Ludwigshafen Meisterschaft eines klugen Virtuosen

Gastspiel in Mundenheim: Organist Christian Schmitt.
Gastspiel in Mundenheim: Organist Christian Schmitt.

Mit Christian Schmitt gastierte einer der renommiertesten deutschen Konzertorganisten bei den Mundenheimer Orgelkonzerten in St. Sebastian. Mitgebracht hatte er ein schlüssig strukturiertes Programm mit Werken von Bach und der Moderne. Die Zuhörer erlebten einen mit großer Souveränität über die Musik und die Orgel waltenden Künstler, der hier seine ganze Meisterschaft demonstrieren konnte.

Nur rund 40 Musikfreunde verloren sich in der riesigen Kirche, um einem so großartigen Organisten zu lauschen. Das war schade, denn Christian Schmitt wurde seinem hervorragenden Ruf voll gerecht. Der 1976 geboren Musiker ist ein international gefragter Organist, und das bei weitem nicht nur mit Soloauftritten an Kirchenorgeln. Er konzertiert auch mit großen Orchestern, arbeitet mit Dirigenten wie Sir Simon Rattle, Marek Janowski oder Sir Roger Norrington zusammen. Dazu wirkt er als Kammermusiker oder Begleiter von Sängerinnen wie Juliane Banse oder Magdalena Kožená, mit der er ein erfolgreiches Album aufgenommen hat, eine seiner zahlreichen CD-Einspielungen. Für sein Aufnahme von Widor-Orgelsinfonien erhielt er 2013 den Echo-Klassik. Christian Schmitt hat unter anderem in Paris beim großen Daniel Roth studiert. Und wie sein Lehrer ist er ein absoluter Virtuose, stellt diese Virtuosität aber niemals zur Demonstration rasanter Kraftmeierei heraus, sondern benutzt sie zur sinnhaften Darlegung des kompositorischen Gehaltes der Musik. Gut durchdacht sein Programm: drei große Orgelwerke von Johann Sebastian Bach als Rahmen, dazwischen zwei wichtige Beiträge zur Orgelliteratur des späten 20. Jahrhunderts. Zu Beginn Bachs Fantasie und Fuge g-Moll BWV 542, eine von Bachs avanciertesten Kompositionen mit den harmonischen Kühnheiten der Fantasie und der Monumentalität der Fuge. Hier waren Schmitts Tugenden schon zur Gänze zu erleben. Er wählt keine besonders schnellen Tempi, setzt vielmehr auf Klarheit der Strukturen und Abläufe, auf subtile Artikulation und Phrasierung. Ebenso mustergültig disponierte er die Passacaglia BWV 582, deren Form er klar wie auch spannungsvoll modellierte. Nach dem Choral „Dies sind die heiligen zehn Gebot“ BWV 678 als feinsinnigem Zwischenspiel zum Schluss das wohl bekannteste Orgelstück überhaupt, Bachs Toccata und Fuge d-Moll BWV 565. Hier spielte Schmitt noch einmal sein ganze Geläufigkeit aus, ließ Details erklingen, die man in diesem so abgespielten Stück noch nie vernommen zu haben glaubte. Schmitt spielte nicht nur auf, sondern mit der Scherpf-Orgel. Da leuchteten ungewöhnliche Farben auf, da schillerte und gleißte es bis zur grandiosen Schlusswirkung. Zum 900-jährien Jubiläum des Speyerer Doms schrieb Arvo Pärt 1980 seine Komposition „Annum per Annum“. Gewidmet ist das Stück der Heiligen Maria als Namenspatronin des Doms, der Heiligen Cäcilia als Schutzheiligen der Musik und dem damaligen Domorganisten Leo Krämer, der es auch uraufgeführt hat. Wie so viele Stücke von Pärt ist es von großer Einfachheit, hinter der sich eine Menge kompositorischer Raffinesse verbirgt. Subtil und nuancenreich wurde es von Schmitt gespielt. Einen absoluten Kontrast zu dieser eher leisen unkomplizierten Musik bildete der 18. und letzte Satz „Offrande et Alleuia final“ aus Olivier Messiaens gewaltigem, über 100-minütigem Orgelzyklus „Livre du Saint Sacrement“, seinem Vermächtnis als Orgelkomponist aus dem Jahr 1984. Ein typischer Messiaen mit dem meditativen Offrande und dem toccatenhaft-virtuosen Alleiua mit seinen kurzen Motiven und exponierten Läufen. Auch hier verstand es Schmitt wieder, die Spannung aufzubauen und einen bunten Wirbel an Klangfarben zu entfachen.

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