Ludwigshafen Neues Rathaus, neue Kreuzfahrtgäste

Plausch im Strandkorb: Christane Vopat und Michael Cordier, Thomas Leimert und Edmund Keller.
Plausch im Strandkorb: Christane Vopat und Michael Cordier, Thomas Leimert und Edmund Keller.
Knödelbrunnen wird abgebaut

Schon Anfang des Jahres hatte GAG-Chef Ernst Merkel erklärt, dass er ein Teilstück der Fußgängerzone in der Bismarckstraße für verzichtbar hält. Konkrete Überlegungen dazu hat der 67-Jährige gestern in der Sommerredaktion vorgestellt. Merkel meint den Bereich zwischen Kaiser-Wilhelm- und Bahnhofstraße. Am Eingang zum Bürgerhof plant das Ludwigshafener Immobilienunternehmen seit einigen Monaten neue Wohnhäuser. Dafür sollen die alten Gebäude 70 bis 74 ab Herbst abgerissen werden. Rund 13 Millionen Euro wird die GAG mitten im Zentrum investieren, um diesen Teil der Straße aufzuwerten. Die vorbereitenden Arbeiten dafür seien wegen des Untergrunds aufwendiger als gedacht, erklärte Merkel. Die GAG will den Knödelbrunnen abbauen, um Platz zum Rangieren für die Baufahrzeuge zu schaffen. Sobald das Projekt dann im Jahr 2020 abgeschlossen sei, könnte der Brunnen wieder aufgestellt werden. Und zwar dort, wo sich die Stadt das wünsche. Das müsse nicht in der Fußgängerzone sein. Möglich sei auch ein Standort im Bürgerhof. Ebenfalls im Jahr 2020 soll das neue Kundenzentrum der Technischen Werke Ludwigshafen ein paar Häuser weiter im ehemaligen Kaufhofgebäude fertig werden. Dann wäre – ohne den Knödelbrunnen in diesem Abschnitt – der Weg frei für eine Öffnung des Teilstücks für Autofahrer und Radfahrer. Aber das alles müsse natürlich die Stadt entscheiden, betont Merkel. Ärger um Tankstellenvergleich Michael Cordier ist der größte Fan seiner Heimatstadt, aber er ist auch nicht blind für die Problemzone Innenstadt. Der Chef der Kongress- und Marketinggesellschaft (Lukom) lässt indes keine Gelegenheit aus, die Schokoladenseiten Ludwigshafens zu präsentieren. Umso mehr ärgert er sich gerade über den Artikel „Westreise“ im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ von Alexander Osang, der kein gutes Haar an der Pfalzmetropole lässt. Er spricht von „Fassaden, vor denen man osteuropäische Agentenfilme aus den Sechzigerjahren hätte drehen können“, davon dass „verglichen mit dem Zentrum von Ludwigshafen jeder Pissbahnhof in Vorpommern, jede Autobahntankstelle in Sachsen-Anhalt wie ein blühender Zukunftsort“ wirke und dass Helmut Kohl die Kraft für den Osten aus seiner Heimat ausgesaugt habe. Starker Tobak. Lukom-Chef Cordier findet es nicht fair, dass Osang dieses Bild Ludwigshafens in die ganze Bundesrepublik spiegelt, obwohl er offenbar nur kurz an einer Straßenecke gestanden und auf den Trauerzug mit dem Altkanzler gewartet hat. Der Autor aus Hamburg kann sich darauf gefasst machen, dass er bald einige Einladungen in die Pfalz bekommt, wo er sich dann demnächst, zum Beispiel beim Filmfestival auf der Parkinsel oder im Ebertpark, ein anderes Bild machen kann. Lifting nach zehn Jahren Überrascht hat viele Bürger die Nachricht vom Umbau der Rhein-Galerie mit einem Kostenvolumen von zehn Millionen Euro. Im Foodcourt sind die Arbeiten bereits im vollen Gang, berichtet Christoph Keimes. Für den Centermanager sind die anstehenden Veränderungen eine logische Konsequenz: „Unsere Welt ist schnelllebig. Das Design der Rhein-Galerie ist bereits zehn Jahre alt.“ Also höchste Zeit fürs Aufhübschen und Modernisieren. Mit den für 2020 geplanten Gastronomiepavillons am Platz der deutschen Einheit will ECE näher ans Wasser rücken. „Bedarf für mehr Gastronomie ist da“, betont Keimes, der sich auf seinen Urlaub auf der dänischen Insel Röm freut. „Dann gehört meine Zeit ganz der Familie“, sagt der Vater von drei kleinen Kindern. Neuer Schwung für die City Nicht nur Keimes erhofft sich durch den geplanten Schiffsanleger vor der Rhein-Galerie einen Zustrom an Kunden. „Wenn Schiffe von auswärts anlegen und die Passagiere unsere Stadt besuchen, dann kann das nur positiv sein“, findet Markus Lemberger von der Lukom. Allerdings müsse sich dann in punkto Innenstadtattraktivität noch einiges tun. Lemberger setzt auf neuen Schwung nach der OB-Wahl: „Egal wer gewinnt, er oder sie wird sich des Themas annehmen müssen.“ Für ihn sind die Leerstände in der City auch auf den baulichen Zustand vieler Immobilien zurückzuführen, die für den Einzelhandel schlichtweg zu unattraktiv seien. „Da haben wir leider den Anschluss verpasst.“ Das sieht Lukom-Citymanager Yann Fürst ähnlich. Er setzt auf den geplanten Abriss der Hochstraße: „Das stellt in Sachen Stadtentwicklung eine große Zäsur dar.“ Kaufverhalten spielt Rolle Für Oppaus Ortsvorsteher Udo Scheuermann muss beim Konzept für die City das geänderte Kaufverhalten berücksichtigt werden: „Die Menschen bestellen heute vieles im Internet – sogar Lebensmittel.“ Deshalb könne er sich auch weniger Einzelhandel und dafür mehr Dienstleistungsbetriebe und Wohnraum im Stadtkern vorstellen. Neues Rathaus auf Berliner Platz Edmund Keller, Chef von „Schuh Keller“ in der Ludwigstraße und seit 57 Jahren Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes der Stadt, sieht man die 86 Jahre nicht an. Der Unternehmer, „der ein bisschen Gymnastik“ macht, hält es für nötig, dass sich jemand hauptberuflich der Entwicklung der Innenstadt annimmt. „Wir brauchen eine Art Citymanager, der sich darum kümmert“, fordert Keller. Ganz wichtig sei, die Ludwigstraße als Verbindungsachse zwischen Berliner Platz und Rhein-Galerie zu stärken. Den Rückgang des Einzelhandels beobachtet er mit Sorge. „Man kann das Rad nicht zurückdrehen, aber ein neues Rad erfinden“, glaubt der Unternehmer, dessen Schuhgeschäft seit 81 Jahren existiert. „Am Berliner Platz, wo die Baugrube ist, würde ich das Rathaus neu bauen. Der Platz liegt zentral und ist gut erreichbar“, bringt Keller eine neue Idee ins Spiel. Gutes Miteinander in der Kultur Etwas, das in der Innenstadt zu funktionieren scheint, ist der Austausch zwischen den Kultureinrichtungen. Das sagt Angela Bauer. Die 43-Jährige leitet die Städtische Musikschule, in der pro Jahr rund 2200 Schüler unterrichtet werden. Einmal im Monat treffe sie sich mit den Kulturkollegen zum Mittagessen – unter anderem mit René Zechlin vom Hack-Museum und Tilman Gersch vom Pfalzbau. „Da steckt viel individueller Einsatz dahinter“, sagt sie über das große Kulturangebot in der Stadt. Um diese im Zentrum zu beleben, schlägt Bauer vor: „Studenten in die Innenstadt holen, fänd’ ich super.“ Dem stimmt auch Joachim Alexander zu. Der 63-jährige Klimaschutzbeauftragte der Stadt hat sein Büro in der Walzmühle. Zum Leerstand im dortigen Einkaufszentrum sagt er: „Das ist ein Drama!“ Lokalseite 3

Redaktionswirt Angelo schenkt „Ernesto“ Merkel ein.
Redaktionswirt Angelo schenkt »Ernesto« Merkel ein.
Freut sich auf Urlaub: Rhein-Galerie-Manager Keimes.
Freut sich auf Urlaub: Rhein-Galerie-Manager Keimes.
Gutes Klima: Joachim Alexander und Angela Bauer.
Gutes Klima: Joachim Alexander und Angela Bauer.
Nachdenklich: Ortsvorsteher Udo Scheuermann.
Nachdenklich: Ortsvorsteher Udo Scheuermann.
Mittendrin: Hund Laika von der Gastro-Familie Montana.
Mittendrin: Hund Laika von der Gastro-Familie Montana.
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