Ludwigshafen Kulturnotizen: „Späte Nachbarn“ bei den Festspielen

Im Rahmen der Werkschau des Thalia Theaters gastiert das Ensemble aus Hamburg mit seiner Bühnenfassung von „Späte Nachbarn“ nach Erzählungen von Isaac B. Singer am Mittwoch, 26. Oktober, 19.30 Uhr, und am Donnerstag, 27. Oktober, 14.30 Uhr, bei den Festspielen Ludwigshafen im Theater im Pfalzbau. Ein Appartement in einer trostlosen Wohnanlage in Florida und eine mit indischen Devotionalien überladene New Yorker Hippie-Wohnung bilden den Rahmen zweier Episoden, in denen sich die beiden Darsteller Barbara Nüsse und André Jung als schräge Paare begegnen. Die Figuren, die sie verkörpern, sind den Geschichten des jüdischen Nobelpreisträgers Isaac B. Singer entstiegen, wie er Juden, die aus Osteuropa in die Vereinigten Staaten geflohen sind, ohne jemals in Amerika richtig anzukommen. Der in den 1930er Jahren in die Neue Welt immigrierte Harry ist mit Immobilien zu Geld gekommen, doch glücklich hat es ihn nicht gemacht. Einsam ringt er in seinem Appartement in Miami Beach mit Schlaflosigkeit, bis eines Tages seine neue, schrille Nachbarin vor der Tür steht. Alte Nachbarn sind in der zweiten Geschichte Dr. Kalischer und Mrs. Kopitzki, zwei in die Jahre gekommene jüdische Einwanderer in New York. Mrs. Kopitzki, die als Nebenverdienst telepathische Séancen abhält, bietet ihrem in der Vergangenheit lebenden Nachbarn Trost. Die Inszenierung stammt von dem lettischen Theatermacher Alvis Hermanis. Mit ihrem neuen Musikprojekt „Heimathen“ sind die Schola Heidelberg und das Ensemble Aisthesis am Sonntag, 30. Oktober, 17 Uhr, im Kunstverein in Ludwigshafen und anschließend um 19 Uhr im Port25 in Mannheim zu Gast. Ein Bus bringt die Besucher von Ludwigshafen zum zweiten Konzertteil nach Mannheim. Als Plural bezeichnet „Heimathen“ nicht nur ein reales und kartographiertes Dorf, sondern Ziele, Träume, Ideen und Fluchtpunkte in der Zukunft. „Heimathen II“ bildet dabei den Abschluss zu zwei Festivalwochenenden im Juli und Oktober im Klangforum Heidelberg. Insgesamt drei Uraufführungen präsentiert das Klangforum bei „Heimathen II“, den Anfang macht am Samstag, 29. Oktober, 20 Uhr, ein Konzert im Heidelberger Kunstverein, am nächsten Tag folgen die beiden Konzerte in Ludwigshafen und Mannheim. Die Komponisten Jan Kopp aus Baden, Samir Odeh-Tamimi aus Palästina und Bnaya Halperin-Kaddari aus Israel setzen sich in ihren Werken für Stimmen und Instrumente mit dem Begriff Heimat aus ihrer jeweiligen Sicht auseinander. Kaum weniger spannend ihr Umfeld, „Pour la Paix“ von Iannis Xenakis sowie Heimat-Musiken von Brahms, Eisler, Schönberg und Grisey. Mitten unter all diesen Entwürfen von Heimat wird der Heidelberger Schriftsteller Hans Thill ausgewählte Orte aus seiner Sammlung „Das Buch der Dörfer“ beschreiben. |rhp

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