Ludwigshafen Mannheimer Luxus

Ludwigshafen

. Das nennt man Luxus, in diesem speziellen Fall, Mannheimer Luxus. Der badische Handball-Bundesligist konnte es sich gestern beim 30:22 (15:10)-Erfolg bei Aufsteiger TSG Ludwigshafen-Friesenheim erlauben, den besten Linksaußen der Welt das ganze Spiel über auf der Bank sitzen zu lassen. Uwe Gensheimer, in Mannheim-Friedrichsfeld geboren, ist das Gesicht der Löwen. Er verkörpert diesen Verein und entschied sich wohl auch deshalb, in Mannheim zu bleiben, obwohl er lukrative Angebote vom THW Kiel oder Barcelona vorliegen hatte. Und so ein Weltstar sitzt das ganze Spiel über auf der Bank in der Eberthalle – was für ein Luxus. Allerdings war der 28 Jahre alte Gensheimer nach dem Spiel mehr gefragt als alle seine Mitspieler – obwohl er nicht gespielt hatte. Minutenlang ließ sich der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft mit seinen Fans fotografieren und schrieb geduldig Autogramme – ein Star ohne Allüren, ein Idol zum Anfassen. „Das ist schon ein anderes Gefühl, bei so einem Derby nicht zu spielen“, sagte Gensheimer der RHEINPFALZ, „aber es war mit unserem Trainer so abgesprochen. Wir haben am Samstag in Montpellier ein schweres Spiel, und ich wurde daher geschont.“ Auch ohne den Weltklasse-Linksaußen hatten die Mannheimer kein allzu schweres Spiel. Denn der Ersatz von Gensheimer, der isländische Nationalspieler Stefan Rafn Sigurmannsson, zeigte eine tadellose Leistung und war mit sechs Toren einer der besten Werfer bei den Rhein-Neckar-Löwen. „Sigurmannsson ist ein sehr guter zweiter Mann. Für ihn war es wichtig, dass er einmal 60 Minuten spielt. Uwe habe ich bewusst geschont, weil er seit Wochen im Drei-Tages-Rhythmus spielt“, sagte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen. Thomas König, Friesenheimer Coach, wäre wohl schon aus dem Häuschen, wenn er einen Spieler wie Sigurmannsson in seiner Mannschaft hätte. Das ist aber nicht der Fall, weil der TSG schlichtweg die finanziellen Mittel fehlen. Und so war das Derby gestern auch ein ungleiches Duell, ein Duell zweier Welten – hier der Tabellenführer, dort der Ligavorletzte, hier ein Weltklasseteam, dort eine überdurchschnittliche Zweitligamannschaft, hier ein Verein mit einem geschätzten Etat von 5 bis 6 Millionen Euro, dort ein Klub mit einem Budget von etwa 1,5 Millionen Euro. Diese krassen Gegensätze waren gestern offensichtlich. Die Gäste hatten wenig Mühe mit Friesenheim, wenngleich die TSG lange Zeit gut mithielt und sich beachtlich aus der Affäre zog. „Das war doch eines der leichtesten Spiele für uns. Wir hatten gar nichts zu verlieren“, sagte der einzige Friesenheim Nationalspieler Erik Schmidt. Für ihn war es das erste Derby gegen die Rhein-Neckar-Löwen. Denn Schmidt kam vor zwei Jahren zur TSG. Der 21 Jahre alte Student der Wirtschaftspädagogik an der Universität Mannheim war noch Minuten nach der Partie angetan von der Qualität der Gäste. „Die Weltklasse von den Löwen hat man heute gesehen. In so einem Spiel kann man viel lernen. Ich möchte jedenfalls häufiger gegen so tolle Abwehrleute wie Villaplana Guardiola spielen“, sagte Schmidt. Von der Klasse eines Guardiola, Gensheimer oder selbst Sigurmannsson ist Robin Unger noch weit entfernt. Der 20 Jahre alte Linksaußen der TSG Friesenheim durfte gestern 47 Minuten spielen, weil Kapitän Philipp Grimm noch verletzt ist. „So lange habe ich diese Saison noch nie spielen dürfen“, sagte der Schüler. Vieles war für Unger gestern neu. Noch nie spielte er vor so vielen Zuschauern, noch nie in einer ausverkauften Eberthalle, noch nie gegen so Weltklasse Akteure. „Das war schon ein besonderes Spiel für mich“, sagte. Denn: Sein Vater, ein Unternehmer aus Mannheim, war bis vorige Saison noch Sponsor bei den Rhein-Neckar-Löwen. Nervös sei er nicht gewesen. Schließlich habe Unger seit Montag gewusst, dass er spielen werde. „Robin ist in jedem Training, spielt erste und zweite Mannschaft“, sagte König gestern, „er macht alles, was man ihm sagt.“ Stimmt: Unger erzielte gestern ein Tor. Das war eine Vorgabe.

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