Ludwigshafen Nach dem Titel ist vor dem Titel

HOCHDORF-ASSENHEIM. Nach nur einer Spielzeit ist die zweite Mannschaft des TV Hochdorf wieder zurück. Mit einer makellosen Bilanz von 40:0 Punkten und eine Torbilanz von 636:463 sicherte sich die Mannschaft von Trainer Marco Sliwa souverän die Meisterschaft in der Handball-A-Klasse Staffel II und strebt in der Verbandsliga ebenfalls den direkten Aufstieg an.

Die Vorgabe war ambitioniert. Nach dem Abstieg aus der Verbandsliga lautete das Ziel: direkter Wiederaufstieg. Schließlich wollte der pfälzische Traditionsclub TV Hochdorf nicht mit seiner zweiten Mannschaft in der untersten Handballliga spielen. Das gab es schon lange nicht mehr. Die Saison in der A-Klasse sollte also die Ausnahme bleiben. Denn die A-Klasse war nicht geeignet als Unterbau für die Drittliga-Mannschaft. Den vielen leistungsorientierten Jugendlichen, die nach dem altersbedingten Wechsel zu den Aktiven aufrückten, fehlten die Perspektiven. Deshalb waren die Meisterschaft und die Rückkehr in die Verbandsliga Pflicht. Das wusste Marco Sliwa, einst Kreisläufer im Drittligateam und nun Trainer der Reserve. Der Polizeibeamte ist es gewohnt, knifflige Aufgaben zu lösen. Das Ergebnis ist bekannt: In seiner ersten Saison an der Seitenlinie feierte Sliwa gleich die Meisterschaft in der A-Klasse Staffel II und schaffte vorzeitig den Aufstieg in die Verbandsliga – ohne Verlustpunkt. Seine Mission ist aber noch nicht beendet. „Wir wollen kurzfristig in die Pfalzliga“, sagt Sliwa mit Blick auf den notwendigen Unterbau für die Drittliga-Mannschaft. Allerdings war der Triumph so nicht absehbar. Denn der Mannschaft eilte kein guter Ruf voraus. „Das war ja eher eine Hobbymannschaft ohne jegliche Ambitionen. Da musste ich schon mal an die Disziplin erinnern“, erzählt Sliwa. Nun spuren seine Spieler. Erstmals seit Jahren gab es auch eine gezielte Vorbereitung auf die neue Spielzeit. Die Mühen haben sich gelohnt. Die Zahl der Akteure am regelmäßigen Training nahm deutlich zu. A-Jugendliche nutzten die Gelegenheit, zusätzlich mit der „Zweiten“ zu trainieren und durften auch schon vereinzelt spielen. Marco Sliwa wollte zudem den Kader verjüngen. Julian Hoffmann, Björn van Marwick, Furkan Baylan, Marcel Fritz und Rückkehrer Yannick Lenz brachten frischen Wind in die Mannschaft. „Da gab es keine Probleme. Im Gegenteil, die Mischung machte es. Plötzlich hatten alle wieder richtig Bock auf leistungsorientierten Handball“, sagt Sliwa. Dass die Saison sportlich so erfolgreich verlief, damit hat der frisch verheiratete Trainer nicht gerechnet. Aber die Motivation stimmte im Team. Außerdem war der Kader breit aufgestellt. „Wir konnten jederzeit Ausfälle kompensieren“, sagte Sliwa. Sliwa betrieb allerdings auch einen sehr hohen Aufwand. „Ich hatte die Gelegenheit genutzt, im Vorfeld unsere Gegner anzusehen, was ja in der A-Klasse nicht unbedingt der Fall ist“, sagt er. Diese Akribie will er beibehalten. Sliwa will den Reifeprozess der Mannschaft auch in der Verbandsliga vorantreiben und die jüngeren Spieler individuell zusätzlich fördern. So soll in der nächsten Saison der erst 19 Jahre alte Björn van Marwick schon zu einem Führungsspieler reifen. „Es muss auch unser Ziel sein, den einen oder anderen Spieler an die erste Mannschaft heranzuführen“, sagt Sliwa. Deshalb haben auch nach der Meisterschaft einige langjährige Aktiven ihre Karriere aus Altersgründen beendet. Christian Bernhard, Ghjevabi Brahimi und Stefan Weisenburger hingen ihre Handballschuhe nach dem letzten Spiel gegen den TSV Iggelheim an den berühmten Nagel. Ebenso beendeten Benny Ritter und Dominik Sato aus beruflichen Gründen ihre Laufbahn. Kopf der Mannschaft ist und bleibt Torhüter Franz Lenz. Der selbstständige Diplom-Agrarwissenschaftler ist nicht nur mit 53 Jahren der älteste Spieler der Mannschaft, sondern auch die Zuverlässigkeit in Person zwischen den Pfosten. Dass der TV Hochdorf mit 463 Gegentoren die stärkste Abwehr der Liga stellte, daran hat Lenz, der seit über 40 Jahren das Trikot des TV Hochdorf trägt, erheblichen Anteil. Ans Aufhören denkt der „Hochdorfer Bub“ nicht. „Die Mannschaft ist mein drittes Kind“, sagt er. Lenz ist für die jüngeren Spieler ein Vorbild und derjenige, der die Generationen von Spielern zwischen 18 bis 53 Jahren zusammenhält.

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