Ludwigshafen Henkel braucht gute Augen und offene Ohren

Die Resonanz im kleinen Zimmer des Friesenheimer Gemeindehauses ist gestern Abend nicht zufällig ungewöhnlich groß gewesen: Denn diese Sitzung des Ortsbeirats war aus mehreren Gründen eine ganz besondere. Es war die erste nach den Kommunalwahlen am 25. Mai, Günther Henkel (56, SPD) wurde als neuer Ortsvorsteher verpflichtet und sein Vorgänger Carlo Saxl (75, CDU) nach 15 Amtsjahren verabschiedet.

„Carlo, jetzt bist du Friesenheimer Geschichte. Du hast den Weg an die Wand geschafft“, sagte der mittlerweile fünfte Ortsvorsteher augenzwinkernd zum scheidenden vierten, als er ihm ein gerahmtes Schwarz-weiß-Porträt überreichte, das nun die Galerie der Amtsinhaber des mit rund 30 Zuhörern proppenvollen Sitzungszimmers vervollständigt. „Sie waren ein Kümmerer. Ich habe ihre Arbeit sehr bewundert“, würdigte Kämmerer und Beigeordneter Dieter Feid (SPD) den Theologie-Professor, der dem Rat vier Jahrzehnte angehört hat. „Das ist schon ein komisches Gefühl“, sagte Saxl zu seinem Abschied. „Friesenheim ist für mich nach Stationen in Südtirol, London, Berlin, Trier, Speyer und der Ludwigshafener Gartenstadt zu meiner Heimat geworden.“ Für Friesenheim sei der heutige ein wichtiger Tag, sagte er schließlich mit Blick auf seinen Nachfolger, dem Saxl „ein gutes Händchen, offene Augen und offene Ohren für die Anliegen der Bürger Friesenheims“ wünschte – ein gewachsener Stadtteil, der mit knapp 19.000 Einwohnern zu den größten und zu den beliebtesten in Ludwigshafen zählt. Der von Feid vereidigte Henkel, der am 27. Juli 57 wird und von Beruf kaufmännischer Angestellter ist, kündigte an, dass er im Ortsbeirat mehr Transparenz schaffen, parteiübergreifend „einen Mehrwert für die Bürger erreichen“ wolle und für „ein konstruktives Miteinander“ in dem 15-köpfigen Gremium stehe, das sich gestern konstituierte. „Ich lade Sie alle ein, mitzumachen. Ich lade Sie ein, uns zu beobachten“, sagte er in Richtung der Zuhörer, denen sich die im Mai gewählten und gestern per Handschlag von Henkel verpflichteten Politiker jeweils einzeln vorstellten. Zu Henkels Stellvertretern wurden mit je 14 von 15 möglichen Stimmen Constanze Kraus (48, CDU) und Christian Schreider (42, SPD) bestimmt. Jurist Schreider ist Sprecher seiner Partei im Rat und arbeitet im Innenministerium. Kraus ist im kirchlichen Dienst tätig und reichte Henkel im Namen der CDU-Fraktion die Hand für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Von Frust über die Panne am 8. Juni war bei ihr nichts mehr zu spüren. In der Stichwahl-Nacht galt Kraus noch als Siegerin, lag zunächst mit elf, dann korrigiert mit 55 Stimmen vor ihrem Konkurrenten. Tags drauf dann der Nackenschlag: Beim Zuordnen der Stimmen im Rathaus wurde ein Fehler gemacht. Tatsächlich lag Henkel mit 75 Stimmen vorne und wurde nachträglich zum Gewinner erklärt. Seine Stellvertreter müssen übrigens gleich für ihn in die Bresche springen: In wenigen Tagen fährt der neue Ortsvorsteher für zwei Wochen in die Ferien. „Nach Tschechien“, wie seine Frau Pavla verriet, die gestern fleißig Fotos schoss. Stärkste politische Kraft im Rat ist die CDU mit sechs Sitzen vor der SPD (5), der FWG (2), Grünen und FDP (je 1). Jüngstes Ratsmitglied ist Jenny Beyer (30, SPD), das älteste Hans-Henning Kleb (72, Grüne). Einen personellen Wechsel gab’s zuletzt auch im Sekretariat des Gemeindehauses. Nach über 20 Jahren räumte Monika Skutke (64) für Sheila Prinz (47) den Stuhl. Das Ortsvorsteherbüro ist montags bis donnerstags von 7.30 bis 12 Uhr telefonisch unter 0621/5042127 zu erreichen. (ier)

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