Ludwigshafen „Jedes Kind ist ein Gottesgeschenk“

Eine Urkunde, 500 Euro und kleine Geschenke für die Kinder hat Ortsvorsteher Christoph Heller (CDU) gestern dem Ehepaar Azziz und ihrem siebenköpfigen Nachwuchs überreicht. Heller vertritt Bundespräsident Joachim Gauck, der die Ehrenpatenschaft für den vier Monate alten Alan übernimmt.

Der Ortsvorsteher, die Presse, seine gesamte Familie, alle sind sie seinetwegen gekommen. Der Trubel um seine Person ist dem kleinen Alan trotzdem sichtlich egal. Er reibt sich desinteressiert die Augen, gähnt und verlangt nach der Flasche. Vielleicht holt er in ein paar Jahren das Foto von Joachim Gauck hervor, auf dem der Bundespräsident für ihn unterschrieben hat, und erinnert sich an das, was seine Eltern ihm über den Besuch beim Ortsvorsteher im August 2014 erzählt haben. Für Heller ist es der erste Scheck und die erste Urkunde, die er in seiner zehnjährigen Amtszeit übergeben kann. Er habe sich richtig darauf gefreut, sagt er. Er lernt eine Familie kennen, deren Zusammenhalt auch für einen Außenstehen sicht- und spürbar ist. Die Kinder spielen liebevoll miteinander, der Vater erzählt, was für eine große Stütze die 15-jährige Tochter Angelina ist und der zehnjährige Adrijan dreht mit seinem kleinsten Bruder auf dem Arm ein paar Runden um den Tisch. Doch ein Leben mit sieben Kindern ist nicht nur leicht. Man habe mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Mit sieben Kindern werde man häufig als „asozial“ abgestempelt, erzählt Mutter Sabine (34). Außerdem sei es schwer eine Wohnung zu finden. „Viele Vermieter nehmen lieber Hunde als so viele Kinder“, sagt sie. Zu neunt teilt sich Familie Azziz 88 Quadratmeter. Adrijan (10) hat ein gemeinsames Zimmer mit Haron (6) und Dilan (4). Angelina (15) wohnt zusammen mit Livia (5) und die beiden kleinsten, Majid (2) und Alan schlafen bei den Eltern. Auf so engem Raum ist Streit programmiert. Vater Ali (39) erzählt vom täglichen Kampf um Papas Schoß. Besonders die Kleinen wollten gerne beide Beine ganz für sich haben und nicht auch noch beim Kuscheln mit mit den Brüdern teilen, sagt er. Angelina fällt eine besondere Rolle zu. Als größtes der Kinder passe sie häufig auf ihre Geschwister auf, erzählt ihre Mutter. Sie sei eine große Hilfe. „Ich wüsste, wenn mir etwas passiert, dann ist sie da.“ Als älteste wünscht sich Angelina manchmal eine größere Schwester. „Aber ich hab ja meine Mutter, die ist wie eine Freundin“, sagt sie. Geplant waren die sieben Kinder nicht. „Aber jedes Kind ist für mich ein Gottesgeschenk“, sagt Vater Ali. „Manchmal muss man alle Namen durchgehen, bis man den richtigen hat“, sagt Sabine Azziz und lacht als ihr Mann zwei Söhne verwechselt. Die eigene Kinderplanung liegt bei den sieben noch weit in der Zukunft, aber fragt man Adrijan direkt, ob er selbst mal so viel Nachwuchs haben möchte, antwortet er ganz nüchtern: „Eigentlich nicht.“ „Warte mal ab“, antwortet der Vater. (yah)

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