Ludwigshafen Nachtdunkle Eleganz

Sie ist die neue Queen des Pop Noir. Die Berliner Sängerin und Songschreiberin Andrea Schroeder trat mit ihrer exzellenten Band in der Alten Feuerwache auf. Noch war ihre Fangemeinde in Mannheim klein, doch wer diese Sängerin und ihre dunkel-melancholischen Songs einmal gehört hat, der hat gute Chancen, fasziniert zu sein.

Andrea Schroeder arbeitete als Model, bevor sie beschloss, ihr Leben ganz der Musik zu widmen. In einem Gospelchor hatte sie früher schon gesungen, nach einer dreimonatigen Stimmbandlähmung veränderte sie dann den Einsatz ihrer Altstimme. Mehr gehaucht als gesungen, rauchig, von ruhiger Eindringlichkeit und nachtdunkler Eleganz ist der Klang nun. Dunkle Ausstrahlung besitzen auch ihre Lieder, die sie zusammen mit ihrem Gitarristen Jesper Lehmkuhl schreibt. „Ghosts of Berlin“ heißt einer der schönsten Titel ihres neuen Albums. Darin beschwört sie die Geister und Gräber der Stadt. Text und Musik verströmen nachtschwarze Romantik. Nach Nick Cave klingt das ebenso wie nach Marlene Dietrich. Und auch nach Chris Eckman, dem Kopf der US-Band Walkabouts, der ihr jüngstes Album produziert hat. Sparsame und atmosphärisch dichte Klänge genügen, um die bilderreichen Texte und poetischen Melodien zu tragen. Am indischen Harmonium und der Shrutibox begleitet sich Andrea Schroeder bisweilen selber, Jesper Lehmkuhl trägt die gesangliche Melancholie weiter in glasklaren Harmonien und gefühlvoll gleitenden Linien auf der E-Gitarre. Ein bisschen schwankt die Musik noch zwischen den Stilen. Während der Gitarrist mit seinen Twang- und Surf-Sounds den Americana-Faktor der Musik unterstützt, erinnern die von Mike Strauss’ Keyboard begleiteten Songs eher nach Darkpop. Dave Allen ließ den E-Bass warm schwingen, und Chris Hughes bearbeitete sein Drumset stimmungsvoll und differenziert, oft auch mit Filzschlegeln. Songs aus ihren beiden Alben „Blackbird“ und „Where the Wild Oceans End“ bildeten das Programm, alles wunderschöne Lieder. Eine rätselhafte, elegisch-sanfte Stimmung verbreiten diese, ebenso die eher gehauchten als gesungenen Verse. Und doch stimmt dies keineswegs depressiv, als dass es vielmehr von dunkler, warmer Sinnlichkeit durchzogen ist. Von tiefer Ruhe und beschwörender Kraft sind die Songs. Dass Andrea Schroeder früher einmal Model war, ist gleichfalls kein Schaden. Sie weiß, wie man auf der Bühne gut aussieht. Und sie versteht es auch, die Sinnlichkeit ihrer Songs zu schüren, ihnen einen Hauch Verruchtheit zu geben. Die Worte lässt sie dann genüsslich ausschwingen und verschleppt das meist getragene Tempo noch ein bisschen mehr. In ihrem ruhevollen Duktus baut die Musik beschwörende Kraft auf, bäumt sich nicht selten zwischendurch kraftvoll rockig auf. Und auch David Bowies Berlin-Hymne „Heroes“ hat sie sich in einer deutschen Version angeeignet: Die „Helden“ gab es in Mannheim als Zugabe.

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