Mannheim Joy-Fleming-Musical „Ein Lied kann eine Brücke sein“ neu überarbeitet im Luisenpark

Jeanette Friedrich aus Ladenburg wird erneut Joy Fleming verkörpern: die junge Erna Raad, die in den Bars der amerikanischen Sol
Jeanette Friedrich aus Ladenburg wird erneut Joy Fleming verkörpern: die junge Erna Raad, die in den Bars der amerikanischen Soldaten kellnert und dort ihre ersten Auftritte als Sängerin hat.

Das für die Mannheimer Bundesgartenschau 2023 komponierte Musical „Ein Lied kann eine Brücke sein“ kommt wieder – aber in veränderter Form. Denn für die Buga-Version mussten damals Kompromisse eingegangen werden. Von Mai bis September wird die Geschichte der Mannheimer Sängerin Joy Fleming an jeweils einem Wochenende freitags bis sonntags auf der Seebühne im Luisenpark gespielt.

Wer zu den über 14.000 Besuchern gehört, die die Hommage an Mannheims Blues- und Soulsängerin Joy Fleming bereits auf Spinelli gesehen haben, wird dabei keine Wiederholung, sondern eine neue Version erleben. Während der erste Teil, der das Leben der 1944 als Erna Raad geborenen Künstlerin in den Nachkriegsjahren aufgreift, nur geringfügig modifiziert wird, ist der zweite Teil komplett neu. Dieser war, wie Thorsten Riehle am Mittwoch bei der Pressekonferenz einräumte, „schon etwas gewöhnungsbedürftig“. Man habe die Handlung an die Leitthemen der Buga anpassen müssen, was streckenweise doch sehr konstruiert gewirkt habe. Umso mehr freue er sich, als eine der letzten Amtshandlungen als Capitol-Chef vor Antritt seines Amtes als Kulturbürgermeister die Neuauflage vorstellen zu können, die in Absprache mit Stadtpark-Geschäftsführer Michael Schnellbach in diesem und auch in den nächsten drei Jahren bewusst als Open Air im Luisenpark aufgeführt wird. „Mit der Option, um zwei weitere Jahre zu verlängern“, so Riehle. Unterstützt wird das Projekt wie schon die Buga-Produktion von der Mannheimer Runde, die bei der Pressekonferenz durch ihren Vorsitzenden Stefan Kleiber vertreten war.

Texte in Lautschrift

Diesmal will Georg Veit, der künstlerische Leiter des Capitols, nichts konstruieren, sondern kann inhaltlich an Teil eins anknüpfen, der in den 1950er-Jahren in Mannheim spielt. Dabei geht es um die junge Erna, die fasziniert ist von der Lebensweise der Amerikaner. Sie kellnert in GI-Bars und hat als 16-Jährige dort auch ihre ersten Auftritte als Sängerin. Weil sie kein Englisch kann, notiert sie die Texte in Lautschrift. Später wird sie Deutsch in ihre Jazz- und Bluessongs einweben und mit „Iwwa die Brick“ einen Riesenhit landen.

Der neue Teil zwei beginnt in den 1960er-Jahren und endet 1975. Dem Jahr, in dem Joy Fleming Deutschland mit „Ein Lied kann eine Brücke sein“ beim Grand Prix vertritt. Beim nationalen Vorentscheid setzt sie sich damit gegen Peggy March durch. In Stockholm landet sie auf dem 17. Platz und wird Drittletzte.

Das Publikum diskutiert dabei vor allem über das „grüne Kleid“, dass ihr so gar nicht zu Gesicht stand. Die Sängerin wollte es nicht tragen. „Doch es wurde ihr übergestülpt“, sagt ihr Sohn Bernd Fleming. Ihr war zudem nahegelegt worden, das Lied „zurückhaltend“ zu singen. „Es war die Zeit des Schlagers, und Joy war ja im Jazz verankert“, erinnert Veit an den damals bevorzugten Musikgeschmack.

Übers Durchsetzen einer Frau

„Heute wird keiner von uns bestreiten, dass ,Ein Lied kann eine Brücke sein’ ein großartiger Song ist. Damals war die Zeit wohl noch nicht reif dafür“, meint auch Thorsten Riehle. Somit handelt nach den Worten von Georg Veit auch der zweite Teil vom Durchsetzen, und dass der Weg für sie als Frau und Sängerin oft schwierig war. Nicht zuletzt, weil sie es wiederholt mit windigen Agenten zu tun bekam, die sie um ihr Geld brachten.

„Im Musical geht es um das Leben meiner Mutter, aber es ist keine 1:1 Biografie“, sagt Bernd Fleming, der wie schon bei der Buga-Produktion beratend zur Seite steht. Die Mannheimer Runde unterstützt das Projekt erneut finanziell. Die Hauptrolle spielt wie gehabt die Ladenburgerin Jeanette Friedrich. Andrea Matthias Pagani wird als sympathischer, aber unzuverlässiger Theo Katze ebenso wieder mit dabei sein wie Anja Beck-Harth als Joys Mutter.

Termin

Tickets sind voraussichtlich ab 8. März unter www.luisenpark.de/veranstaltungen erhältlich. Premiere ist am 24. Mai. Das Musical bildet den großen Rahmen für den Seebühnensommer 2024, in den weitere Aufführungen, wie mit dem Jazzclub Ella & Louis oder dem Rhein-Neckar-Theater, eingebettet werden. Das Programm wird noch bekannt gegeben.

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