Ludwigshafen Hilfe für Partnerstadt Gaziantep rollt an (mit Video)

Gaziantep wurde vom Erdbeben schwer getroffen.
Gaziantep wurde vom Erdbeben schwer getroffen.

Einige Tausend Menschen bangen in Ludwigshafen um ihre Angehörigen in der Türkei. Mehrere Erdbeben haben die Partnerstadt Gaziantep und die dazugehörige Provinz verwüstet. Die Hilfe aus der Pfalz ist angelaufen.

30 Paletten mit haltbaren Lebensmitteln stehen am Montagmorgen auf dem Parkplatz des türkischen Supermarkts Dogan Mega-Center in der Industriestraße. Gespendet hat die Waren unter anderem der Unternehmer Hasan Dogan, der seit 35 Jahren in Ludwigshafen lebt. Er hat als Obsthändler angefangen und betreibt mittlerweile einige Supermärkte in der Stadt. Er stammt aus Malatya, einer 600.000-Einwohner-Stadt, die ebenfalls im Erdbebengebiet liegt. Dogan und seine Frau haben viele familiäre Verbindungen in die Katastrophenregion. „Ich habe durch das Beben Verwandte verloren“, sagt Dogan bewegt. Für ihn war es keine Frage, zu helfen.

Er sowie Mustafa und Kadir Baklan vom Mannheimer Lebensmittelhändler Suntat spenden aus ihren Beständen haltbare Lebensmittel wie Reis, Öl und Konserven. „Ich bin stolz, dass Ludwigshafen mit ganzer Kraft hilft“, sagt Dogan zu Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) und dankt für die Hilfsaktion der Stadt.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via Glomex.

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Transport per Container

Gabelstapler verladen die Paletten in einen Lastwagen der Feuerwehr Ludwigshafen. Die Fracht wird zum Containerterminal im Kaiserwörthhafen gefahren und dort in Transportcontainer umgeladen. Weitere sechs Lkw der Feuerwehr sind im Stadtgebiet unterwegs, um Sachspenden für den Hilfstransport einzusammeln. Feldbetten, Decken, warme Kleidung, aber auch Lebensmittel und Hygieneartikel werden in die von den Ludwigshafener Logistikunternehmen HCL Logistics und Contargo zur Verfügung gestellten Container geladen. Per Zug werden 50 Tonnen Hilfsgüter am Dienstagabend nach Istanbul gefahren. Dort werden die Container auf Lastwagen umgeladen und weiter ins Katastrophengebiet gebracht.

Ludwigshafen hilft: Die Verantwortlichen informieren über die Hilfsaktion.
Ludwigshafen hilft: Die Verantwortlichen informieren über die Hilfsaktion.

„Das sind 1550 Kilometer auf der Straße“, verdeutlicht Frank Hirsch, Geschäftsführer des Ruchheimer Logistikunternehmens HCL. Die international tätige Firma organisiert den Hilfstransport und will ihn mit Unterstützung zweier türkischer Partner ans Ziel bringen. Die Hilfsgüter werden bis zum Wochenende in Gaziantep eintreffen, schätzt Hirsch. Einige Straßen seien mittlerweile wieder passierbar.

Große Schäden

Die Hilfe aus Ludwigshafen ist in der vom Erdbeben schwer getroffenen türkischen Partnerstadt Gaziantep hochwillkommen, sagt Oberbürgermeisterin Steinruck. Sie steht in Kontakt mit ihrer Amtskollegin Fatma Sahin. Es gebe eine Bedarfsliste für Hilfsgüter. „Die Situation vor Ort ist einfach schrecklich. Wir können zielgerichtet helfen und unsere Hilfe kommt direkt vor Ort an“, sagt Steinruck. Sie weiß, dass viele Bürger aus Ludwigshafen mit türkischem Migrationshintergrund besonders betroffen sind von der Naturkatastrophe, die bisher wohl mehr als 35.000 Todesopfer gefordert hat. Es gebe eine Welle des Mitgefühls und der Hilfsbereitschaft.

Eine Lebensmittelspende wird verladen.
Eine Lebensmittelspende wird verladen.

Das zeigt sich auch auf dem Spendenkonto des Freundeskreises Ludwigshafen-Gaziantep, der federführend bei der Organisation der Hilfe ist. Binnen einer Woche wurden 70.000 Euro gespendet, berichtet Vorsitzender Hans-Uwe Daumann. Die Technischen Werke Ludwigshafen, das Wohnungsunternehmen GAG und die Sparkasse Vorderpfalz spenden jeweils 5000 Euro. Angesichts der Schäden sei klar, dass es auch um eine längerfristige Hilfe beim Wiederaufbau gehen müsse. „Unsere Aufgabe ist mit einem Hilfstransport nicht erledigt“, sagt Daumann. Logistik-Manager Hirsch spricht von Jahren, die der Wiederaufbau dauern werde: „Wir helfen, solange gespendet wird.“

Feuerwehr vor Ort

Vor Ort in Gaziantep ist der Ludwigshafener Feuerwehrmann Murat Isik. Er hat Hydraulikgerät dabei, um bei der Bergung von Menschen aus Trümmern helfen zu können. Auch eine Drohne ist im Einsatz, die Luftbilder von den Schäden zeigt. „Es sind grausame Bilder“, sagt OB Steinruck. Die Menschen hätten in der Kälte keine Unterkunft mehr, es fehle am Nötigsten zum Leben. Laut Feuerwehrchef Stefan Bruck funktioniert die Infrastruktur punktuell wieder, etwa beim Mobilfunknetz. Aber Strom, Gas oder Trinkwasser stünden oft nicht zur Verfügung. Durch die Eiseskälte sei die Seuchengefahr durch die Toten in den Trümmern niedriger.

Die Not ist groß, den Menschen in Gaziantep fehlt es am Nötigsten.
Die Not ist groß, den Menschen in Gaziantep fehlt es am Nötigsten.

Ibrahim Yetkin, dessen Frau aus Gaziantep stammt, hat zahlreiche Verwandte im Katastrophengebiet. „Unsere Familienmitglieder haben überlebt, aber einige Bekannte leider nicht“, berichtet das Vorstandsmitglied des Freundeskreises Gaziantep. Die Millionenmetropole erstrecke sich über ein großes Gebiet. Zudem lebten dort viele Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Syrien. Das Schadensbild sei unterschiedlich, in einigen Vierteln stehe kein Stein mehr auf dem anderen, andere seien weniger betroffen. Ein Überblick fehle noch. „Die Menschen haben große Angst, das weitere Gebäude einstürzen. Meine Verwandten schlafen in Autos“, erzählt Yetkin. Er schätzt, dass in Ludwigshafen bis zu 4000 Menschen leben, die aus dem Erdbebengebiet stammen.

Noch Fragen?

Der Freundeskreis Ludwigshafen-Gaziantep bittet weiter um Geldspenden auf das vereinseigene Spendenkonto, Stichwort Erdbeben, Konto IBAN DE67 5455 0010 0191 2849 34 bei der Sparkasse Vorderpfalz. Der Verein „Help me“ sammelt Geldspenden für die Menschen im betroffenen Gebiet unter dem Verwendungszweck Türkei, IBAN DE91 6709 0000 0093 5502 00 bei der VR Bank Rhein-Neckar.

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