Ludwigshafen Kristallklar, kernig und einfach brillant

Mit einem Duoabend im Mannheimer Schloss hat die Geigerin Viviane Hagner ihr Antrittskonzert als neue Professorin der Musikhochschule bestritten. Ihr Partner am Klavier war Hochschulpräsident Rudolf Meister, das Programm überwiegend französisch geprägt.

Viviane Hagner zählt zu den führenden Vertretern ihres Instruments in der jüngeren Generation. Ihr offizielles Konzertdebüt hatte die in München geborene Tochter deutsch-koreanischer Eltern bereits mit zwölf Jahren gegeben und war ein Jahr später in Tel Aviv Solistin im gemeinsamen Konzert des Israel Philharmonic Orchestra und der Berliner Philharmoniker unter Zubin Mehta. Heute tritt Viviane Hagner regelmäßig als Solistin mit Spitzenorchestern auf. Die (lange) Liste ihrer Dirigenten und Kammermusik-Partner liest sich wie ein Who′s who der internationalen Konzertpodiumsprominenz. Ihr Repertoire enthält neben der Standardliteratur für Violine auch Seltenes und Zeitgenössisches, unter anderem von Karl Amadeus Hartmann, Krzysztof Penderecki, Sofia Gubaidulina, Christian Jost (einem früheren composer in residence der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz) und der koreanischen Komponistin Unsuk Chin, deren Violinkonzert sie uraufgeführt hat. Wichtig erscheint auch Hagners Einsatz für die Vermittlung klassischer Musik an potentielle Zuhörer. Die Künstlerin engagiert sich beim Projekt „Rhapsody in School“ des Pianisten Lars Vogt, präsentiert Musik in Schulen und sucht das Gespräch mit den Schülern. Andererseits gibt sie gern Meisterkurse und war bis 2013 Professorin an der Universität der Künste in Berlin. Aufgrund ihrer Biografie und dessen, was man jetzt von ihr im Rittersaal gehört hat, darf davon ausgegangen werden, dass ihre Berufung einen Gewinn bedeutet für die Mannheimer Hochschule. Bei ihrem französischen Programm aus Kompositionen von Debussy, Messiaen und César Franck und Bartóks erster Rhapsodie für Violine und Klavier, die ihm vorangestellt worden war, profilierte sich die Geigerin vor allem als äußerst elegante, flexible Stilistin. Sie nahm durch Feinschliff, Raffinement, gestalterische Fantasie und Detailakribie für sich ein. Ihre instrumentalistische Kompetenz erscheint absolut unanfechtbar; Hagner spielte einfach brillant, wobei ihr schlackenfreier, kristallklarer, sanglicher, in tiefen Registern sehr dichter, kerniger Geigenton der reinste Hörgenuss war. Zudem bestach ihre Pianokultur, die Vielfalt der delikaten Zwischentöne, die der Koloristik von Debussys Sonate für Klavier und Violine sehr zugute kam. Etwa den bizarren, kapriziösen Figuren des zweiten Satzes, die überaus prägnante Konturen erhielten. Erheblicher Anteil hatten daran freilich Meisters verfeinerte Anschlagskünste. Ein Kapitel für sich bildete Messiaens „Lobpreisung der Unsterblichkeit Jesu“ aus dem „Quartett für das Ende der Zeiten“, anrührend andachtsvoll, in fragilem Pianissimo an der Grenze zum Verstummen zelebriert durch die beiden Künstler. Ihre Aufführung kam fast schon einem Gebet gleich. Nach der Pause folgte eine spannungsvolle, emotionsgeladene Wiedergabe von Francks Sonate in A-Dur, mit emphatischen Aufschwüngen, stürmischen Gesten und beseelten Lyrismen. Andererseits bot der konzertante Klavierpart Meister Gelegenheit, seine ganze Virtuosität zu entfalten. Und die ist keineswegs unbeträchtlich. Als Zugabe ein Schmankerl: „Syncopation“ von Fritz Kreisler.

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