Ludwigshafen Seltene Perlen der leichten Muse

Das Konzert des Johann-Strauß-Orchesters im Carl-Bosch-Haus in Maxdorf am Jahresanfang hat Tradition. Jetzt ist das Orchester, das sich der leichten Muse verschrieben hat, hier mit den Sängern Irina Simmes und Ipca Ramanovic als Solisten aufgetreten. Alle Beteiligten wurden zum Schluss zu recht gefeiert.

In diesem gerade beginnenden Jahr feiert das Johann-Strauß-Orchester Kurpfalz sein 20-jähriges Bestehen. 1995 wurde das Orchester von Frank Ringleb, Kontrabassist am Mannheimer Nationaltheater, gegründet, um sich der Musik des Namenspatrons und anderer Komponisten der leichten Muse zu widmen. Das Carl-Bosch-Haus war auch diesmal wieder bis auf den letzten Platz besetzt. Und das Orchester unter seinem Dirigenten Wolfram Koloseus wurde vom Publikum mit enthusiastischem Beifall bedacht. Zum Erfolg trugen auch die beiden Solisten, die Sopranistin Irina Simmes und der Bariton Ipca Ramanovic, bei. Das Ensemble setzt sich zusammen vor allem aus Mitgliedern des Nationaltheater-Orchesters Mannheim und des Philharmonischen Orchesters der Stadt Heidelberg. Geleitet wird es seit seiner Gründung von Wolfram Koloseus, langjähriger Erster Kapellmeister am Nationaltheater Mannheim, heute Professor für Dirigieren an der Musikhochschule Mainz. Das Orchester dirigiert er vom Flügel aus und weiß auch als Pianist nachdrücklich das Geschehen mitzugestalten. Als gebürtiger Wiener und ehemaliger Wiener Sängerknabe versteht er es, das spezifische musikalische Flair seiner Heimatstadt, das gerade in den für Neujahrskonzerte typischen „leichten“ Stücken eine große Rolle spielt, mit einzubringen. Den Auftakt bildete der „Einzug der Gladiatoren“ des böhmischen Militärkapellmeisters Julius Fucík. Es begann mit einem kleinen Wackler in der Trompete bei der Eröffnungsfanfare, dann spielte das Orchester den Fucík-Marsch wie auch das weitere Konzert souverän und hochmusikalisch. Neben den bekannten Stücken der „leichten Muße“ ist das Johann-Strauß-Orchester Kurpfalz immer bemüht, seltene Perlen dieser Musik aufzuführen, wie der gewohnt geistvoll moderierende Frank Ringleb betonte. Eine solche Rarität ist der melodienselige, süffig vorgetragene Walzer „Badner Madl′n“ von Karl Komczak. Französischen Esprit verbreitete das mit Delikatesse gespielte „Pizzicato“ aus dem Ballett „Sylvia“ von Leo Délibes. Vor der Pause folgte noch die machtvolle Ouvertüre zu „Eine Nacht in Venedig“ von Johann Strauß. Anzumerken bleibt, dass in diesem ersten Teil, gerade auch in den Begleitungen zu den Gesangsbeiträgen, manches etwas zu brav herüberkam, dass der Zuhörer also noch etwas das nötige Feuer vermisste. Nach der Pause wurde das anders, da musizierte das Orchester mit mehr Schwung und Leidenschaft. Das spürte man gleich bei der „Voyage rapido“ von Ernst Börschel, erst recht dann im rasanten „Teufelstanz“ von Joseph Hellmesberger, mit dem schönen Piccolo-Solo von Robert Lovasich, dem Soloflötisten am Nationaltheater. So wurde das „Leichte Blut“ von Johann Strauß ein recht „Heißes Blut“, und sein „Kaiserwalzer“ kam mit der angemessenen Majestät daher. Die beiden noch jungen Gesangssolisten kamen vom Theater Heidelberg. Der aus Serbien stammende Ipca Ramanovic verfügt über einen schön kultivierten Bariton, der auch den nötigen Schmelz für Operettenmelodien besitzt, wie er mit Carl Millöckers „Dunkelrote Rosen“ und „Gern hab’ ich die Frau′n geküsst“ von Franz Lehár bewies. Was seiner Stimme (noch) fehlt, ist ein gewisses Maß an Durchschlagskraft, so dass er zuweilen forcieren musste. Reifer und kraftvoller präsentierte sich da die Stimme der Sopranistin Irina Simmes, die in Heidelberg schon die Konstanze in der „Entführung“ und die Titelpartie in „La Traviata“ gesungen hat. Auch in Maxdorf wusste sie durch ihren substanzreichen Sopran und ihre nuancierte, ausdrucksvolle Gestaltung im Csárdás aus der „Fledermaus“, in den Lehár-Klassikern „Liebe, du Himmel auf Erden“ und „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ zu gefallen. Zum Schluss bedankten sich die Gefeierten mit drei wunderbar vorgetragenen Zugaben: mit dem Duett „Lippen schweigen“, der Strauß-Polka „Eljen a Magyar“ und selbstverständlich dem Radetzky-Marsch.

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