Ludwigshafen Rockabillies und Pinup Girls

Fünf coole Rock ’n’ Roller mit perfekt geölten Tollen und verruchte Damen, die ihre Hüllen fallen lassen – bei der Firebird Burlesque Show im Mannheimer Capitol ging es heiß her. Es war eine amüsante Zeitreise in die Ära der Rockabillies und Pinup Girls. Wer allerdings eine Stripshow mit an Stangen tanzenden Damen erwartet hatte, war an der falschen Adresse.

Zur Musik von „Greased Lightning“ aus dem Musical „Grease“ betritt eine Blondine im Mechaniker-Outfit die Bühne. Stück für Stück legt sie lasziv tanzend Werkzeuggürtel, Arbeitshandschuhe und Overall ab. Darunter kommt ein weißes Kleid zum Vorschein. Die Mechanikerin wird zu Marilyn Monroe und singt „I Wanna Be Loved By You“, während sie sich auch dieses Fummels entledigt. Ja, bei der Burlesque Show ziehen sich Frauen aus. Allerdings ist der Weg das Ziel. Es geht nicht darum, dass am Ende alle Hüllen gefallen sind – im Gegenteil. Es sind kleine frivole Darbietungen mit Elementen aus Show, Zirkus, Komödie und Karneval. Und so ist auch die blonde Mechanikerin am Ende ihrer neckischen Nummer gerade noch ausreichend bedeckt. Besagte Blondine ist das Pinup-Model Miss Zoe Scarlett aus Basel. Sie ist Teil der Burlesque-Revue „Petit Fours“. Bei der Firebird Burlesque Show treffen sie und ihre zwei Kolleginnen Miss Honey Lulu und Miss Golden Treasure auf die Firebirds. Das Quintett stammt zwar nicht aus L. A., sondern aus Leipzig, aber das fällt kaum auf. Authentisch coverten die Firebirds die Klassiker der 50er- und 60er Jahre – stilecht in bunten Jacketts, mit überdimensionalen Koteletten und pomadigen Haartollen. Dabei beherrschten sie die lauten ebenso wie die leisen Töne. Mal rockten sie als rebellische Rock ’n’ Roll-Band über die Bühne und röhrten „Rock-A-Beatin′ Boogie“ von Bill Haley oder „Lucille“ in die Mikros, Elvis-Hüftschwung und Twist-Einlagen inklusive. Auch Do-Woop-Klassiker wie „Rama Lama Ding Dong“ oder Gitarrenmusik von den Everly Brothers beherrschen die Firebirds. Und als Schwiegermutters Lieblinge versammelten sie sich brav um ein Mikro und sangen a cappella „Sherry“ von den Four Seasons. Weibliche Unterstützung erhielten die Firebirds von den Cool Cats, drei Sängerinnen die im Stil der Andrews Sisters Hits wie „Lollipop“, „Hit the Road Jack“ oder „Break Away“ sangen. Doch die Höhepunkte der Show waren die Auftritte der „Petit Fours“ . Dabei war jede Darbietung ein kleines in sich geschlossenes Kunstwerk, ein Mini-Theaterstück, das bis ins kleinste Detail durchchoreographiert ist. Passend zur jeweiligen Musik entledigten sich die Damen Stück für Stück ihrer pompösen Kostüme. Im Unterschied zu konventionellen Stripperinnen integrieren Burlesque-Künstlerinnen in ihre Show Comedy und kleine Kunststücke. Honey Lulu beispielsweise zeigte, dass sie nicht nur anmutig ihre Hüllen fallen lassen kann, sondern dass sie auch als Feuerschluckerin Talent hat. In ihrer zweiten Darbietung badete die Britin dann keck in einer Teetasse. Besonders sympathisch ist die Tatsache, dass Burlesque-Künstlerinnen keine Idealmaße haben müssen. Golden Treasure avancierte denn auch im Capitol zum Publikums-Liebling – auch wenn Heidi Klum bei ihrem Anblick wahrscheinlich in Ohnmacht fallen würde. Doch die Hamburgerin ist der lebende Beweis dafür, dass Beweglichkeit und Anmut mit dem Körpergewicht rein gar nichts zu tun haben. Ein absoluter Hingucker waren zudem die knallbunten, fast schon grotesken Kostüme. So erschien Golden Treasure beispielsweise als sahnige Geburtstagstorte auf der Bühne. Statt Kerzen zündete sie jedoch ihre Pasties (Nippelschmuck) an.

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