Ludwigshafen „Ich bin nicht der Star“

Herr Kohler, das Navigationssystem in Ihrem Auto brauchen Sie am Samstag nicht, wenn Sie als Trainer von Wirges zum Gastspiel nach Ludwigshafen kommen, oder?

Nein. Das ist der ganz große Vorteil, ich weiß ja, wo das Südwest-Stadion in Ludwigshafen steht. Ein Stadion, an das Sie besondere Erinnerungen haben. Ja, das stimmt. Ich habe im Südwest-Stadion meine ersten Schritte als Profi gemacht. Ich habe da mein erstes Bundesliga-Spiel bestritten. Das war gegen den 1. FC Kaiserslautern. Ich wurde in der 88. Minute eingewechselt. Wir hatten 2:0 gewonnen. Das war der Startschuss für meine Karriere. Wir waren ja mit dem SV Waldhof Mannheim nach Ludwigshafen umgezogen. Ich erinnere mich da noch sehr gut an die Zeit. Damals gab es einen einzigen Journalisten, der immer beim Training war. Das war Horst Konzok (Leiter des Sportressorts der RHEINPFALZ, Anmerkung der Redaktion). Wir kennen uns daher schon lange und schätzen uns. Das ist mittlerweile lange her. Waren Sie seitdem mal wieder im Südwest-Stadion. Sie haben ja schließlich noch ganz in der Nähe Familie und Verwandtschaft, nämlich in dem Örtchen Lambsheim? Nein. Ich war seitdem nicht mehr im Südwest-Stadion. Heute leben Sie im Ahrtal. Wo ist denn Ihre Heimat? Da, wo ich derzeit wohne. Ich lebe nun schon 14 Jahre mit meiner Familie im Ahrtal. Ich komme aber immer sehr gerne nach Mannheim und zu meinen Geschwistern. Was ist denn schöner: das Ahrtal oder die Vorderpfalz? Die Vorderpfalz ist wunderbar, überhaupt ist die ganze Region sehr schön. Oh, da gibt es tolle Ecken. Aber das Ahrtal ist ebenfalls eine tolle Gegend und auch Weingegend. Ich trinke gerne mal einen Rotwein, muss aber zugeben, dass ich nicht der große Kenner bin. Ich genieße den Wein eher zum Essen und bevorzuge da den Halbtrockenen. Sie sind vor dieser Saison mit Wirges in die Oberliga aufgestiegen. Haben Sie Langeweile, weil Sie den Trainerjob angenommen haben? Vor eineinhalb Jahren hatte mich der Präsident von Wirges, Klaus Koch, angerufen und gefragt, ob ich Trainer werden will. Mein Vorgänger musste gehen. Warum, ist mir bis heute nicht klar. Wir hatten sieben Punkte Rückstand auf den Tabellenführer, haben eine super Serie gespielt und wurden Meister. Wir haben eine sehr gute und junge Mannschaft mit einem Altersdurchschnitt von unter 23 Jahren. Ich habe fünf Spieler aus der eigenen A-Jugend im Team. Die Jungs machen das gut. Die Oberliga ist für uns Neuland. Jeder Punkt ist für uns wichtig. Aber der Star ist der Trainer, oder? Nein. Die Mannschaft steht im Mittelpunkt. Fragen denn ab und an mal ein paar junge Spieler nach Ihrer Karriere? Weniger. Es geht ja nicht um mich. Manchmal bekommen wir vom Gegner Lob für unsere schöne Spielweise, aber dafür gibt es keine Punkte. Da lasse ich lieber mal dreckig spielen und gewinne. Jedenfalls haben die Jungs Spaß an der Sache und verbessern sich, wollen lernen. Gegen den FC Arminia werden sie auch merken, was sie noch lernen müssen und wo es hapert. Die Arminia und Hauenstein sind für mich die Topfavoriten auf die beiden vorderen Plätze. Das sind Topteams mit guten Spielern. Sie haben schon einige Stationen als Spieler und Trainer hinter sich. Können Sie ausschließen, dass Sie noch einmal ins Profigeschäft zurückkehren werden? Ich habe da nichts geplant, aber ausschließen sollte man nie etwas. Es müsste aber ein Verein sein, in dem ich meine Ideen umsetzen und etwas perspektivisch aufbauen könnte. Da kommt mir meine Erfahrung an der Basis sicherlich auch zugute. Ich habe die A-Jugend des Grafschafter SV drei Jahre lag trainiert und in die zweithöchste Liga geführt. Das war Basisarbeit pur. Da hatte ich Trainingspläne ausgearbeitet und musste dann vor dem Training feststellen, dass zu wenige Spieler da waren. Da muss man improvisieren und flexibel sein. Da leistet man als Trainer ein gutes Stück Pionierarbeit. Aber es hat viel Spaß gemacht und war schön, die Erfolge mitzuerleben und zu sehen, wie sich die jungen Akteure freuen.

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