Ludwigshafen Dialekt und Selbstbewusstsein

„Alla passt immer“ – so die Antwort von Mundartkünstler Arnim Töpel auf die Frage, welches Dialekt-Wort er als Sprachbotschafter
»Alla passt immer« – so die Antwort von Mundartkünstler Arnim Töpel auf die Frage, welches Dialekt-Wort er als Sprachbotschafter dem Publikum mitgeben möchte.

„Was ist Heimat?“ – mit dieser Frage hat sich am Donnerstagabend eine Veranstaltung der Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP) in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk und dem Ernst-Bloch-Zentrum beschäftigt. Über 100 Zuhörer verfolgten die Beiträge unter dem Titel „Kultur prägt: Ein Abend über Region und Identität der Metropolregion Rhein-Neckar“.

„Alla passt immer“, sagt Mundartkünstler Arnim Töpel auf die Frage von SWR-Moderatorin Ariane Binder, welches Dialekt-Wort er als Sprachbotschafter dem Publikum mitgeben möchte. Er singt am Klavier im Dialekt. Zwischen den Liedern schreitet Töpel mit großen Schritten ins Publikum und sinniert über Dialekt und Heimat, die – so seine Botschaft – Verwurzelung und Identität bieten können. In den Nachkriegsjahren negativ besetzt, könnten heute Heimat und Dialekt ans Herz gehen, ohne dass man in Heimattümelei versinke. Mehr als 60 Prozent der Rheinland-Pfälzer fühlen sich nicht mehr als Rheinhessen, Pfälzer oder Eifelaner, sondern als Rheinland-Pfälzer, erläutert Heike Arend, die Vorsitzende von ZIRP. Auch im Film, ein Zusammenschnitt einer Serie des SWR, kommt zum Ausdruck, dass Rheinland-Pfalz, aus geschichtlich getrennten Regionen zusammengewürfelt, inzwischen zusammengewachsen ist. Ein Reise-Blogger radelt dabei einmal um Rheinland-Pfalz herum. Seine Reise führt an den Grenzen des Bundeslandes entlang und in die Geschichte hinein. Bildstarke Aufnahmen aus der Gegenwart vermischen sich mit interessantem Archiv-Material, wobei Rheinland-Pfälzer wortgewaltig zu hören und zu sehen sind. Sie haben sich verändert, viele sind nach dem Krieg hinzugezogen. In den Nachkriegsjahren hatten die Rheinland-Pfälzer Hunger, auch nach Kultur. Wie Kultur in den letzten 70 Jahren die Metropolregion Rhein-Neckar prägte, ist das Thema der Podiumsdiskussion der Kulturverantwortlichen, die auf Töpels Beitrag folgt. „Ein Schmelztiegel“ sei die Metropolregion, mit Betonung auf Metropole, meint Fabian Burstein, Leiter des Kulturbüros der Stadt Ludwigshafen. Mit „Enjoy Jazz“ sei es gelungen, drei Großstädte in einem gemeinsamen Projekt zu vereinen. Viele Brücken gebe es mittlerweile zwischen Mannheim und Ludwigshafen, auch in den Köpfen. „Wir hier, da drüben die Mannheimer, das zeugt gleichzeitig von einem Komplex und großem Selbstbewusstsein der Ludwigshafener“, sagt Thomas Kraus, Leiter des Kulturbüros Rhein-Neckar, unter Applaus des Publikums über den Humor der Ludwigshafener. „Man braucht einen langen Atem in der Region, aber in den letzten zehn Jahren sind Ludwigshafen, Mannheim und Heidelberg sehr zusammengewachsen“, betont Barbara Auer, Direktorin des Kunstvereins Ludwigshafen. „Sprich mit mir“ heißt eines ihrer Projekte zur Integration von Flüchtlingen. Zusätzlich auch noch Dialekt zu lernen wäre für sie jedoch zu viel. Ingo Schöningh, Leiter des Goethe-Instituts Mannheim, widerspricht: „Bei Handwerkern macht man sich mit Hochdeutsch lächerlich.“ Die gelungene Integration in den Arbeitsmarkt beinhalte auch ein wenig Dialekt. Eine lebhafte Diskussion – auch mit dem Publikum – über die Möglichkeiten, bildungsferne Kreise an Kultur heranzuführen, beendet diesen Teil des Abends. Es folgen gutes Essen und Trinken – auch ein wichtiges Element von Kultur und ein Beitrag zum Kontakt über Ländergrenzen hinweg.

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