Ludwigshafen Karlsternlauf: Sandbox Warriors ziehen kurzfristig Reißleine

Die Auflagen für den Karlsternlauf im Käfertaler Wald überfordern die Organisatoren
Die Auflagen für den Karlsternlauf im Käfertaler Wald überfordern die Organisatoren

Eineinhalb Wochen vor dem Karlsternlauf in Mannheim haben die Organisatoren, die Sandbox Warriors Laufgruppe aus Ludwigshafen, die Reißleine gezogen und den Lauf kurzfristig aus dem Terminkalender gestrichen. Nicht freiwillig allerdings.

Der Grund für die Absage sind nach Aussage des Vereins nicht nur die enormen Kosten für die Genehmigung, sondern vor allem die Auflagen seitens der Stadt Mannheim bezüglich der Sicherung der Wege im Käfertaler Wald. Bedeutet dies das endgültige Aus für die Traditionsveranstaltung?

350 Teilnehmermedaillen, zum zehnten Geburtstag der Sandbox Warriors Laufgruppe aus Holz und Plexiglas besonders hochwertig gestaltet, liegen jetzt im Schrank. 156 Läufer waren zu dem Zeitpunkt angemeldet und hatten sich auf das Revival nach Corona gefreut, die Helfer des Vereins standen in den Startlöchern. Mit den Vorbereitungen befanden sich die Organisatoren auf der Zielgeraden: Die Anmeldung war seit Wochen geöffnet, die Verantwortlichen des Vereins hatten viele Stunden in die Vorbereitung investiert, Streckenbesichtigungen durchgeführt.

Die mündliche Zusage für die Durchführung der Veranstaltung habe man schon lange gehabt, erklärt Alexander Rossbach, Vorsitzender der Sandbox Warriors. Mit den veränderten Bedingungen sei man erst rund drei Wochen vor dem eigentlichen Termin am 5. Juni konfrontiert worden, sagt er. „Beim intensiveren Durchlesen wurde uns klar, was da auf uns zukommt“, sagt der Vorsitzende rückblickend.

Frust und Zynismus

Die neuen Auflagen – ein Schock. Die Enttäuschung, der Frust – er sitzt bei allen tief, bei Läufern und dem Verein gleichermaßen. In den sozialen Medien entlädt sich der Ärger. „Und da wundern sich alle, warum es immer weniger Leute gibt, die sich ehrenamtlich engagieren“, schreibt eine Userin. „Danke, Stadt Mannheim“, schreibt einer voller Zynismus. „Sehr, sehr schade. Die ganze Familie hat sich schon so darauf gefreut“, bringt es eine andere Läuferin auf den Punkt.

2019 ging der Karlsternlauf zum letzten Mal durch das größte Waldgebiet Mannheims über die Bühne. Seinerzeit mit über 400 Teilnehmern. Dann wurden die Sandbox Warriors ausgebremst. Erst durch Corona. Nun sind es die verschärften Bedingungen. Fakt ist: Das, was die Stadt Mannheim fordere, übersteige das, was der Verein leisten könne, so die Organisatoren. Die Verantwortung für den Wald entlang der Strecke habe die Stadt Mannheim an die Sandbox Warriors als Veranstalter übertragen, schildert Rossbach, der mit seinem Team nun verantwortlich wäre für die Verkehrssicherheit.

Keine Wald-Sachverständigen

„Wir hätten die Pflicht, einen durch uns bezahlten ,Waldgutachter’ durchzuschicken, und wenn dieser etwas findet – und er wird auf der sechs Kilometer langen Strecke garantiert was finden – auf unseren Kosten Fällarbeiten durchzuführen“, erläutert der Vorsitzende weiter. Durch die Dürrejahre, die Sturmschäden und zuletzt den überraschenden späten Schneefall im April befände sich der Wald in einem schlechten Zustand und sehe „zerstört“ aus.

„Die Kosten für die Begutachtung und die Sicherung der Strecke und das Beseitigen von Gefahren können wir als kleiner, gemeinnütziger Verein nicht stemmen, zumal die Höhe im Vorfeld überhaupt nicht kalkulierbar ist“, sagt Rossbach. Das könnten ganz schnell mal mehrere tausend Euro sein, wenn es beispielsweise um eine Baumkronenbeschneidung geht, weiß er zu berichten. „Falls wir keinen Gutachter bestellen und es passiert etwas, zahlt keine Versicherung und wir haben ein Strafverfahren am Hals“, macht er deutlich.

Junge Läufer beim Parkhaus-Run der Sandbox Warriors.
Junge Läufer beim Parkhaus-Run der Sandbox Warriors.

Und da hätte schon ein kleiner Windstoß während des Laufes zu viel sein können. Nach einer Reform sei inzwischen ein Teil des Käfertaler Waldes „Stadtwald“ und ein anderer „Landeswald“, für den ForstBW zuständig sei. Somit fallen auch zwei Mal Gebühren „in nicht unbeträchtlicher Höhe“, so Rossbach, an. Die Entscheidung, den Lauf abzusagen, habe man sich nicht leicht gemacht, zumal es sich um ein Herzensprojekt gehandelt habe, sagen die Vereinsverantwortlichen. Allerdings wäre eine Durchführung betriebswirtschaftlich nicht machbar gewesen.

„Einen Lauf zu veranstalten, bei dem absehbar ist, dass wir noch nicht einmal die schwarze Null schaffen, können wir unserem Verein und unseren ehrenamtlichen Helfern nicht zumuten“, unterstreicht Markus Koschubs, zweiter Vorsitzender der Sandbox Warriors. „Wenn es bei den aktuellen Rahmenbedingungen bleibt, werden die Sandbox Warriors auch in Zukunft keinen Lauf mehr im Käfertaler Wald veranstalten“, macht der Verein deutlich.

Eine schriftliche Anfrage bei der Pressestelle der Stadt Mannheim blieb bis zum Redaktionsschluss unbeantwortet. Auf der linksrheinischen Rheinseite allerdings werden die Sandbox Warriors weiterhin als Laufveranstalter auftreten, vornehmlich in „ihrem“ Revier, dem Maudacher Bruch.

Durch die Absage des Karlsternlaufes bleiben sie auf etlichen Kosten sitzen. Rund 2000 Euro für Genehmigungen, Medaillen und Pokale habe man bereits bezahlt, rechnet Rossbach vor. Zumindest einen Teil der Kosten versuchen die Sandbox Warriors mit einer virtuellen Laufveranstaltung im Spätjahr wieder reinzuholen. Dann soll sich auch jeder Teilnehmer über eine Karlsternlauf-Medaille freuen können. Verstauben werden sie also nicht.

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