Ludwigshafen Ein abgebrühtes Team

Ludwigsburg. Die Einsicht kam schnell. Hartmut Mayerhoffer, Trainer des Handball-Bundesligisten SG BBM Bietigheim, fand nach der 24:26 (11:13)-Niederlage seiner Mannschaft gegen die TSG Ludwigshafen-Friesenheim (RHEINPFALZ am SONNTAG berichtete) klare Worte für die Schlappe seiner Mannschaft. Der Bietigheimer Cheftrainer hatte wenige Minten nach der Partie den Grund für die erste Niederlage in der noblen MHP-Arena in Ludwigsburg schon analysiert. „Wir haben in den entscheidenden Phasen wichtige Bälle verworfen“, haderte Mayerhoffer. Knackpunkt des Spiels war aus seiner Sicht die 15. Spielminute gewesen. Da vergab Bietigheim beim Stande von 8:5 zwei gute Möglichkeiten. Das Schlusslicht war auf die Verliererstraße abgebogen. So eindimensional lassen sich aber Niederlagen selten analysieren. Am Samstag gab es letztlich auch mehrere Gründe, warum das Spiel ab der 15. Spielminute plötzlich eine andere Richtung nahm und in der mit 2208 Zuschauern mittelmäßig gefüllten Ludwigsburger Arena nur noch die etwa 50 mitgereisten Friesenheimer Fans zu hören waren. Bietigheim konnte sich nach dem starken Beginn nicht mehr steigern. Friesenheim hingegen hatte sich nach Anlaufschwierigkeiten auf den Gegner gut eingestellt. Die Mannschaft spielte nun ganz konzentriert und abgebrüht. Sie verstand es problemlos mit dem Druck des Gewinnenmüssens umzugehen. Das hatte TSG-Trainer Thomas König und die Fans verblüfft, aber auch stolz gemacht. Denn nur mit einem Sieg in Bietigheim blieb die reelle Chance auf den Klassenverbleib in der Bundesliga erhalten. Das wussten alle Beteiligten. „Wir haben 60 Minuten sehr stabil in der Abwehr gestanden und nur wenige Chancen der Bietigheimer zugelassen“, listete König einen weiteren Grund für den dritten Auswärtssieg in dieser Saison auf. Die Defensive verblüffte wahrhaftig, wenn man bedenkt, dass Abwehrchef Gunnar Dietrich seit Wochen verletzt fehlt. Oliver Tesch jedoch ersetzt Dietrich nun hervorragend. In Bietigheim war Tesch einer der besten TSG-Spieler, weil er kompromisslos in die Zweikämpfe ging, sich voll ins Zeug legte und – wie seine Mitspieler auch – an die eigenen Stärken glaubte. Die kamen dann schließlich immer mehr und immer besser zur Geltung. „Wir haben unser Niveau bis zum Schluss durchgezogen. Dann können wir auch gewinnen“, betonte Torwart Kevin Klier. Dann könne die Mannschaft auch unerwartete Ausfälle wie den von Stephan Just ausgleichen. Der 36-Jährige musste nach 15 Minuten verletzt aus dem Spiel, weil die alte Rückenverletzung wieder aufgebrochen war. Ob Just am Mittwoch in Balingen (Anwurf: 20.15 Uhr) spielen kann, ließ Physiotherapeut Wolfgang Corbie offen. Wie die Friesenheimer Mannschaft mit dem Ausfall des Leistungsträgers Just aber umgegangen war, zeigte abermals, wie abgebrüht das Team mittlerweile ist – und was eben mit Willensstärke und Glaube alles zu erreichen ist. Doch diese Mannschaft löst sich zum Saisonende auf. „Das ist sehr schade, denn wir haben gezeigt, zu was wir im Stande sind“, bedauert Kevin Klier. Der Torwart hofft, dass im Umfeld bald wieder Ruhe eingekehrt. Dort brodelt es weiter heftig, weil sich der Gesellschafterrat uneins über die Nachfolge des scheidenden Geschäftsführers Werner Fischer ist. Klier ist auch ein möglicher Kandidat. „Man hat mit mir nur einmal gesprochen. Das ist lange her. Seitdem habe ich nichts mehr gehört“, sagte Klier am Samstag.

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