Ludwigshafen Seitenwechsel

Erinnern Sie sich noch an den „Meister der Herzen“? So bezeichnet man noch heute den FC Schalke 04, der sich 2001 schon als Deutscher Fußball-Meister wähnte, bis Patrick Anderssons spätes Ausgleichstor in Hamburg den FC Bayern München zum Meister machte. Am vergangenen Samstag hätte es in der Oberliga fast einen „Absteiger der Herzen“ gegeben. Spieler, Verantwortliche und Fans von Röchling Völklingen gingen nämlich im Spiel bei Arminia Ludwigshafen durch ein Wechselbad der Gefühle. Bis in die Nachspielzeit waren die Saarländer bei einem 1:2-Rückstand abgestiegen. Dann gelang ihnen fast mit der letzten Aktion der 2:2-Ausgleich. Die Freude war riesig, denn das Remis war Voraussetzung für den Ligaverbleib. Als direkt nach dem Abpfiff die Völklinger Fans in Jubel ausbrachen, schien die Rettung perfekt. Ein 0:2 von Konkurrent Borussia Neunkirchen gegen Hauenstein machte die Runde. Doch die Erleichterung kam zu früh. In Neunkirchen hatte sich der Schiedsrichter verletzt, die Partie war gut 20 Minuten unterbrochen gewesen und lief noch. Die Röchling-Spieler und Fans verharrten gemeinsam auf dem Rasen der Bezirkssportanlage Rheingönheim, bibberten und zitterten. Es gab eine Telefon-Standleitung nach Neunkirchen. Quälend lange zogen sich die Minuten. Die Borussia verkürzte auf 1:2. Klar war, wenn jetzt noch der Ausgleich fällt, ist Völklingen abgestiegen. Die Spannung wurde fast unerträglich. Plötzlich ein Jubelschrei, dem Freudentänze und Gesänge folgten. Das Spiel in Neunkirchen war zu Ende, es blieb beim 1:2. Röchling war gerettet und an die Partie bei der Arminia werden sich alle noch Jahre danach erinnern. (thl) Die Verantwortlichen des Fußball-Oberligisten Arminia Ludwigshafen haben vor dem letzten Spieltag tief in die Trickkiste der Psychologie gegriffen. Auf dem Titelbild der Stadionzeitung zum letzten Spiel gegen Röchling Völklingen war der zu Phönix Schifferstadt abwandernde Kai Müller in voller Aktion zu sehen. Das ist eigentlich nichts Besonderes, denn der Flügelstürmer schaffte es schon öfter auf die Seite eins des Heftes. Bemerkenswert ist aber der Bildtext zum Foto. „Servus Kai, mach es wie Luber“, war zu lesen. Zur Erklärung: Sebastian Luber hatte die Arminia kurz vor Saisonstart in Richtung Altleiningen verlassen und kehrt zur neuen Runde zum FCA zurück. Publikumsliebling Müller hatte gerade in den vergangenen Wochen viele Sympathiebezeugungen seitens der Arminia erhalten. Sei es durch Aussagen der Verantwortlichen („Der Abschied von Kai tut weh“) oder durch den starken Applaus der Zuschauer bei Auswechslungen. Die Frage, ob er sich einen Weg, wie ihn Sebastian Luber gegangen ist, auch vorstellen könne, ging dem Stürmer (24) dann doch zu weit: „Es wäre Phönix gegenüber unfair, wenn ich dazu etwas sagen würde.“ Doch erinnern wir uns an ein Lied der Kölner Schauspielerin und Sängerin Trude Herr. Den Titel „Niemals geht man so ganz“ kennt vielleicht auch Kai Müller, oder den Film von James Bond „Sag niemals nie“. (thl)

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