Ludwigshafen Nichts für Pienser

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Ludwigshafen

. Erik Mandt schnappt sich derzeit zwei- bis dreimal die Woche sein Fahrrad. Der 13 Jahre alte Schüler fährt dann 40, 50 Kilometer. „Kondition bolzen“ nennt er das. Wenn er danach noch Kraft hat, strampelt er noch den Monte Scherbelino, eine kleine Anhöhe bei Frankenthal, hinauf und übt beispielsweise, Spitzkehren zu fahren. Mandt möchte diesen Monat zusammen mit einigen anderen Schülern der siebten Klassenstufe der Integrierten Gesamtschule (IGS) Ludwigshafen-Edigheim mit dem Mountainbike durch die Alpen fahren. 350 Kilometer mit rund 7000 Höhenmetern in sieben Tagen. Von Bruneck bei Bozen bis Venedig. „Das wird ganz schön hart“, sagt er. Aber er fühlt sich gut vorbereitet. Zumindest ist er der Schüler, der bislang am meisten trainiert hat. Eine andere Gruppe der IGS geht auf Kanuexpedition in Frankreich. Fünf Etappen werden sie ab Sonntag, dem 13. September, hinter sich bringen müssen. Der Alpencross und die Kanuexpedition sind Teil des Projektes Herausforderung, das es deutschlandweit für Schüler der siebten Klassenstufe gibt. Aufgrund der hohen Nachfrage beim Kanufahren gibt es gleich drei Gruppen der IGS Edigheim. Für den Alpencross hatten sich 18 Schüler beworben, das Teilnehmerlimit lag bei zwölf. Zehn Schüler sind derzeit dabei: Cedric Schmitt, Luis Wirth, David Niachos, Mia Weber, Lea-Wolke Barche, Felix Blaufuß, Mandt, Pascal Hill, Marc Riedel und Christian Böhm. „Wir haben bei der Auswahl darauf geachtet, dass wir keine Schüler mitnehmen, die viel rumpiensen“, erklärt Matthias Gulde, der verantwortliche Lehrer. Man kenne nach ein paar Jahren seine Schüler: „Solche ziehen die ganze Gruppe runter“, betont Pädagoge Gulde. Er ist sich sicher, dass er keine „Pienser“ in seiner Gruppe hat. Trotzdem gibt/gab es am 18. Juli eine Qualifikationstour im Pfälzerwald. Nur wer hier die Anforderungen (etwa 50 Kilometer, 1500 Höhenmeter) recht problemlos schafft, darf im September mit. Denn ein unfitter Schüler würde das gesamte Projekt gefährden. „Haben wir einen dabei, der zu langsam ist, hat die ganze Gruppe ein Problem“, sagt Gulde, der seit elf Jahren eine Mountainbike-AG an der IGS Edigheim unterrichtet. Der Lehrer, der im Vorjahr schon einmal mit einer Schülergruppe der IGS Edigheim einen Alpencross gemacht hat („Wahnsinnig viel Spaß, aber auch wahnsinnig viel Arbeit“), überlässt ansonsten einen großen Teil der Vorbereitungsarbeiten den Schülern und fällt nur die endgültigen Entscheidungen – das ist Sinn der Herausforderung. Einfach war und ist das für die 13-Jährigen nicht immer, die Schüler stießen das eine oder andere mal an ihre Grenzen. „Das ist die Herausforderung vor der Herausforderung“, sagt Felix Blaufuß, der „Teamchef“ der Schüler. Es mussten nicht nur Unterkünfte gefunden werden, sondern auch die Route ausgetüftelt und Sponsoren aufgetrieben werden. Denn die Eltern sollten pro Schüler nur 160 Euro zuschießen, insgesamt werden allerdings rund 9500 Euro benötigt. Der Rest muss vor allem durch Gelder von Sponsoren gedeckt werden. Der Etat ist mittlerweile fast gedeckt, sagt Gulde, der bei der Tour von Michael Weiler, Theo Hauck, Elke Hauck und Christoph Klein unterstützt wird. Los geht es am 21. September mit der Anreise in zwei Minibussen nach Bruneck. Die Räder werden mit einem vom DAV Frankenthal zur Verfügung gestellt Anhänger transportiert. Sieben Rad-Tage später wollen die Schüler dann in Venedig sein, wo es noch einen „Bonustag“ (Gulde) gibt, bevor es nach Ludwigshafen zurückgeht. Lea-Wolke Barche kommt derzeit wegen einer Meniskus-Operation erst auf einen Schnitt von rund 1,3 Trainingseinheiten pro Woche – die wenigsten der Gruppe. Sie gehört zu den Schülern, die großen Respekt vor dem Alpencross haben. Das sagt sie. Das sieht man ihr auch an, wenn sie darüber spricht. Trotzdem meint sie: „Ich will es schaffen. Denn viele werden uns danach beneiden, dass wir so etwas Tolles einmal mitmachen durften.“ Pienser klingen irgendwie anders …

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