Ludwigshafen Richtiger Riecher für Verschüttete

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Ein Erdbeben hat in der Nacht zum Mittwoch Italien erschüttert und viele Opfer gefordert. Unter den Trümmern werden noch zahlreiche Überlebende vermutet. Spezielle Spürhunde sollen bei der Suche helfen. Mit dabei ist ein Team des Arbeitersamariterbundes aus Ludwigshafen.

Auf Anja Fiedler und ihrem Portugiesischen Wasserhund Filou ruhen im Moment große Hoffnungen vieler Menschen. Noch kann es unter den Trümmern der eingestürzten Gebäude in Mittelitalien in Hohlräumen eingeschlossene Menschen geben, die lebend gerettet werden können. Das Mensch-Hund-Team aus Ludwigshafen ist speziell für diese Suche ausgebildet und Teil einer schnellen Einsatztruppe deutscher Rettungshundestaffeln für den Auslandseinsatz. Die italienische Botschaft hat am Donnerstagnachmittag um Katastrophenhilfe gebeten. Um 17 Uhr saßen Anja Fiedler und ihr Spürhund mit vier weiteren Rettungshundeteams in einem gesponsorten Privatjet, der sie von Stuttgart aus nach Rom flog. Von dort aus ging es auf dem Landweg ins Krisengebiet. Seit gestern ist die neunköpfige Truppe mit fünf Rettungshunden im Einsatz, berichtet Jürgen Juchem, Geschäftsführer des Arbeitersamariterbundes (ASB) in Ludwigshafen. ASB-Rettungshundeführerin Anja Fiedler hat Erfahrung mit Einsätzen nach Erdbeben. Mit Filou-Vorgänger Pablo war sie vor sechs Jahren in Haiti, nachdem ein verheerendes Beben die Karibikinsel heimgesucht hatte. Dort gelang es dem Team, eine 69 Jahre alte Frau aus den Trümmern lebend zu retten, die sieben Tage verschüttet war. Mensch und Tier haben eine intensive Ausbildung absolviert. Hundeführer müssen unter anderem Karten-, Kompass- und Trümmerkunde sowie technische Rettung lernen. Und auch die Vierbeiner müssen harte Prüfungen bestehen, bevor sie in den Einsatz kommen. Der Hund braucht mehrere Fertigkeiten: So muss er Menschengeruch unter dem Boden wahrnehmen und eine große Fläche absuchen können. Außerdem muss er sich sicher auf schwierigem Terrain bewegen können. Geübt wird dies auch auf Abrissgeländen. Zusätzlich sollen Rettungshunde Menschen anhand von Geruchsproben von einem Kleidungstück aufspüren können. Trainiert wird einmal die Woche. Bis zu vier Großübungen kommen jährlich dazu. Die Ausbildung der Hunde dauert normalerweise zwei bis drei Jahre, wie ASB-Geschäftsführer Juchem erläutert. Doch Anja Fiedlers Filou hat es in knapp zwei Jahren geschafft. Das Duo war im Juni 2014 in Georgien im Auslandseinsatz, damals ging es um eine Vermisstensuche. Das sind auch in der Heimat die häufigsten Einsätze – etwa wenn ein demenzkranker Mensch gesucht wird, der orientierungslos umherirrt. Für Filou ist der Erdbebeneinsatz in Italien eine Premiere. Bis Sonntag ist das deutsche Rettungshundeteam im Einsatz. Die Hundeteams wechseln sich bei der Suche alle zwei Stunden ab. „Das ist Schwerstarbeit. Die Hunde brauchen dann eine Pause“, sagt Jochum. Die italienischen Einsatzkräfte zeigen dem Team, wo es suchen soll. Der Einsatz ist bis Sonntag geplant. „Bis dahin gibt es eine realistische Chance, Überlebende zu finden“, sagt Jochum. Was die Retter bei ihren Einsätzen sehen und erleben, wird hinterher mit psychologisch geschulten Fachleuten besprochen. „Das ist Pflicht. Wir lassen niemand alleine“, sagt Juchem.

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