Ludwigshafen „Kraftakt für Vereinbarkeit von Familie und Beruf“

Einstimmig hat sich gestern der Jugendhilfeausschuss im Rathaus für einen weiteren Kita-Ausbau in Ludwigshafen ausgesprochen. Wie berichtet, sollen bis Ende 2017 30 zusätzliche Kita- und acht Krippengruppen eingerichtet und 114 Erzieher neu eingestellt werden, weil die Geburtenzahlen deutlich gestiegen sind. Die Investitionen dafür belaufen sich voraussichtlich auf 25 Millionen Euro.

Eine „beachtliche Zahl“ nannte Gabriele Albrecht (SPD) die für den Ausbau benötigten 114 Erzieher. Zuletzt sei bereits von stadtweit 30 unbesetzten Stellen die Rede gewesen. Sie frage sich vor diesem Hintergrund, wie das Problem des Fachkräftemangels in diesem Bereich gelöst werden könne. Ihr Fraktionskollege David Schneider findet die Nachricht erfreulich, dass es wieder so viele Kinder in der Stadt gebe, und befürwortete das Vorhaben. Auch die CDU begrüßte die Pläne der Verwaltung: Das Vorhaben sei ein Kraftakt und ein Bekenntnis für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Stadt, lobte Wilhelma Metzler. Sie würde sich für das Projekt aber mehr finanzielle Unterstützung wünschen. Denn die Stadt muss die Belastungen zum größten Teil allein schultern. Für die Grünen schlug Ibrahim Yetkin vor, das Betreuungsgeld wieder abzuschaffen und die Mittel stattdessen in den Kita-Ausbau zu investieren, um allen Kindern gleiche Bildungschancen zu eröffnen. Nach dem einstimmigen Votum des Ausschusses sollen Eltern die Beiträge für Krippe und Hort für die Streiktage im Mai und Juni von der Verwaltung erstattet werden. An 18 Tagen waren die Erzieher in den städtischen Kitas zum Ausstand aufgerufen. Am 8. und 11. Mai wurden zunächst 17 Kitas bestreikt, ab 12. Mai alle städtischen Einrichtungen. Nur fünf Bereitschaftskitas standen Eltern zur Verfügung, die keine andere Betreuungsmöglichkeit hatten. Weil der Kita-Streik für die Stadt zu Einsparungen bei den Personalkosten geführt hat, sollen den Eltern nun die Beiträge im Krippen- und Hortbereich rückerstattet werden. Die Verwaltung weist jedoch darauf hin, dass es sich bei der Rückzahlung um eine freiwillige Leistung handelt, zu der eventuell eine Zustimmung der Aufsichtsbehörde ADD eingeholt werden muss. Für den Hort werden maximal 7,79 Euro, für die Krippe bis zu 15,58 Euro pro Tag angerechnet. Insgesamt handelt es sich um einen Posten von 119.000 Euro. Unter den knapp 700 Flüchtlingen, die in Ludwigshafen leben, sind nach einem Bericht von Jugendamtsleiter Jürgen May ein Drittel minderjährige Kinder und Jugendliche, die mit ihren Familien in die Stadt gekommen sind. Diese Mädchen und Jungen aus 30 verschiedenen Nationen sollen schnellst möglich in Kitas und Schulen integriert werden. Für die Grundschulkinder soll daher in der ersten Sommerferienhälfte ein Intensivsprachkurs angeboten werden, wie May weiter erläuterte. Auch für derzeit 283 Flüchtlinge an Realschulen plus und Berufsschulen werden Sprachintensivkurse angeboten. Eine Fachkraft für Sprachförderung, ein Sozialarbeiter für Familienbegleitung sowie ein weiterer für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, ein Amtsvormund und ein Verwaltungssachbearbeiter sollen neu eingestellt werden und sich um die zusätzlichen Aufgaben im Kontext der Betreuung von Asylbewerbern kümmern, informierte May. In der Westendstraße 17 entsteht eine zentrale Anlauf- und Beratungsstelle für Flüchtlingsfamilien. Dezentrale Beratungsstellen sind in den Stadtteilen geplant. Mit den ehrenamtlichen Helfern sollen regelmäßige Konferenzen stattfinden. Derzeit kümmert sich das Ludwigshafener Zentrum für Erziehungshilfen zudem um 16 minderjährige Flüchtlinge, die allein in Ludwigshafen angekommen sind, wie Eberhard Bucher erläuterte. Neun dieser Mädchen und Jungen leben in der Stadt. Bis zu 60 Minderjährige ohne Familienanschluss werden in diesem Jahr noch erwartet. Sie sollen in Wohngruppen, Wohngemeinschaften sowie Pflege- und Gastfamilien untergebracht werden. (evo)

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