Ludwigshafen Ein gutes Gefühl für alle

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„Wir essen hier gemeinsam“ – Gemeindediakon Johannes Sinn stimmte die Besucher der Kindervesperkirche musikalisch auf die anstehende Mahlzeit ein. Über 100 Augenpaare blickten ihn dabei täglich an. So viele Kinder waren von Montag bis Donnerstag in der Kindervesperkirche zu Gast. Die sangen nicht nur gemeinsam, sondern erhielten auch ein Drei-Gänge-Mittagessen und hatten danach noch Zeit für Spiele. Gestern ging die vierte Ludwigshafener Kindervesperkirche mit einem gemeinsamen Familienfest zu Ende. In der Kindervesperkirche gibt es kein arm oder reich, sondern nur Kinder. „Und ich bin sicher, ihr habt alle Hunger“, sagte die evangelische Jugendpfarrerin Kerstin Bartels bei der Begrüßung. Wobei das „richtige“ Willkommen Adler-Stadionsprecher Udo Scholz übernahm, der die Grundschüler am Eingang mit einem lauten „Hallo“ in Empfang nahm. „Udo ist die Schnittstelle für alle“, erzählte Bartels. Nicht nur für die kleinen, sondern auch für die großen Schüler, denn das Essen wurde jeden Tag von Klassen weiterführender Schulen serviert. Und die „Großen“ versorgte Scholz dafür mit Geschichten über die Eishockeyspieler von den Adlern. An diesem Tag kamen die Helfer von einem Religionskurs des Geschwister-Scholl-Gymnasiums. „Wir waren letztes Jahr schon zum Helfen hier, und die Schüler fanden es alle total okay“, erzählte Lehrer Markus Kreß. Und Christina Reker, Schulleiterin der Schillerschule Mundenheim, die dieses Jahr täglich mit einer Klassenstufe bei der Kindervesperkirche zu Gast war, ergänzte: „Für unsere Schüler ist es etwas Besonderes, dass sie so viel Aufmerksamkeit von den ,Großen’, bekommen.“ Sie umschrieb damit eine wichtige Komponente der Vesperkirche, der es nicht um eine Armenspeisung, sondern um weit mehr geht: ein Gefühl von Zugehörigkeit und Zusammengehörigkeit. Dafür steht auch die Berufsbildende Schule für Sozialwesen, Gesundheit und Hauswirtschaft. Die angehenden Sozialassistenten rückten an jedem Tag in Klassenstärke an, um mit den Kindern nach dem Essen zu spielen. Regenmacher zum Beispiel, oder Fußball, Yoga, Schattenmalen und Kekshäuschen bauen. „Die BBS-Schüler waren schon vor den Herbstferien bei uns in den Klassen und haben sich vorgestellt. Seitdem haben sich unsere Kinder darauf gefreut und fast kein anderes Gesprächsthema mehr gehabt“, berichtete Lehrer Florian Himmighöfer. Tatsächlich hatten Emre, Josy, Alex und Hamza trotz des dampfenden Spinats mit Kartoffeln und Rührei nur ein Thema: „Wo gehen wir nachher spielen?“ Keine leichte Entscheidung, schließlich musste jedes Kind aus sechs Angeboten zwei auswählen. „Eine verdammt schwere Entscheidung“, wusste Kerstin Bartels, freute sich aber, dass die Auswahl beinahe geräuschlos vor sich ging. Dafür herrschte in der Küche Hochbetrieb. „Während die Kinder spielen, sind wir beim Spülen“, erklärte Pastoralreferent Markus Zimmermann, Koordinator der Küchenmannschaft, die von Ute Schill-Schneider geleitet wurde. „Das Frühteam ist schon um 6.30 Uhr hier und kocht Kaffee für das eigentliche Küchenteam, das um 8.30 Uhr kommt und alles vorbereitet.“ Bis zu acht ehrenamtliche Helfer standen täglich in der Vesperkirchenküche und bereiteten das Essen vor, das die „Großen“ im Anschluss an die „Kleinen“ verteilten. „Dann ist bei uns etwas Ruhe, ehe es wieder mit dem Spülen weitergeht.“ Viel Arbeit, aber alle Helfer seien gern dabei, versicherten Zimmermann und Schill-Schneider: „Mit den Kindern zu arbeiten, macht allen Spaß.“ Die Gäste der Kindervesperkirche bekamen davon ohnehin nicht viel mit, sie konzentrierten sich nach dem Essen lieber auf die Spielangebote. Zeit für Kerstin Bartels, einmal ordentlich durchzuschnaufen: „Jeden Tag herrscht vorher immer ein bisschen Unsicherheit, ob den Kindern das Essen schmeckt oder ob sie die Angebote annehmen.“ Aber jeden Tag klappte immer alles wie am Schnürchen. „Deshalb ist auch die Bilanz im vierten Jahr rundherum positiv“, versicherte die Jugendpfarrerin und schloss damit „Kleine“, „Große“ und Ehrenamtliche ins Lob ein – und natürlich auch Udo Scholz.

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