Ludwigshafen Müll bedroht die Natur

Schwimmende und hängende Kunst im alten Hallenbad.
Schwimmende und hängende Kunst im alten Hallenbad.

„Wattestäbchen und Einmal-Grills findet man besonders oft im Rhein“, berichtet Fotokünstler Stephan Horch. Sein Wattestäbchen-Collagen-Foto und andere Werke aus Müll können die Besucher bis zum 30. September im ehemaligen Hallenbad Nord bewundern.

„Das muss schwimmen“, meint der Künstler aus Winningen zur Präsentation seiner Werke. Horchs Bilder schweben zum Teil auf dem Wasser, hängen an den Wänden, an denen noch Schilder auf die Umkleidekabinen und Toiletten hinweisen. Horch ist oft mit dem Kajak auf dem Rhein und auf der Mosel unterwegs und verbindet Wassersport mit dem Sammeln von Plastik-Treibgut. Daraus legt er anschließend im Fotostudio Assemblagen, die er kunstvoll fotografiert. So macht der Künstler wirkungsvoll im Rahmen seines Clean-River-Projekts“ auf die Verschmutzung der Flüsse aufmerksam. Im grünlichen Wasser des ehemaligen Hallenbads, das die GML Abfallwirtschaftsgesellschaft als Löschwasservorrat nutzt, schaukeln sanft die Kunstwerke aus dem Abfall, den Menschen gedankenlos ins Wasser geworfen haben. Die Wattestäbchen hat Horch in Fünfer-Gruppen angeordnet und macht auf ihre enorme Zahl aufmerksam. Aus Cola-Flaschen und Snickers-Verpackungen hat er einen Schwertfisch gelegt, der drauf und dran ist, einen Angelhaken zu verschlucken. Die Bedrohung der Natur durch den Müll können die Betrachter dadurch deutlich erkennen. Aus Schläuchen und einer alten Gabel hat er ein Pasta-Gericht gezaubert, das den Besuchern den Appetit verdirbt. „Jeder sollte sich bemühen, mit der Umwelt sorgfältig umzugehen.“ Diese Botschaft springt Elke Singer direkt ins Auge, auch wenn diese Art von Kunst nicht so ganz ihr Geschmack ist. Als Übungsleiterin im Sportverein hat die 76-Jährige Generationen von Kindern im Hallenbad Nord das Schwimmen beigebracht und nutzt die Ausstellung, um den Ort, an dem sie so viele schöne Stunden verbracht hat, wiederzusehen. Das freut GML-Geschäftsführer Thomas Grommes. „Ich habe ganz viele Menschen kennengelernt, die hier schwimmen gelernt haben.“ Seit einem Jahr ist das Hallenbad eine „Lucation“ – also ein besonderer Veranstaltungsort in der Stadt. Aus diesem Grund liegt Grommes der Erhalt des Hallenbads am Herzen und dass es immer mal wieder für Besucher geöffnet wird. Mit Kunstausstellungen verbindet die GML Angenehmes und Nützliches, sagte Grommes. Beim aktuellen Projekt gehe es um Aufklärung und Information: „Horch zeigt uns erstens, was er auf den Flüssen gesehen hat, und sagt zweitens: Lasst das sein!“ Die aktuelle Ausstellung ist eingebettet in das Festival „Wow Art Lu“. Man wolle durch die vielen Aktionen mithelfen, das Image von Ludwigshafen zu verbessern, so Mathias Berkel von der IHK-Tischrunde. Frieder Kurz betrachtet sich derweil das Drei-Meter-Brett, auf dem er als 14-Jähriger stand: „Ich hatte ganz schön Muffen damals.“ Nicht herunterspringen soll derweil Künstler Horch am 24. September bei der Finissage. Auf dem Drei-Meter-Brett wird er dann – gut gesichert – seinen Vortrag halten.

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