Ludwigshafen Mit guter Technik zu Bronze

Dannstadt-Schauernheim. Erfolge hat Benjamin Höll zweifelsohne seinem großen Talent und harter Arbeit zu verdanken. Ein Talent, das ohne die Behinderung womöglich nicht erkannt worden wäre. „Ohne die Behinderung wäre ich Fußballer geworden. Fußball ist mein Leben“, schwärmt Höll, der seit seiner Kindheit glühender Fan des 1. FC Kaiserslautern ist. Der 24-Jährige, der mit seiner Freundin Tanja in Schifferstadt wohnt, verpasst kaum ein Fußballspiel und fiebert regelmäßig auf dem Betzenberg mit den „Roten Teufeln“. Mit neun Jahren besuchte Höll erstmals das Tischtennistraining seines Heimatvereins TTC Schifferstadt. „Mein Vater und ich haben ein Hobby für mich gesucht“, blickt Höll zurück. Die Entscheidung, es mit Tischtennis zu probieren, erwies sich als goldrichtig. Hier lernte der Schifferstadter seine Defizite in der Beweglichkeit mit feiner Technik auszugleichen. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich heute viel besser wäre, wenn ich nicht behindert wäre. Im Tischtennis spielt die Technik eine wichtige Rolle“, erklärt Höll. Seit sechs Jahren schlägt Höll in der Zweiten Pfalzliga auf. Möglich machte dies der Wechsel vom TTC Schifferstadt zu den TTF Dannstadt mit 17 Jahren. „In Schifferstadt wäre ich nicht so erfolgreich gewesen. Insofern war der Wechsel der beste Schritt für mich“, ist sich der 24-Jährige sicher. Bereits mit 15 mischte er bei den Großen mit. Zwei Jahre fuhr das Tischtennis-Ass zweigleisig, pendelte zwischen der Jugend und der Kreisliga, in der die Zweite Mannschaft des TTC spielte. Mit 17 sollte der nächste Schritt folgen. Der Sprung in die Erste Mannschaft, die in der Bezirksliga spielte, stand bevor. „Ich hätte gerne in der ,Ersten’ gespielt. Meine Leistungen waren gut genug“, glaubt Höll. Doch das langjährige Sextett der ersten Garnitur war sich bei der Personalie Höll zu lange uneinig. Angesichts der nahenden Wechselfrist wünschte sich der Jungspund Klarheit. Er schaute sich nach einem neuen Verein um und wurde in Dannstadt fündig. Ein Wagnis, denn die Mannschaft des TTF spielte in der Zweiten Pfalzliga, und damit eine Klasse höher als Schifferstadt. „Ich habe mir den Sprung zugetraut. Dannstadt hatte damals einige Abgänge zu verkraften“, erklärt Höll. In Dannstadt entwickelte sich der Neuzugang, der auf Anhieb in der Ersten Mannschaft eingesetzt wurde, zum Leistungsträger. Zwar stieg das Team in seiner ersten Saison in die Bezirksliga ab, doch Höll verblüffte mit einer positiven Bilanz von 18:15. „Das hat mir niemand zugetraut, selbst ich nicht“, gibt der Finanzbeamte zu. Am direkten Wiederaufstieg samt Meisterschaft war Höll wesentlich beteiligt. Seit 2010 tummelt sich der TTF ohne Unterbrechung in der Zweiten Pfalzliga. In der abgelaufenen Saison mauserte sich Höll zum an Position zwei gesetzten Spieler. In seiner ersten Saison startete er noch auf Position sechs. Doch Konstanz reicht dem Pfälzer nicht. Er möchte sich in absehbarer Zeit, solange es die Gesundheit noch zulässt, in der ersten Pfalzliga messen. „Am liebsten natürlich mit Dannstadt, doch das wird schwer“, weiß Höll, denn auch in der kommenden Runde ist der Klassenverbleib das Saisonziel. Nebenbei schlug der Schifferstadter 2014 ein weiteres neues Kapitel in seinem Leben auf. Voriges Jahr wagte er erstmals den Spagat zwischen den Aktiven und dem Behindertensport und stellte damit die Weichen für den bis dato größten sportlichen Einzelerfolg. Bei den Landesmeisterschaften, ausgerichtet vom Behindertensportverband (BSV) Rheinland-Pfalz, triumphierte Höll in seiner Wettkampfklasse mit Leichtigkeit und qualifizierte sich für die Deutschen Meisterschaften in München. „Ich hatte keine Vorstellung vom Niveau der Konkurrenz. Also bin ich ohne Erwartungen in das Turnier gegangen“, sagt er. Gleiches galt für die Deutschen Meisterschaften. In München erspielte sich Höll die Bronzemedaille. In diesem Jahr entschied sich Höll gegen eine Teilnahme an den Titelkämpfen in Sachsen-Anhalt. „Der Behindertensport erfährt kaum finanzielle Unterstützung. Dazu kommt die hohe zusätzliche körperliche und zeitliche Belastung“, begründet Höll seinen Verzicht. Aus den gleichen Gründen lehnte er auch eine Anfrage des Bundestrainers ab, der ihn gerne auf internationalem Parkett gesehen hätte. Denn einer möglichen Paralympics-Teilnahme gehen zwei bis drei internationale Qualifikationsturniere pro Jahr voraus. „Tischtennis ist wichtig, aber alles mache ich nicht dafür. Ich kann es mir nicht leisten, so oft international unterwegs zu sein“, argumentiert Höll.

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