Ludwigshafen Medaillen für Mutmacher

Sie alle haben Mut bewiesen und sind deswegen gestern von Polizeipräsident Michael Denne (Zweiter von rechts) geehrt worden. Von
Sie alle haben Mut bewiesen und sind deswegen gestern von Polizeipräsident Michael Denne (Zweiter von rechts) geehrt worden. Von links: Sergej Gepting, Daniel Jakob Becker, Patricia Fuhrmann mit Tochter Zoraja, Carl Eugen Dupski aus Ludwigshafen und Rudolf König.

Für den Präsidenten des Polizeipräsidiums Westpfalz sind die Ehrungen für Zivilcourage einer der wichtigsten Termine im Kalender. Das Engagement der Geehrten mache immer wieder Mut und sei vorbildhaft, sagt Michael Denne. „Ihr Handeln gibt uns Zuversicht, dass in Notsituationen jemand kommt und hilft.“ In Sekunden die richtige Entscheidung zu treffen, sei nicht einfach. Denne: „Wenn ich im Vorfeld der Ehrung die Berichte der Kollegen lese, muss ich schon mal schlucken. Das hätte oft auch anders enden können.“ Im Zweifel helfe es, die Polizei zu rufen und eine Situation zu beobachten, statt sich selbst in Gefahr zu begeben. Straßenkünstler beschützt Über mögliche Gefahren haben Sergej Gepting (25 Jahre, Kaiserslautern), Rudolf König (78, Kaiserslautern) und Manuel Kröger (17, Lautersheim) nicht lange nachgedacht, als sie im Mai 2018 in Kaiserslautern zwei Schaustellern zur Hilfe kamen. „Der ganz in rot gekleidete und geschminkte Mann wurde von seinem Angreifer mit der Eisenstange eines Postkartenständers angegangen“, erinnerte sich König. Der erste Schlag habe den Straßenkünstler voll erwischt, weitere Schläge konnten verhindert werden. Dabei wurde König verletzt, ehe er mit Kröger den Angreifer überwältigen konnte. Mithilfe Geptings konnte der Täter bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten werden. Dialysepatient wiederbelebt Kurzentschlossen gehandelt haben Daniel Jakob Becker (30, Laumersheim) und Carl Eugen Dupski (50, Ludwigshafen), die im März 2018 am Autobahnparkplatz Entenpfuhl einen Mann wiederbelebt haben. Wie Becker schilderte, ist der Mann – ein Dialysepatient – mit seinem Wagen auf den Parkplatz gefahren, ausgestiegen und hat sich hingelegt. Becker: „Erst war er im Gesicht ganz gelb, dann ganz schnell blau.“ Da der Mann an seiner Zunge zu ersticken drohte, habe Dupski sie ihm aus dem Hals geholt und gemeinsam mit Becker und einem unbekannten Dritten die Reanimation begonnen – bis der Rettungswagen nach einer quälend langen Zeit gekommen sei. Becker: „Erschreckend dabei war, dass die Leute drumherum nur geguckt und nichts gemacht haben. Stattdessen hat man sich später noch über den parkenden Krankenwagen aufgeregt.“ Dupski ergänzte: „Es hat keinen Menschen interessiert – obwohl sechs Lastwagen und mehrere Autos auf dem Parkplatz standen.“ Denne verdeutlichte: „Sie haben dem Mann das Leben gerettet.“ Was er an dem Nachmittag geleistet hat, sei Dupski erst einen Tag darauf bewusst geworden, und Becker fügt hinzu: „In der Situation funktioniert man einfach.“ Unfallopfer beigestanden So schildert es auch Patricia Fuhrmann (43 aus Linden im Kreis Kaiserslautern), die im Oktober 2017 einen schweren Verkehrsunfall auf der B 270 in Höhe Walzweiher hautnah miterlebt hat und sich als Ersthelferin um einen schwer verletzten 16-jährigen Motorradfahrer kümmerte. „Im ersten Moment dachte ich damals, ,der ist tot’“, erzählt Fuhrmann von dem Tag im Herbst. Während sie zur Unfallstelle eilte, wartete Tochter Zoraja, die ihre Mutter gestern begleitete, im Auto. „Ich stand unter Schock. Aber als Mutter von drei Kindern war es keine Frage, nicht zu handeln.“ Also habe sie Hilfe organisiert, andere Autofahrer angehalten und immer wieder mit dem jungen Unfallopfer gesprochen, als er zu sich kam. Fuhrmann: „Das war einer der schlimmsten Momente in meinem Leben.“ Aktiv zu werden, habe sie viel Mut und Überwindung gekostet, der junge Mann sei übel zugerichtet gewesen. Mittlerweile – auch dank Fuhrmanns beherztem Eingreifen – ist der Motorradfahrer nach unzähligen Operationen wieder auf den Beinen, und er steht mit seiner Retterin in Kontakt. Denne: „Bei jemandem sein, ihm Mut machen und mit ihm zu reden, ist manchmal extrem wichtig.“ Die Ehrung von Melanie Hochreither (29, Zweibrücken), die einen Auto-Einbrecher bis zu dessen Erschöpfung hartnäckig verfolgte, wird bald nachgeholt – bevor 2020 die nächsten Mutmacher geehrt werden.

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