Ludwigshafen Durchsuchung war längst genehmigt

In Frankenthal stehen drei Angeklagte vor Gericht, weil sie nacheinander zwei Unternehmer entführt und ermordet haben sollen. Schon nach der ersten Tat hatte ein Richter der Polizei erlaubt, das Zimmer eines der Verdächtigen zu durchsuchen. Doch die Beamten schlugen erst zu, als es ein zweites Opfer gab: den Ludwigshafener Geschäftsmann Ismail Torun.

Gut besucht war das Ludwigshafener Lokal, als Spezialkräfte der Polizei an einem Freitag im Januar hineinstürmten, berichtet der Ermittler den Richtern. Die Gäste durften bald gehen. Denn der Einsatz galt einem 38-Jährigen. Der hauste damals zusammen mit einem anderen Mann in einer Zwei-Zimmer-Wohnung, die mit der Gaststätte verbunden ist. Mittlerweile sitzt der Verdächtige als einer von drei mutmaßlichen Doppelmördern in Frankenthal auf der Anklagebank. Schließlich sollen er und seine Komplizen zunächst einen reichen Automatenaufsteller aus dem badischen Brühl entführt und erdrosselt haben. Dessen toter Körper lag am 26. November 2016 bäuchlings und mit über den Kopf gezogenem Hemd am Willersinn-Weiher. Wenige Wochen später schnappten sich die Täter dann schon das nächste Opfer, den Firmenchef Ismail Torun. Am 6. Januar fand die Polizei dessen Leichnam im Dürkheimer Bruch. Und noch am gleichen Tag marschierten die schwer bewaffneten Spezialkräfte auf. Ihnen folgten Kriminalpolizisten, sie durchsuchten das Lokal und das Zimmer des 38-Jährigen. Dort fanden sie, so berichtet es der Einsatzleiter nun im Prozess, zum Beispiel Kaufbelege für Kabelbinder. Mit solchen Plastikstreifen waren die beiden Opfer gefesselt worden. Außerdem entdeckten die Ermittler eine schwarze Stofftasche. In ihr hatte ein Bote den Entführern fast eine Million Euro Bargeld übergeben, nun barg der Beutel noch exakt 219.800 Euro. Und eine belgische Pistole, bestückt mit einem gefüllten Fünf-Schuss-Magazin. Doch trotz ihres scheinbar prompten Fahndungserfolgs steht die Polizei mittlerweile in der Kritik. Denn auf die Spur des 38-Jährigen war sie schon nach der ersten Tat gekommen: Als sie ihr zweites Opfer in einer Mannheimer Hinterhof-Lagerhalle überwältigten, wurden die Telefone der Täter längst abgehört. Und an ihrem offenbar für den Transport der Opfer verwendeten Renault-Lieferwagen hing ein Peilsender. Also stellen Anwälte der Angehörigen immer drängender die Frage, ob die Ermittler Torun nicht hätten retten können. Umso besser passt für sie ins Bild, was der Leiter jener Ermittlertruppe berichtet, die das Zimmer des 38-Jährigen durchstöberte. Der Kommissar hatte mit dem Fall sonst nichts zu tun. Also kann er nicht sagen, wer was wann beschlossen hat. Doch er weiß: Diese Durchsuchung hatte ein Richter am 22. Dezember bewilligt – fast zwei Wochen bevor der 38-Jährige und seine Komplizen sich ihr zweites Opfer schnappten.

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