Ludwigshafen Geburt der Moderne

Klavierlied, romantisch und modern, war angesagt beim jüngsten „Musiksalon“ des Mannheimer Nationaltheaters in der Montagehalle. Mit Werken von Brahms, Ravel und Schönberg setzten Bariton Thomas Berau und Solorepetitor Elias Corrinth am Flügel anregende künstlerische Akzente.

Den Schwerpunkt des Programms bildete im zweiten Teil Schönbergs 1908/09 entstandene Vertonung von 15 Gedichten aus Stefan Georges Zyklus „Das Buch der hängenden Gärten“, in der er sich endgültig lossagte von dem in der europäischen Musik bis dahin herrschenden tonalen System. Es war die Geburtsstunde der musikalischen Moderne des 20. Jahrhunderts. Vor Schönbergs Zyklus wurden neun hoch expressive, durch düstere Klangbilder bestimmte Lieder von Brahms nach Texten August von Platens und Georg Friedrich Daumers und Ravels exquisite letzte Komposition „Don Quichotte à Dulcinée“ vorgetragen. Das anspruchsvolle Programm erklang in durchweg adäquaten Aufführungen. Berau und Corrinth bildeten ein vorzügliches Liedduo und boten vokale Kammermusik von hohem Anspruch. Ersterer profilierte sich als ebenso kluger wie sensibler Stilist, mit sehr angenehm gefärbtem, auch im tiefen Register sonorem, zu dramatischen Tönen ebenfalls fähigem lyrischem Bariton. Besonders hervorzuheben ist Beraus – auch bei Ravels französischen Liedern – stets vorbildlich klare, aus-drucksvolle, sehr intensive Textdiktion. Andererseits nahm der Sänger durch ausgeprägte Pianokultur für sich ein, durch delikate Tonnuancen, so etwa am Ende von Brahms’ „Bitteres zu sagen denkst du“ oder durch entrückte Zwischentöne, geheimnis-volle, atmosphärisch intensive Farbwirkungen in den George-Liedern („Das schöne Beet betrachte ich mir im Harren“!, „Als wir hinter dem beblümten Tore“!). Ebenfalls in der Erinnerung blieb der elegante, übermütige Gestus von Ravels Trinklied, das auch Pianist Corrinth, ein vorzüglicher Begleiter, ausgesprochen bravourös präsentierte. Für seine gestalterische Präsenz sprach zudem der gewichtige, düstere Abgesang nach dem letzten George-Lied. Wirkungsvoll exponiert wurde schließlich die kurze Zugabe, eine Rilke-Vertonung.

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