Ludwigshafen Hotel-Karriere in Kapstadt

In Ludwigshafen und Frankenthal ist er aufgewachsen, in Südafrika hat er sein Glück gefunden: Dort, am Kapstadter Flughafen, hat Mario Delicio das Hotel „Verde“ gebaut – angeblich ist es das umweltfreundlichste Hotel des Kontinents. Ein Besuch bei dem 53-jährigen Deutsch-Italiener.

Es ist ein Ort, den man fast überall, aber nicht hier erwarten würde: Windturbinen, Wärmepumpen, Wasserwiederaufbereitung und Fitnessgeräte, auf denen die Gäste beim Strampeln selbst Strom erzeugen, sind nur einige der umweltfreundlichen Techniken, die das Hotel Verde zu einem wirklich innovativen Ort machen, direkt neben dem Kapstadter Flughafen. Sobald man aus dem Flughafen tritt, sticht das L-förmige Hotel ins Auge. So wollte es sein Besitzer, der aus Ludwigshafen stammende Unternehmer Mario Delicio, der häufig spätabends landet und dann in aller Frühe weiterfliegen muss. Denn Zeit, um zwischen den Flügen ins heimische Constantia zu fahren, bleibt kaum. Seine Überlegung: In Johannesburg gibt es im Umkreis von einem Kilometer vom Flughafen 1800 Hotelzimmer, in Kapstadt nur 90 Zimmer im Zwei-Sterne-Segment. Das ließ dem deutsch-italienischen Geschäftsmann, der gut 200 Tage im Jahr für den bayerischen Hersteller von Getränkeabfüllanlagen Krones unterwegs ist, keine Ruhe. Deshalb steht die neue grüne Hotel-Oase seit einem guten halben Jahr nun mitten in einer Industriegegend am Flughafen, mit den Townships Philippi und Nyanga um die Ecke. Von der Nähe zum Rollfeld hört der Hotelgast dank Doppelverglasung und eines attraktiven Designs aber gar nichts. Ein liebevoll angelegter Garten mit dem einheimischen Fynbos und einem Trimm-dich-Pfad direkt vorm Restaurant laden zum Verweilen ein. Genauso wie die Dschungelwand im Lounge-Bereich, wo Geschäftsleute, Urlauber oder Flugcrews entspannt auf ihren Abflug warten. Delicio selbst schwärmt vom innovativen Geist des Maschinenbauers Krones. „Das Familienunternehmen baute seit 1951 Etikettenmaschinen und ist später mit Getränkeabfüllanlagen zum Trendsetter der Branche geworden.“ Seine deutsch-italienische Herkunft – geboren wurde Delicio im süditalienischen Bernalda, aufgewachsen ist er mit fünf Geschwistern in Ludwigshafen und Frankenthal – helfe ihm bei seinen Unternehmungen: „Die deutsche Verlässlichkeit und das entspannte Wesen der Italiener sind ein guter Mix. Denn zwei und zwei sind in Afrika nicht immer vier.“ „Kein anderes Hotel in Afrika ist bisher in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit so weit gegangen wie wir“, freut sich Delicio, der mit dem Hotelgeschäft bisher eigentlich wenig zu tun hatte. Doch dem 53-Jährigen kommt nun seine jahrelange Expertise als Zulieferer in der Getränkeindustrie zugute. Zuerst von Simbabwe aus. Inzwischen hat er mit Ehefrau Annemarie, die auch aus Ludwigshafen stammt, und den drei erwachsenen Töchtern in Kapstadt Wurzeln geschlagen. Fast überall in Afrika vermittelt er seit 20 Jahren im Auftrag des bayerischen Marktführers Abfüllanlagen für Saft, Wasser, Bier und Softdrinks und verbringt daher selbst „mehr als 150 Nächte im Jahr in Hotels.“ Da weiß man, was die Gäste wünschen. In Hamburg wurde das Hotel Verde im Frühjahr mit dem Zukunftspreis der Messe Internorga ausgezeichnet. Was Delicios Hotel so einzigartig für Südafrika macht, sind die vielen „grünen“ Details: Dusch- und Badewasser werden gefiltert, aufbereitet und anschließend für die Toilettenspülung genutzt. Hotelgäste trinken ein im Hause abgefülltes und speziell gefiltertes Mineralwasser aus Mehrwegflaschen. „Mit Bügelverschluss wie bei holländischen Bierflaschen“, zeigt Delicio, der sich gerne an seine Heimat erinnert. Etwa die „Feuerwache“, später in „Holzkistl“ umbenannt – eine Kneipe in Frankenthal, die seine Eltern betrieben haben. Seine Geschwister, die nach wie vor alle in der Umgebung leben, kehren dort immer wieder ein. Im Ludwigshafener Ebertpark ist Delicio mit seinen Kindern gerne spazieren gegangen, beim TV Edigheim waren er und seine Frau als Übungsleiter im Turnen aktiv. Seine Hotel-Gäste führt Delicio gerne in die Tiefgarage, deren Wände mit den Graffitis junger Künstler gestaltet sind. Umweltmotive natürlich, wie Marienkäfer, Wiesen und Bäume. Hier unten liegt das Herzstück des grünsten Hotels in einem Raum: die außerordentlich energieeffiziente Klimaanlage, die Heizung und die Warmwassererzeugung. Zudem wurden 100 Löcher 65 Meter tief gebohrt und Wärmepumpen installiert. Über 13 Kilometer Rohre verlaufen im Erdreich. „Die geothermische Heizanlage funktioniert wie ein Kühlschrank: Sie spendet Kühle im Sommer und produziert gleichzeitig Wärme im regnerischen Kapwinter. „40 Prozent unseres Energiebedarfs können wir selbst erzeugen“, erklärt der Hotelbesitzer sichtlich stolz. Wo man auch hinschaut, haben Delicio und sein Team ihre grüne Philosophie umgesetzt. Das hat natürlich erst mal Geld gekostet –etwa 15 Prozent mehr als bei einer konventionellen Bauweise. Aber die Rückgewinnung und Einsparungen dürften wiederum dafür sorgen, dass sich diese Ausgaben vergleichsweise schnell amortisieren: Die Kellerschächte sorgen für Tageslicht und einen natürlichen Luftaustausch in der Parkgarage. Solarpanele vor den Fenstern dienen wiederum auch als Sonnenschutz, so dass die Zimmer darunter stets angenehm temperiert sind. Eben eine einzigartige Umweltoase zwischen Flughafen und Townships.

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