäre kam in die Show, Dias vom Broadway und Brooklyn-Bridge untermalten die lebendigen Choreographien. Die Wurzeln in moderner Soulmusik breiteten die Harlem Gospel Singers nun aus, und dabei gab es auch einen Stevie-Wonder-Tribute. Die Botschaft der Show ist die Nächstenliebe, das lässt Queen Esther ihr Publikum immer spüren. Und auch diesmal ließ sie Hörer aus dem Publikum an der Bühne vorbeidefilieren, wo jeder seinen Segen per Handschlag erhielt. Die Show wurde zu einer Art Gottesdienst. Überschäumende Lebensfreude und Begeisterung regierten. Sobald die Offbeat-Rhythmen zu pulsieren begannen, gab es auf der Bühne kein Halten mehr. Mit langen beschwörenden Repetitionen und Steigerungen brachten die Songs ekstatisches Potential in die Show. Und als Queen Esther mit dem Bandleader und Pianisten Anthony Davis ein Gesangsduett anstimmte, eine Rhythm-and-Blues-Huldigung an die „Old Times“, war das Publikum kaum noch zu halten. Erst recht nicht, als der Pianist launige Kapriolen aus dem Ärmel schüttelte.

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