Ludwigshafen Eine Herzensangelegenheit

Ludwigshafen. Dana Heimen gehört zu den vielversprechenden Tennis-Talenten des BASF TC Ludwigshafen. Die Elfjährige gewann zu Jahresbeginn den U12-Titel bei den rheinland-pfälzischen Jugend-Hallenmeisterschaften und gab dabei im Turnierverlauf nur drei Spiele ab. Dabei hätte sie auch in einer anderen Sportart durchstarten können.

An einem Sonntagabend im Frühherbst des Jahres 2013 saß Dana Heimen im badischen Örtchen Ketsch zu Hause auf dem Küchentisch, als ihre Mutter ihr nach einer Internetrecherche erzählte, dass sie in der deutschen Bestenliste im leichtathletischen Dreikampf ihrer Altersklasse auf Platz eins stehe. Viele Kinder hätten in diesem Moment wahrscheinlich einen Luftsprung gemacht. Oder lautstark ihre Freude herausgeschrien. Dana Heimen sagte ganz nüchtern: „Ich mag Tennis aber mehr.“ Die heute Elfjährige hätte vermutlich eine ziemlich gute Leichtathletin werden können. Schließlich gehörte sie 2012 und 2013 jeweils zu den Allerbesten in der deutschen Bestenliste im Dreikampf in ihrer Altersklasse. Michael Hoffmann, der 2013 verstorbene Leichtathletik-Abteilungsleiter der MTG Mannheim, hatte sie gefördert, in ihr ein großes Talent gesehen. Doch die Liebe zur Leichtathletik, die begann ab jenem Tag im Jahr 2011 an Kraft zu verlieren, als sie an einem Tennis-Schnuppertraining teilnahm – erst ganz langsam, fast unmerklich, dann immer stärker. Noch heute berichtet Dana Heimen mit einem Strahlen in den Augen von ihrem ersten Tennistraining: „Gleich den ersten Ball habe ich getroffen. Und er ist sogar im Feld gelandet.“ Es war ein Treffer in ihr (Tennis-)Herz. Zu jenem Zeitpunkt, als sie auf dem Küchentisch sitzend eine Liebeserklärung an das Spiel mit dem gelben Filzball aussprach, war sie im Tennis bereits mehrfache Bezirksmeisterin – der höchste zu erringende Titel in diesem Alter – und badische Auswahlspielerin. Sie war also quasi in zwei Sportarten eine Überfliegerin. Ihr Vater Dieter Heimen, Ex-Fußball-Profi (unter anderem Waldhof Mannheim, Schalke 04 und Darmstadt 98), sagt, die Entscheidung zugunsten von Tennis habe ihn überrascht: „Sie hat sich nicht vom Erfolg leiten lassen, der damals in der Leichtathletik größer war. Sondern sie hat das gemacht, was sie will.“ Sie ist also ihrem Herzen gefolgt. Dana Heimen, die Ende Mai in Ludwigshafen mit Tennislegende Steffi Graf trainieren durfte, kann das alles wunderschön begründen. Bei allem, was sie erzählt, klingt das Kindliche in ihr durch. Aber ihre Antworten wirken auch schon sehr reif, sehr überlegt für ihr Alter. Sie sagt nichts, was sie nicht sagen will. Sportliche Ziele will sie nicht preisgeben, erzählt nur, „sie wolle schon etwas gewinnen“. Erst einmal möchte die Schülerin des Hockenheimer Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums ihre Beinarbeit verbessern. Das würde dann automatisch zu Erfolgen führen. Dana Heimen erzählt, dass es schön wäre, mal Tennisprofi zu werden. Der Schützling von Steffen Neutert vergisst aber auch nicht zu erwähnen, dass es ein unglaublich schwerer Weg dahin sei. Die Sätze klingen dabei nicht auswendig gelernt, sondern natürlich. Man hat den Eindruck, dass sich Heimen von nichts aus der Ruhe bringen lässt. Bei ihrem ersten Tennisturnier muss sie mit ihrem gewöhnlichen Rucksack und ohne Ahnung vom Turnierablauf auf so manchen Turnierteilnehmer wie ein Schalke-Fan, der sich in den Dortmund-Fanblock verirrt hat, gewirkt haben. Heimen besiegte ihre Erstrunden-Gegnerin, mit riesiger Wilson-Tennistasche angereist, allerdings 4:0, 4:0 und spielte sich bis ins Finale. Seitdem ist sie ihren Weg gegangen. Es folgten vier von fünf möglichen Bezirksmeistertitel, Training am badischen Förderzentrum in Leimen, der Einzug in das Endspiel bei den süddeutschen Meisterschaften 2013 in der Halle. In diesem Jahr, mittlerweile für den BASF TC Ludwigshafen aktiv, holte sie bereits mehrere Turniersiege. In ihrer Altersklasse gehört sie in Deutschland zum Kreis der besten Spielerinnen, steht aktuell auf Platz vier der Bestenliste ihrer Altersklasse U12. Bei den deutschen Meisterschaften der U13 in Ludwigshafen schied sie Ende Mai in der ersten Runde aus. Den Kontakt zum BASF TC hat übrigens Verbandstrainer Robert Pfeffer hergestellt, der früher zusammen mit Dieter Heimen bei Waldhof Mannheim kickte. Was Dana Heimen antreibt, ist weniger der Erfolg („Nicht die Vergangenheit, das Jetzt ist wichtig“), sondern ihr unglaublicher Ehrgeiz. Als sie einmal bei einem Turnier gegen ihre Gegnerin im Champions-Tiebreak trotz 9:2-Führung noch mit 9:11 verlor, sprach sie danach auf der Heimfahrt kein Wort, verschwand danach auf ihr Zimmer, knallte die Tür zu. Zwei Stunden später stand sie in Tenniskleidung im Wohnzimmer und sagte zu ihrem Papa. „Komm, wir gehen jetzt trainieren.“ Ihre Liebe zum Tennis war eben nur kurz erschüttert. Ganz kurz. Dana Heimen sagt, sie habe nie an der Entscheidung gezweifelt, die sie an jenem Herbsttag im Jahr 2013 so deutlich geäußert hat.

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