Ludwigshafen Kommentar: Jede Stimme zählt

Die Stichwahlen vom Sonntag sind ernüchternd, denn es haben sich kaum Bürger für sie interessiert. Das ist auch für die Sieger heftig.

Stell’ dir vor, es ist Wahl – und keiner geht hin. Dieses Motto gilt so langsam in Ludwigshafen. Das ist gefährlich, denn damit wird demokratischen Entscheidungen die Grundlage entzogen. Wie genügsam man hier inzwischen ist, zeigen zwei Zahlen: Dass bei der Stadtratswahl die Wahlbeteiligung bei gut 46 Prozent lag und bei der Stichwahl in Ruchheim bei knapp 42 Prozent, wird fast schon bejubelt. Dabei sind auch diese Werte eher mickrig. Wie dramatisch das Desinteresse an der Politik in der Stadt zum Teil ist, zeigt beispielhaft ein Stimmbezirk in West. Da sind am Sonntag von 2874 Wahlberechtigten gerade mal 90 zur Stimmabgabe gekommen. Dass Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck sich darüber ärgert und den Aufwand hinterfragt, ist verständlich. Auch für die Sieger sind die niedrigen Quoten heftig. Kritiker können ihnen nun immer vorrechnen, wie gering ihr Rückhalt in der Bevölkerung tatsächlich ist. Dabei zählt jede Stimme – das zeigt Friesenheim. Wären hier ein paar Leute mehr zur Wahl gegangen, könnte nun Thorsten Ralle der neue Ortsvorsteher sein. Zur Demokratie gehört eben auch, dass Wähler ihr Wahlrecht gerne ausüben. Nur zu meckern, ist keine Lösung.

x